Goldschmiedemeister Martin Ivo Schöffl zeigte den Besuchern bei den Handwerkertagen im Bauernhofmuseum, wie man eine Kette herstellt.
Bild: Fotos (2): Kaja Lübeck
Goldschmiedemeister Martin Ivo Schöffl zeigte den Besuchern bei den Handwerkertagen im Bauernhofmuseum, wie man eine Kette herstellt.
Bild: Fotos (2): Kaja Lübeck
Trotz des regnerischen Wetters locken an diesem Samstag die 41. Handwerkertage zahlreiche Besucher und Besucherinnen in das Schwäbische Bauernhofmuseum nach Illerbeuren. Rund 50 traditionelle Handwerker gewähren Einblicke in ihre Kunst.
In einem der ersten Häuser erklärt Goldschmiedemeister Martin Ivo Schöffl den Besuchern, wie er eine Kette schmiedet: Ein Draht aus 925er-Silber wird um eine Spindel gewickelt und zu einem Ring zusammengelötet. Um eine schöne Fläche herzustellen, hämmert seine Kollegin diesen flach und die einzelnen Ringe werden anschließend zu einer Kette zusammengehängt.
Bei Marlies Beck wird der Sattel noch per Hand genäht
Eine Tür weiter zieht Reitsportsattlerin Marlies Bek gerade einen Faden durch das dicke Leder. Sie sei eine der wenigen, die die Sattel noch per Hand näht. „Ich bin sehr stolz auf mein Handwerk und freue mich, wenn ich das anderen zeigen kann“, erzählt Bek. Sie nimmt zum 20. Mal an den Handwerkertagen im Bauernhofmuseum teil. Die Sattlerin arbeitet selbst im Bauernhofmuseum und ist damit nicht die einzige mit persönlicher Verbindung zum Museum: Im Krugzeller Zehentstadel präsentieren Franziska Wacker, Annemarie Müller und Manfred Schneider ihr Handwerk. Sie alle haben vor ihrer Rente im Museum gearbeitet und treffen sich nun immer zu diesen besonderen Anlässen wieder. Müller stieß erst im Museum auf ihre Handwerkskunst. Sie sei so fasziniert von den geflochtenen Seegrasschuhen gewesen, dass sie beschlossen habe: „In meiner Rente, da möchte ich das lernen.“
Franziska Wagner, die in diesem Jahr Spanschachteln bemalt, hat sogar einmal im Bauernhofmuseum gewohnt und von Museumsgründer Hermann Zeller das Restaurieren gelernt. So stecke in einigen Ecken des Museums ihre eigene Handarbeit.
Diese Handarbeit ist ein Grund, warum viele Museumsgäste immer wieder kommen. Besucherin Karin Jäger erzählt, dass sie oft das Museum besuche, die Handwerkertage seien für sie aber besonders faszinierend. Ihr gefallen vor allem die Töpferei und die Handarbeiten der Frauen, wie beispielsweise die Korbflechterei.
Korbmacherinnen kommen schon seit Jahren zu den Handwerkertage ins Bauernhofmuseum
Korbmacherin Andrea Maier bog auf dem Gelände des Bauernhofmuseums Zweige für das Korbgeflecht.
" title="
Korbmacherin Andrea Maier bog auf dem Gelände des Bauernhofmuseums Zweige für das Korbgeflecht.
" width="665" height="374" class="img-fluid" loading="lazy"> Korbmacherin Andrea Maier bog auf dem Gelände des Bauernhofmuseums Zweige für das Korbgeflecht.
Auch die beiden Korbmacherinnen Andrea und Petra Maier kommen schon jahrelang zum Handwerkertag und zeigen vor Ort, wie ein Korb entsteht: Sobald die Zweige im Winter keine Blätter mehr haben, werden sie abgeschnitten. Wenn das Geflecht für außen gedacht sei, können die Zweige direkt verarbeitet werden, für den Gebrauch im Haus müssen sie erst getrocknet werden. Dann ersäufe man die Zweige für etwa zwei Wochen, erklärt Andrea Maier. Im ersten Schritt wird aus den dicksten Zweigen eine Sonne zusammengesteckt. Sobald dieser Boden fertig ist, werden die lang überstehenden Zweige um 90 Grad gebogen und das wirkliche Flechten kann beginnen, bevor am Ende die Henkel angebracht werden.
Im Ziegenstall zeigt Uwe Gorzalka, der eigentlich Bildhauer ist, wie man Aquarellfarbe aus Steinen herstellen kann: Zuerst zertrümmert Gorzalka diese, dann werden sie mit einem Mörser zerrieben und anschließend gesiebt. Nun muss nur noch Öl hinzugefügt werden und schon ist die Farbe fertig, die die Besucher dann selbst ausprobieren können.
Handwerkertage in Illerbeuren kommen auch bei Kindern gut an
„Wir wollten schon lange mit den Kindern ins Bauernhofmuseum, da haben sich die Handwerkertage heute gut angeboten“, erzählt Besucherin Carina Wagner. Die Antwort ihrer beiden kleinen Söhne, als sie fragt, was ihnen am besten gefallen habe: „Alles!“. Denn Kinder dürfen nicht nur neugierig beobachten, sondern auch selbst aktiv werden. So können sie zum Beispiel Zirbenkissen selbst herstellen, auf Stelzen laufen oder den Käsekessel umrühren. So werden schon die Kleinsten an das Lebensgefühl des Handwerks herangeführt: selbst Hand anlegen, um die Wertschätzung für das Handgefertigte wieder zu erwecken.