Das Ensemble des Landestheaters Schwaben holte Memmingens Oberbürgermeister Jan Rothenbacher (vorne, links) am Marktplatz ab und geleitete ihn durch die Fußgängerzone.
Bild: Werner Mutzel
Das Ensemble des Landestheaters Schwaben holte Memmingens Oberbürgermeister Jan Rothenbacher (vorne, links) am Marktplatz ab und geleitete ihn durch die Fußgängerzone.
Bild: Werner Mutzel
Ein buntes Programm hat das Team des Landestheaters Schwaben (LTS) am Samstag geboten. Die Vielfalt reichte von Führungen im Theater über Workshops und einen Flohmarkt bis hin zu öffentlichen Proben, einem Kinderprogramm und zwei Premieren. Gleichzeitig wurde vor dem Theater auch ein „Fest der Demokratie“ begangen, um diese „im Dialog zu stärken und populistische Tendenzen aufzuzeigen“.
Oberbürgermeister Jan Rothenbacher übergab Intendantin Christine Hofer symbolisch den Schlüssel für die neue Spielzeit 2023/24, die mit einem interessanten Programm aufwartet. Eigentlich für Kinder war die Premiere von „Einsleben!“ am Schweizerberg gedacht. Aber auch die Erwachsenen bedachten die eindrucksvolle Tanzvorführung von Delia Bauen nach einer Inszenierung von Judith Seibert mit viel Applaus. Die neue Spielzeit des LTS steht unter dem Motto „ Ich bin, weil Du bist“. Dies sei ein altes afrikanisches Sprichwort, so Intendantin Christine Hofer, und solle Vergangenheit und Zukunft aus verschiedenen Perspektiven beleuchten.
Das Programm der neuen Spielzeit sei im Team mit den Dramaturgen und mit Blick auf das treue Theaterpublikum entstanden. Hofer sprach von einem lebendigen Austausch der Theaterleute mit ihrem interessierten Publikum, die Wechselwirkung sorge für Spannung auf der Bühne.
Einziger Wermutstropfen in der Freude auf die kommenden Aufführungen ist die Tatsache, dass es für die aktuelle Intendantin und das Ensemble auch die letzte Spielzeit sein wird. Dennoch werde das Team alles geben, um das Publikum für Theater zu interessieren und den begonnenen Dialog fortzusetzen. Designierte Intendantin ab der Spielzeit 2024/25 ist die Münchner Regisseurin Sarah Kohrs. Zu einem lebendigen Austausch zwischen Kunst, Kultur und gelebter Demokratie hatten sich in Kooperation mit dem LTS zahlreiche zivilgesellschaftliche Organisationen und Parteien auf dem Theaterplatz zusammengefunden.
Myriam Gammer von der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) sagte bei der Eröffnung des Festes, dass sich mittlerweile zahlreiche Vereine, Parteien und Partner im „Bündnis Menschenrechte und Demokratie“ engagierten.
Das Theaterfest sei eine gute Gelegenheit zum Dialog über aktuelle gesellschaftliche Fragen, die Wertschätzung für die Menschen und die Stabilität unserer Demokratie, die durch Populisten angegriffen werde.
Choreographin Judith Seibert hat mit „Einsleben!“ eine Auftragsarbeit für das Junge Landestheater Schwaben angenommen. Am Samstagnachmittag war Premiere am Schweizerberg. Seibert begann ihre eigene Ballettausbildung in München und vertiefte ihre Kenntnisse in London und Paris. Die ehemalige Tänzerin an der Bayerischen Staatsoper München will mit einer Tanzperformance Kinder ab vier Jahren erreichen.
In der Inszenierung ist ein quirlig verrücktes Zauberwesen unterwegs, das auf seiner Abenteuerreise durch das Leben von einem Wundermobil begleitet wird. Der Mensch ist ein gefühlsbetontes Wesen, und so spielen ausgelassene Freude, Langeweile, Frust und Wut permanent eine Rolle.
Mit der jungen Tänzerin Delia Bauen hat Siebert für die Rolle des tanzenden Zauberwesens die ideale Besetzung gefunden. Die Schweizerin ist seit einem Jahr festes Ensemblemitglied am Jungen Landestheater Schwaben.
Mit unglaublicher Kondition und spürbarer Freude am ausdrucksvollen Tanz bestreitet sie die 45-minütige Performance. Das dankbare Publikum, darunter auch Oberbürgermeister Jan Rothenbacher mit zweien seiner Kinder, applaudierte lange und hatte eine Künstlerin erlebt, die Kinder und Erwachsene zugleich faszinieren kann.
Nach der Vorstellung traten Dramaturgin Claudia Hoyer und das gesamte Team mit Judith Seibert, Delia Bauen, Ines Naufal, Henning Bakker und Hannah Thiel auf die Bühne und bedankten sich beim Publikum.
Besonders erwähnt wurde übrigens der Rotary-Club „Memmingen-Allgäuer Tor“, der mit einer großzügigen Spende das Junge Landestheater unterstützt habe. So kann die Performance demnächst in zehn Kindergärten wiederholt werden. Bleibt noch die Frage, warum das Stück „Einsleben!“ heißt? Nun, frage man ein Kind, wie viele Leben es habe, antworte es: „Eins!“