Mittelalter-Spektakel in Bad Grönenbach

Bei „Anno 1525“ in Bad Grönenbach kracht’s, sprüht’s und fetzt’s

Beim nunmehr zehnten „Mittelalter-Spektakel anno 1525“ ließ es Wilfried Mark vom Soldaten- und Bauerntross zu Saulgau mit einer Kanone so richtig krachen.

Beim nunmehr zehnten „Mittelalter-Spektakel anno 1525“ ließ es Wilfried Mark vom Soldaten- und Bauerntross zu Saulgau mit einer Kanone so richtig krachen.

Bild: Franz Kustermann

Beim nunmehr zehnten „Mittelalter-Spektakel anno 1525“ ließ es Wilfried Mark vom Soldaten- und Bauerntross zu Saulgau mit einer Kanone so richtig krachen.

Bild: Franz Kustermann

Das zehnte Mittelalter-Festival lockt die Massen an. 56 historische Marktstände und 20 Lagergruppen versetzen die Besucher in die Zeit vor 500 Jahren.
17.09.2023 | Stand: 18:00 Uhr

Jedes zweite Jahr dreht die „Schwarze Schaar“ seit nunmehr 20 Jahren für drei Tage das Rad der Zeit ins ausgehende Mittelalter und die beginnende Neuzeit zurück; zum achten Mal nun in Bad Grönenbach. Anfangs fand das mittelalterliche Spektakel „Anno 1525“ im stilvollen Ambiente rund um das Hohe Schloss statt, nach dessen Verkauf einmal im Bereich des heutigen Gemeindebauhofes und nun zum zweiten Mal am Feuerwehrhaus.

Hier fehlt zwar etwas das historische Flair zwischen den historischen Gemäuern, doch was das Parken und die Erreichbarkeit des Bauernkriegslagers und Mittelaltermarktes anbelangt, war dies für die Veranstalter geradezu der optimale Standort.

„Nacht der Spielleut’, des Feuers und der Gaumenfreuden“

Neben 56 historischen Marktständen und 20 mittelalterlichen Lagergruppen war heuer erstmals auch die rustikale Bauerngruppe aus Alt-Brettheim mit historischen Tanzvorführungen vor der Bühne mit vertreten. Am Freitagabend lockte die „Nacht der Spielleut’, des Feuers und der Gaumenfreuden“.

Alexander Kubek etwa war mit der „Freien Burghut – Landsknechte zu Gundelfingen“ samt Frau und seiner zweimonatigen Tochter Linea angereist. Er stellte als „Hellebardier“ zusammen mit seinen Mitstreitern einen Kanonierstrupp zur Burgverteidigung von 1525 dar.

Die 14 Aktivisten hatten kleinere Mörser mitgebracht, die einst auf den Schlachtfeldern auch innerhalb der Stadtmauern verwendet wurden, um die Angreifer zurückzuschlagen.

Drei Tage lang in Bad Grönenbach ohne Handy

Nach dem Einzug aller Mitwirkenden ließen sie es gewaltig krachen. Zwar mit Schwarzpulver, aber ohne Kugeln. „So authentisch wie möglich“ will Kubek den Leuten damit die Zeit des späten Mittelalters näherbringen. Und zwar drei Tage lange ohne Handy und Zigaretten. Im Mittelalter durfte laut Kubek schließlich auch nur mit Rauschschein mit einer Bauchpfeife gequalmt werden: „Mit einem Deckel oben drauf, damit die Körnchen des Huflattichs nicht aus der Pfeife rausgesprungen sind.“

Wilfried Mark vom Soldaten- und Bauerntross zu Saulgau hatte ein „Leichtes Feldgeschütz“, mitgebracht. Bei der Vorderlader-Kanone wird vorne das Schwarzpulver eingebracht, im Rohr mit einem Stößel festgestampft und über ein kleines Loch gezündet.

Bei „Anno 1525“ ist auch die „Hephaistos Schmiedezunft“ zu bestaunen

Früher wurden damit sogenannte Kartätschen – Bleikugeln oder Nägel in einem Säckchen – verschossen. Heute wird auf Kommando in den Abendhimmel gefeuert, dass es nur so kracht. Bei einbrechender Dunkelheit wimmelte es nun zwischen den romantischen Lagerfeuern und mit den vielfach mit Öllichtern beleuchteten Verkaufsständen nur so von Besuchern.

Bei der „Hephaistos Schmiedezunft“ erhitzte derweil Hannes Benk aus Heimenkirch mit einem von Hand betätigten, großen Blasebalg langsam einen Stahlklotz bis zur Rotglut, bestreute ihn immer wieder mit Borax-Pulver und ließ ihn von seinen Kollegen mit schweren Vorschlagshämmern breitschlagen.

Geduldig wurde der rot-glühende Stahl immer wieder gefaltet, sodass sich die dünnen Schichten unter Sauerstoff-Ausschluss untereinander nahtlos verschweißten. Auf dem Amboss sprühten die Funken in alle Richtungen und ergaben in der Dunkelheit ein geradezu bizarres Bild.

Beim „Mittelalter-Spektakel“ musiziert die Gruppe „Cuncti Simus“

Die Besucher waren aber nicht nur wegen des einmalig romantischen Ambientes gekommen, das die zahlreichen Feuer auf dem Gelände boten. Sie genossen auch die vielfältigen Gaumenfreuden, wie etwa deftige Schupfnudeln, im Holzbackofen vor Ort frisch gebackenes, krustiges Bauernbrot, leckere Entenkeulen oder auf offenem Feuer gegrilltes Fleisch.

Bei Ulrich Proeller konnten die Besucher bis in die späte Nacht hinein beim Glasblasen zuschauen oder zur mitreißenden Musik von „Cuncti Simus“ bei der Bauerngruppe mittanzen.