Neue Ausstellung in der Mewo-Kunsthalle

Künstler Guido Weggenmann versetzt in Memmingen Werke in Bewegung

In der Ausstellung „Nichts geht mehr!“ von Guido Weggenmann – hier vor seiner Installation „Wir sind, du auch“ – kommt es auf die Interaktion zwischen Werk und Betrachter an: Erst wenn man nähertritt, versetzt das die Objekte in Aktion.

In der Ausstellung „Nichts geht mehr!“ von Guido Weggenmann – hier vor seiner Installation „Wir sind, du auch“ – kommt es auf die Interaktion zwischen Werk und Betrachter an: Erst wenn man nähertritt, versetzt das die Objekte in Aktion.

Bild: Harald Holstein

In der Ausstellung „Nichts geht mehr!“ von Guido Weggenmann – hier vor seiner Installation „Wir sind, du auch“ – kommt es auf die Interaktion zwischen Werk und Betrachter an: Erst wenn man nähertritt, versetzt das die Objekte in Aktion.

Bild: Harald Holstein

„Nichts geht mehr!“ von Guido Weggenmann in der Mewo-Kunsthalle in Memmingen baut auf die menschliche Neugier. Diese versetzt die Werke in Bewegung.
15.03.2023 | Stand: 10:02 Uhr

Es brummt, es pocht, es quietscht und rumst in der Ausstellung des Kemptener Künstlers Guido Weggenmann. Zum ersten Mal hat er eine Einzelschau in der Mewo-Kunsthalle und bringt fast ausschließlich kinetische Kunstwerke mit nach Memmingen. Der Clou bei der Ausstellung, die er mit „Nichts geht mehr!“ überschreibt: Nur der Betrachter selbst bringt die Objekte durch seine Bewegung zum Laufen. Die Ausstellung dauert bis zum 20. August.

Installation in Memmingen ist im Jahr der Papstwahl entstanden

Von der Neugier des Besuchers beziehungsweise der Besucherin hängt es ab, ob Sensoren das Nähertreten registrieren und die teils mannshohen Objekte zum Leben erwecken. Meist entstehen dabei auch klangliche Qualitäten. Die Installation „Wir sind, du auch“ in der Lichthalle ist im Jahr der Papstwahl entstanden. Kleine Motoren aus einer ehemaligen Großküche erzeugen einen Luftstrom und bringen viereckige, hölzerne Orgelpfeifen zum Klingen. Schlendert man durch die Halle, werden immer wieder neue Pfeifen ausgelöst, die sich in verschiedenen Tonhöhen überlagern.

Aus einem Lautsprecher kommen Tierlaute

Das Objekt „Brumm Brumm“ setzt ein Rad mit kleinen Lautsprechern in Bewegung, die Tierlaute von sich geben, wie sie von Bärenstofftieren zu hören sind. Hier verfremdet sich der Chor der Bären zu einer aufgeregten Schafs- oder Gänseherde. Überhaupt finden Kinderspielsachen häufig Verwendung in den Konstruktionen von Guido Weggenmann. Sie beschäftigen ihn schon lange und gerne sinniert er über ihre absurden und teils (pseudo)pädagogischen Anliegen. In seiner Installation „Abgeliebt“ sitzt ein riesengroßer Bär auf einem Ergometer und strampelt sich bis zur Auflösung ab. Nur der überdimensionale Kopf, die Hände und Füße sind noch da.

Der Rest des Fells ist abgeliebt oder abgelebt, je nach Sichtweise, und darunter sind hölzerne Arme und Beine zu sehen. „Ich wollte die Figur pur lassen und die Konstruktion nicht wegtarnen. Man darf die Gelenke ruhig sehen“, sagt der Bildhauer.

Das vielschichtige Werk 
Das vielschichtige Werk "Starthilfe" (vorn);., im Hintergrund "Ist's nicht der, ist's ein anderer".
Bild: Harald Holstein

In einem anderen Arrangement dreht sich ein Kasperl im Kreis und gibt kleinen Hundefiguren mit seinem Stiefel einen Kick. „Starthilfe“ nennt er das Objekt und die Aktion des breit lachenden Kasperls. Durch das Mechanische der Bewegung flackert das Lachen jedoch zwischen heiterer Animation und unerbittlichem Sadismus. Das fröhliche Quietschen kann Freude aber auch Schmerz sein. Die Bedeutung der Arbeit wechselt wie ein Vexierspiel. „Starthilfe“ ist das vielschichtigste Werk seiner Schau, da es jederzeit in sein Gegenteil umkippen kann.

Ein Kajak dreht sich um sich selbst

Auch in anderen Objekten versteht es der 42-Jährige, alltägliche Gegenstände aus ihrem Zusammenhang herauszunehmen und ihnen durch Bewegung neue Bedeutungen zu verleihen. Mal verstärkt er sie – wie beim Kajak, das sich um sich selber dreht oder beim überdimensionalen geharnischten Herz, das laut zu schlagen beginnt. Mal lädt er ein zur meditativen Betrachtung sinnbefreiter Bewegung.

Blick in die Ausstellung: vorn
Blick in die Ausstellung: vorn "Heart", im Hintergrund (von links) "Digging for Gold", "Abgeliebt" und "Beste Bohne".
Bild: Harald Holstein

Guido Weggenmann will keine Denkrichtung vorgeben. Gerade auf die Vieldeutigkeit seiner Titel und Objekte kommt es ihm an. Sie bewegen sich zwischen Komik, Ästhetik und Denkanstoß. Auch wenn sich nicht sofort Bedeutungen aufdrängen, so haben die Objekte immer sinnliche und ästhetische Qualitäten. Eine sich drehende Autowaschanlage, die viel Wind erzeugt, eine zuschlagende Tür oder die bloße Reihung von Baustellenhelmen entwickeln in ihrer neuen Umgebung eine eigene, starke Kraft. Es gibt kein Objekt, das nicht vielstimmige Emotionen auslöst.

Öffnungszeiten der Mewo-Kunsthalle in Memmingen: Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen von 11 bis 17 Uhr. Ein Künstlergespräch zur Ausstellung ist am Donnerstag, 25. Mai, um 19 Uhr geplant.

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