Walter Baur kennt die Anzahl der Treppenstufen genau, zählt immer mit. Für den richtigen Umgang mit Menschen ist es aus seiner Sicht wichtig, dass blinde, sehbehinderte oder seheingeschränkte Personen Kennzeichen wie Abzeichen, Armbinde oder Blindenlangstock nutzen.
Bild: Maike Scholz
Walter Baur kennt die Anzahl der Treppenstufen genau, zählt immer mit. Für den richtigen Umgang mit Menschen ist es aus seiner Sicht wichtig, dass blinde, sehbehinderte oder seheingeschränkte Personen Kennzeichen wie Abzeichen, Armbinde oder Blindenlangstock nutzen.
Bild: Maike Scholz
Walter Baur kennt die Anzahl der Treppenstufen im Haus ganz genau – jene bis zur Tür, in den Keller oder auch in den Garten. Er zählt mit, kann sich somit eigenständig und sicher bewegen. Warum das so wichtig ist? Walter Baur ist sehbehindert. Der 69-Jährige ist Blinden- und Sehbehindertenberater beim Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbund. Baur lebt in Heimertingen, ist in der Bezirksgruppe Allgäu mit Büro in Kempten als Berater für das Unterallgäu und Memmingen zuständig. Immer wieder erlebt er Situationen im Alltag, die ihn dazu bewegen, das Thema des Umgangs mit blinden und sehbehinderten sowie seheingeschränkten Menschen zu forcieren.
Walter Baur wurde, wie er erzählt, als Kind einäugig geboren. Das linke Auge war blind, hatte keine Funktion. Da es dennoch Schmerz verursachte, wurde es durch eine Prothese ersetzt. Im Jahr 2004 kam es dann beim rechten Auge zu einer Netzhautablösung. Operationen folgten. Sein so und so eingeschränktes Gesichtsfeld erlitt weitere Ausfälle.
Der gelernte Industriekaufmann, der zuletzt länger bei der Stadt Memmingen tätig war, hatte seit seiner Kindheit gelernt, diese Beeinträchtigungen zu kompensieren, damit er im Alltag zurechtkommt. Seit dem Jahr 2006 ist er verrentet. So kam er auch zum Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbund, absolvierte die eineinhalbjährige Ausbildung zum Berater. Seit 2008 ist er als dieser tätig. Dabei gehe es vor allem um rechtliche Vorgänge.
In der Bezirksgruppe herrsche ein reger Austausch. Immer wieder sei dabei auch der Umgang mit blinden und sehbehinderten Menschen Thema. „Wir organisieren zum Beispiel auch Schulbesuche, um für das Thema zu sensibilisieren“, erzählt der 69-Jährige.
Dennoch könnte der Umgang im Alltag besser sein. Er selbst sei schon als Simulant beschimpft worden. „Nur, weil ich eben im Alltag organisiert bin.“ Aber, so sagt Walter Baur auch: „Das Meiste passiert nicht aus Boshaftigkeit, sondern aus Unwissenheit.“ Dazu hat er einige Beispiele.
Über manches werde nicht nachgedacht. „Leider gerät der richtige Umgang auch immer wieder in Vergessenheit“, sagt der 69-Jährige. Deswegen sei es ihm so wichtig, darauf aufmerksam zu machen: „Grundsätzlich gilt: Miteinander zu sprechen, löst die meisten Probleme.“
Sie wollen immer über die neuesten Nachrichten aus Memmingen informiert sein? Abonnieren Sie hier unseren kostenlosen, täglichen Newsletter "Der Tag in Memmingen".