Die Stadt Memmingen möchte das seniorenpolitische Gesamtkonzept weiterführen. Im Ausschuss geht es dabei unter anderem um die Einsamkeit von älteren Menschen, die Digitalisierung und barrierefreies Wohnen.
29.09.2022 | Stand: 18:00 Uhr
Gesundheitsversorgung, Mobilität, Wohnen im Alter, Kontakt und Teilhabe sowie Digitalisierung und die Vorsorgesituation: Die Stadt Memmingen möchte ihr seniorenpolitisches Gesamtkonzept fortführen. Grünes Licht gab es dafür jetzt im Ausschuss für Kultur, Bildung und Soziales. Den Mitgliedern des Gremiums wurden bisher Geleistetes sowie anstehende Projekte vorgestellt. Wichtig dabei: Es soll nicht nur konkret, sondern vor allem auch überprüfbar werden. „Es nützt nichts, wenn wir Maßnahmen nur haben“, sagte Jörg Haldenmayr. Es müsse auch geschaut werden, wie diese Maßnahmen umgesetzt und angenommen werden. Der städtische Referatsleiter zeigte außerdem auf: „Themen im seniorenpolitischen Gesamtkonzept haben nicht nur mit Pflege und Gesundheit zu tun. Teilhabe ist ebenso ein wichtiger Bereich.“
- Das Konzept: Im Jahr 2011 gab es das erste Konzept. Mit der Fortschreibung wurde im Jahr 2020 – unterstützt durch das Basis-Institut – begonnen. Die Corona-Pandemie habe die Erarbeitung verzögert. Zunächst wurden statistische Daten erhoben und wissenschaftlich eingeordnet, dann erfolgte eine Bürgerbefragung. 3000 Personen wurden angeschrieben; 1188 gaben Rückmeldungen. Die Befragung sei zwar nicht repräsentativ, die hohe Rücklaufquote (40 Prozent) zeige dennoch die Wichtigkeit.
Nach 15 Experten-Interviews gab es Anfang Juli dieses Jahres einen Abschlussworkshop – mit Bürgern und Experten. Ergebnisse wurden aufgenommen, sechs Themenschwerpunkte herausgestellt: Gesundheitsversorgung, Barrierefreiheit und Mobilität, Wohnen, Kontakte, Teilhabe und Engagement sowie Digitalisierung und die Vorsorgesituation.
- Ergebnisse: Matthias Ellermann von der Seniorenfachstelle zeigte einige Ergebnisse auf. So grenze die lokale Versorgung mit Ärzten in Memmingen-Süd beispielsweise an eine Unterversorgung. Die Altersstruktur bei Ärzten liege bei 55 Jahren. Wer übernehme nach Renteneintritt? Für die Memmingerinnen und Memminger ist es wichtig, auch im Alter mobil zu bleiben. Neun von zehn Personen möchten Zuhause alt werden.
Kinder und Freunde nicht mit einer Pflege "belasten"
Dieser Wunsch ändert sich bei einer Pflegebedürftigkeit. Da geht es dann eher um barrierefreies sowie betreutes Wohnen. Auffällig sei, dass Kinder und Freunde mit einer Pflege „nicht belastet“ werden sollen. Im Bereich Kontakte, Teilhabe und Engagement wurde deutlich, dass das Thema Einsamkeit eine große Rolle spielt. Soziale Strukturen seien wichtig, ebenso der Bedarf an Angeboten in der digitalen Welt – wenngleich es dort auch Barrieren geben könnte. Ellermanns Beispiel: Auf der städtischen Homepage soll ein PDF-Dokument heruntergeladen werden. Doch was ist eigentlich eine PDF-Datei? Fragen, die es zu beantworten und deren Ansätze es zu lösen gelte.
Im Bereich der Vorsorge zeigt sich, dass sich 60 Prozent der Befragten bereits mit einer Patientenverfügung, einem Testament oder einer Vorsorgevollmacht auseinandergesetzt haben. Mehr Aufklärungsbedarf sieht die Stadt beim barrierefreien Wohnen. Bei der Pflegebedürftigkeit und Unterstützung gebe es immer mehr „Einzelkämpfer“, so Ellermann, weniger Pflegeteams, also beispielsweise mehrere Angehörige.
- Beispiel-Maßnahme: Maßnahmen sollen im Zeitraum der Jahre 2023 bis 2028 zur Umsetzung kommen – immer vorbehaltlich der Haushaltssituation. Insgesamt werden die Kosten auf 129.510 Euro geschätzt. Pro Jahre wären das 21.700 Euro. Ende des Jahrzehnts sei dann die Fortschreibung des seniorenpolitischen Gesamtkonzeptes 2022 geplant. Bis dahin sollen Maßnahmen umgesetzt und entsprechend überprüft werden.
Als ein Beispiel nannte Ellermann eine niedrigschwellige Unterstützung für ältere Menschen bei Fragen rund um das Thema „digitale Angebote“. Ziele seien, mehr Menschen die Beratung zu Fragen zum Thema zu ermöglichen, die digitalen Kompetenzen der älteren Bürger zu stärken und somit die Sicherheit für Senioren bei der Internetnutzung zu verbessern. Liefe die Organisation Mitte 2024, so könnten ab Mitte 2025 Außensprechstunden angeboten werden. Eine Evaluation mit anschließender Entscheidung über die Zukunft der Maßnahme würde dann bis Mitte 2026 geplant.
- Rückfragen aus dem Gremium: Gibt es Rückschlüsse auf Stadtteile Memmingens mit einem besonderen Bedarf? Diese Frage stellte Fritz Tröger (FDP) in der Ausschusssitzung. Die Antwort: Aus der Umfrage heraus sei das schwierig, klar sei aber mit Blick auf die Demografie, dass dort, wo eine starke Siedlung einsetzte (beispielsweise Steinheim und Amendingen) auch der Anteil an älteren Menschen ansteigen werde.
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