Energiewende in Memmingen

Die Stadt Memmingen wird zum Stromlieferanten

Noch spielt der Absatz von Erdgas eine große Rolle bei den  Stadtwerken. Das soll sich nun schrittweise ändern. Weg von fossilen Brennstoffen und hin zu erneuerbaren Energien lautet die Vorgabe für den angestrebten Transformationsprozess der Stadtwerke.

Noch spielt der Absatz von Erdgas eine große Rolle bei den Stadtwerken. Das soll sich nun schrittweise ändern. Weg von fossilen Brennstoffen und hin zu erneuerbaren Energien lautet die Vorgabe für den angestrebten Transformationsprozess der Stadtwerke.

Bild: Sina Schuldt/dpa (Symbolbild)

Noch spielt der Absatz von Erdgas eine große Rolle bei den Stadtwerken. Das soll sich nun schrittweise ändern. Weg von fossilen Brennstoffen und hin zu erneuerbaren Energien lautet die Vorgabe für den angestrebten Transformationsprozess der Stadtwerke.

Bild: Sina Schuldt/dpa (Symbolbild)

Die Stadtwerke Memmingen wollen stärker auf erneuerbare Energien setzen und den Absatz von Erdgas verringern. Welche Projekte die Stadt in Angriff nehmen will.
17.03.2023 | Stand: 07:27 Uhr

Weg vom Erdgas und hin zu erneuerbaren Energien – so lautet die Maxime der Memminger Stadtwerke angesichts des Klimawandels und der wirtschaftlichen Entwicklungen aufgrund der Corona-Pandemie und des Ukrainekriegs. „Wir haben im Bereich erneuerbare Energien bereits Projekte angestoßen und wollen unsere Aktivitäten weiter ausbauen“, sagt Stadtwerkeleiter Marcus Geske im Gespräch mit unserer Redaktion. So werde die Stadt nun auch zum Stromlieferanten. „Wir haben im Februar entschieden, die Stromsparte als neues Geschäftsfeld aufzumachen.“

Was alternative Energieversorgung anbelangt, verfügen die Stadtwerke bislang über fünf gasbetriebene Blockheizkraftwerke (BHKW), mit denen Strom erzeugt und die Abwärme genutzt wird. Drei BHKW versorgen Wohnblocks der Mewo, eines wird von den Stadtwerken in der Gaswerkstraße selbst genutzt und eines befindet sich bereits seit 2012 im Hotel Engelkeller. Darüber hinaus betreibt die Kommune drei Photovoltaikanlagen. Eine auf einem Mietshaus der Mewo in der Buxheimer Straße, eine auf dem Parkhaus in der Bahnhofstraße und eine bei den Trinkwasserbrunnen der Stadt. Dort wird der erzeugte Strom ausschließlich für die Wasserpumpen genutzt.

Marcus Geske, Leiter der Stadtwerke Memmingen
Marcus Geske, Leiter der Stadtwerke Memmingen

Was die Ladestationen für Elektroautos vor und in den Parkhäusern der Stadt betrifft, sollen weitere Wallboxen dazukommen, die mit PV-Anlagen und zugekauftem Ökostrom betrieben und von den Stadtwerken abgerechnet werden. In Sachen Elektromobilität haben die Stadtwerke ein weiteres Projekt mit der Mewo am Laufen. So sollen in Tiefgaragen der Mewo Ladesäulen eingerichtet und der Erlös des Stromverkaufs soll der Stadt zugutekommen. Der Strombedarf könnte durch PV-Anlagen und zugekauften Ökostrom gedeckt werden.

Ein weiteres „zartes Pflänzchen“ in Sachen Stromerzeugung ist laut Geske eine zusammen mit der LEW geplante PV-Anlage bei Ferthofen. Das Projekt könnte 2024 in die Tat umgesetzt werden. Den Gewinn würden sich die Stadtwerke und die LEW 50 zu 50 teilen. Zudem soll beim Gruppenklärwerk eine PV-Anlage entstehen. Der dort erzeugte Strom soll aber nicht verkauft, sondern für den Betrieb des Klärwerks genutzt werden.

Memmingen will Konzept für Wärmenutzung erstellen

Eine größere Rolle als der Stromverkauf wird bei der Transformation der Stadtwerke das Thema Wärme spielen. Aus diesem Grund wird dieses Jahr ein Wärmenutzungskonzept erstellt. „Das wird ein Fahrplan für die Umstellung der 160 Jahre alten Gasversorgung hin zu erneuerbaren Energien“, sagt Geske. Den Plan sollen Fachleute im Auftrag der Stadt erstellen. Die Ausschreibung werde gerade vorbereitet. Bei der Stadt kümmern sich zwei Personen um die Koordinierung der geplanten Umstellung. Allerdings macht Geske deutlich, dass diese Umstellung nicht von heute auf morgen kommt. Wie lange die Zeitspanne sein wird, könne er jetzt nicht sagen. Geske hofft aber darauf, dass man im Jahr 2035 nur noch halb soviel Erdgas benötigt wie heute.

Die Stadtwerke in Memmingen wollen künfitg weniger auf Erdgas setzen.
Die Stadtwerke in Memmingen wollen künfitg weniger auf Erdgas setzen.
Bild: Ulrich Wagner (Symbolbild)

Beim Wärmenutzungskonzept der Stadt sollen alle möglichen Arten der Energiegewinnung berücksichtigt werden – von Holzhackschnitzel bis Grundwasserwärmepumpen, die mit Strom von PV-Anlagen betrieben werden. „Wir sind für alles offen“, unterstreicht der Werksleiter. Am leichtesten sei die Nutzung von erneuerbaren Energien freilich beim Bau von neuen Gebäuden. Als Beispiel nennt er das künftige Freizeitbad, das mit einer Grundwasserwärmepumpe samt PV-Anlage ausgestattet wird. Das gleiche Prinzip könne bei den Neubaugebieten an der Allgäuer Straße und der Grenzhofstraße angewandt werden. „Memmingen verfügt über einen mächtigen Grundwasserstrom“, betont Geske.

Nahwärmenetze sollen in Memmingen ausgebaut werden

Ferner müsse geprüft werden, ob man durch das jetzige Erdgasnetz der Stadt einmal Biogas, Wasserstoff oder synthetische Gase leiten kann. Gleichzeitig müssten Nahwärmenetze ausgebaut werden. Auf diesem Gebiet arbeite die Stadt mit der Mewo in der Berliner Freiheit zusammen, wo bereits ein Heizwerk und ein kleines Nahwärmenetz existieren. Für dessen Ausbau läuft laut dem Werkleiter gerade eine Machbarkeitsstudie.

Häuser in der Altstadt mit erneuerbaren Energien zu heizen, ist wohl am schwierigsten. Da hier nach Geskes Aussage spezielle Hochleistungswärmepumpen benötigt würden. Und deren Einbau sei nicht gerade günstig. Daher wäre ein sogenanntes Contracting denkbar, bei dem die Stadt die Wärmepumpen einbaut und die Wärme an die Hausbesitzer beziehungsweise Mieter verkauft.

Leicht wird es laut Geske für die Stadtwerke sicher nicht, mit erneuerbaren Energien so viel Geld wie bisher mit Erdgas zu verdienen. „Hier gibt es keine pauschale Lösung“, sagt Geske: „Wir stehen ja erst am Anfang. Aber wir sind in alle Richtungen unterwegs und holen Expertisen ein.“

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