Starke Frauen haben im Schloss Lautrach zusammengefunden: Dort sind bis Mitte Oktober Werke der Künstlerinnen (von links) Julia Hiemer, Ronika Tandi-Keck und Anna Pfanzelt zu sehen. Nicht im Bild: Perlagia Mutjawawiri.
Bild: Harald Holstein
Starke Frauen haben im Schloss Lautrach zusammengefunden: Dort sind bis Mitte Oktober Werke der Künstlerinnen (von links) Julia Hiemer, Ronika Tandi-Keck und Anna Pfanzelt zu sehen. Nicht im Bild: Perlagia Mutjawawiri.
Bild: Harald Holstein
In die Tagungsstätte Schloss Lautrach ist geballte Frauenpower eingezogen. Fünf Künstlerinnen stellen nicht nur im Gebäude aus, sondern bespielen auch den gesamten Hofgarten. Sie kultivieren die feine grafische Linie und zarte malerische Werte. Sie verstehen aber auch, mit der Kettensäge zu hantieren und mit Hammer und Meißel Stein zu bearbeiten. Drei von ihnen kommen aus der Region, zwei aus dem fernen Simbabwe. Bis Mitte Oktober zeigen sie hochwertige und sehenswerte Kunst in Grafik, Malerei, Holz und Stein.
Julia Hiemer, Marion Klatt und Anna Pfanzelt, alle ansässig in und um Füssen, stellen im Haus aus und nennen ihre gemeinsame Schau „Verquickungen“. Die roh belassenen, teils bunt bemalten Holzskulpturen von Hiemer gehen mit den kleinformatigen Malereien von Klatt und den großflächigen konzeptuellen Protokollen von Pfanzelt eine spannungsreiche Verbindung ein.
Die Bildhauerin Julia Hiemer (47) glättet ihre mit der Kettensäge grob bearbeiteten Figuren nicht. Sie möchte nichts beschönigen. Zudem sollen der Stamm und seine Form erkennbar bleiben. Oft lässt sie die Rinde des Baumes sichtbar stehen. Ein Birkenstamm, aus dem die Figur herausgearbeitet ist, dient zugleich als Sockel. Das rissige und zerklüftete Elementarwesen „Erde“, das schon ziemlich mitgenommen aussieht, findet sich in illustrer Gesellschaft mit einem Denker, einem Guck-in-die-Luft und einer Frau, die sich an den eigenen Haaren zieht.
Marion Klatt setzt ihre aquarel-lierten Zeichnungen und Bilder mit vielsagenden Titeln in Bezug. In einer Serie erforscht sie „15 Gefühle“. Dabei sagen die Haltung der skizzierten Menschen und die ihnen zugeordneten Farben viel über ihren inneren Zustand aus. In ihren „Ge-schichten“ gestaltet sie freier und verbindet Ausschnitte von zufällig aufgeschnappter Wirklichkeit mit abstrakten Farbschichten.
Anna Pfanzelt (37) bannt Zeit und Raum auf Papier. In einem Werkzyklus geht sie vom Grundriss einer Skulptur aus und zeichnet immer wieder neu die Umrisse des Schattens auf, den die wandernde Sonne auf das Papier wirft. Durch diese spielerische Dokumentation von Planetenbewegungen entstehen rhythmisierte Linien und ästhetische Muster, über die sich trefflich sinnieren lässt. Tritt der Besucher ins Freie, entdeckt er auf einem Rundgang durch die barocke Gartenanlage zahlreiche Steinskulpturen von Ronika Tandi-Keck und Perlagia Mutjawawiri aus Simbabwe. Künstlerinnen, die harte Arbeit am Stein leisten, haben es in Afrika nicht leicht, da dieses Feld von Männern dominiert wird. Die beiden Frauen konnten sich jedoch durchsetzen und sind auch international sehr erfolgreich. Ronika Tandi-Keck (47) kämpft für eine bessere Stellung der Frau und geht auch in ihrer Kunst auf das Leben der Frauen in Afrika ein. Die Skulptur „kitchentalk“ spielt auf die Rolle der Frau an.
Bereits bei ihrer beruflichen Arbeit denken Frauen an die Versorgung von Mann und Kindern. Sie müssten eine viel größere Belastung im Alltag aushalten, erzählt Ronika Tandi-Keck, die teils in Simbabwe und in Deutschland lebt. Ihre Skulpturen drücken diese Spannungen in weitgehend abstrakten Formen aus. Es dominieren weiche und fließende Formen. Menschen begegnen sich in Wellen („Three getting together in waves“) oder sind in ihrer Beziehung zugleich eins und doch getrennt („Discussing our relationship“).
Ganz ins Abstrakte geht Perlagia Mutjawawiri (45). Sie lasse sich vom Charakter und den Gefühlen der Menschen inspirieren, schreibt sie über ihre Kunst. „Love with a hook“ erinnert in geometrischen, aber elegant verschachtelten Formen daran, dass Liebe süß und bitter sein kann.
Zur Vernissage spielten die aus Simbabwe stammende Musikerinnen der „Pamuzinda Female Version“ und verstärkten das Zusammenspiel zwischen afrikanischen und barocken Skulpturen. Aber auch ohne Musik ist diese bereichernde Schau starker Künstlerinnen ein Vergnügen.
Die Ausstellung ist zu folgenden Zeiten zu besichtigen: Montag bis Freitag 9 bis 20 Uhr, Samstag und Sonntag 9 bis 18 Uhr (für Wochenenden anfragen unter Telefon 08394/9100).