Der Arbeitskräftemangel, die Energie- und Rohstoffpreise und die sinkende Inlandsnachfrage sind nur einige der Probleme, mit denen die regionale Wirtschaft zu kämpfen hat. Sorgen bereiten den Unternehmen auch die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und die hohen Arbeitskosten.
Bild: Andreas Arnold/dpa (Symbolbild)
Der Arbeitskräftemangel, die Energie- und Rohstoffpreise und die sinkende Inlandsnachfrage sind nur einige der Probleme, mit denen die regionale Wirtschaft zu kämpfen hat. Sorgen bereiten den Unternehmen auch die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und die hohen Arbeitskosten.
Bild: Andreas Arnold/dpa (Symbolbild)
Während Deutschland in der Rezession steckt, hat sich die Stimmung der Unternehmen in der Region etwas aufgehellt. Dass dies aber kein Anlass ist, um in Jubelstimmung auszubrechen, machten Vertreter der IHK Memmingen-Unterallgäu bei der Vorstellung der Konjunkturumfrage für das Frühjahr 2023 deutlich.
Zwar ist der IHK-Konjunkturindex, der sich aus der aktuellen Geschäftslage und den Erwartungen der Unternehmen für die kommenden sechs Monate ergibt, im Wirtschaftsraum Memmingen und Unterallgäu im Vergleich zum Jahresbeginn um elf auf nun 92 Punkte gestiegen. Doch die Stimmung ist deutlich schlechter als in ganz Bayerisch-Schwaben, wo der Index bei 113 Punkten liegt.
An der Umfrage, die vor rund drei Wochen durchgeführt wurde, hatten etwa 800 Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen teilgenommen. Sie zeigt laut dem IHK-Regionalgeschäftsführer Markus Anselment, dass sich die Konjunktur gerade stabilisiert. Die Erwartungen seien etwas positiver. Vor allem im Dienstleistungssektor sei die Auftragslage gut. Der Einzelhandel ziehe leicht an. Optimismus herrsche auch wieder beim Reise- und Gastgewerbe.
Anders sehe es dagegen bei der Industrie aus. „Die Auftragssituation ist noch nicht so ganz schlecht, aber es ist Unsicherheit im Markt.“ Und das wirke sich vor allem auf den Wirtschaftsraum Memmingen und Unterallgäu als größten Industrie- und Produktionsstandort in Schwaben aus.
„Es gibt hier mehr negative als positive Rückmeldungen“, so Anselment. Zwar sei die erwartete Gas-Mangellage ausgeblieben und die Energiepreise hätten sich im Vergleich zu den Hochphasen etwas abgeschwächt. Doch der daraus resultierende Optimismus habe sich eingetrübt.
Als größtes Risiko für ihre wirtschaftliche Entwicklung sehen 65 Prozent der befragten Unternehmen den Arbeits- und Fachkräftemangel. „Wir sprechen hier von einem generellen Personalmangel. Es fehlen geringer Qualifizierte ebenso wie Hochschulabsolventen und Meister“, betonte IHK-Regionalvorsitzende Andrea Thoma-Böck. Die Energie- und Rohstoffpreise, die ihr zufolge trotz Preisbremsen immer noch um ein Vielfaches höher seien als vor der Krise, würden ebenfalls 65 Prozent der Unternehmen belasten.
„Wir waren schon vor diesem Anstieg international Spitzenreiter." Und nun sei das erst recht der Fall. So sei man nicht konkurrenzfähig. Zumal der derzeit diskutierte Industriestrompreis niemals beim Mittelstand ankommen werde, glaubt Thoma-Böck. „Wir sind schon bald in der Planwirtschaft und nicht mehr in der freien Marktwirtschaft.“
Entsprechend seien die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ein Punkt, den 51 Prozent der Befragten als Risiko für ihre Entwicklung sehen. „Die sind eine Katastrophe“ so Thoma-Böck. Am meisten belaste die Bürokratie. 85 Prozent der Gesetze kämen zwar aus Europa. „Aber Deutschland legt immer noch einmal eine Schippe drauf.“ IHK-Vizepräsident Albert W. Schultz forderte daher ein Belastungsmoratorium für die Wirtschaft, insbesondere was die Bürokratie anbelangt.
Zudem würde „eine Ideologie getriebene Verbotspolitik zu einem massiven Wettbewerbsnachteil der heimischen Wirtschaft führen“, so Schultz. „Wir haben die Atomkraftwerke abgeschaltet, wir wollen die Kohle abschalten, wir wollen die Öl- und Gasheizungen und den Verbrennungsmotor abschaffen.“ Dabei müsse man vielmehr „technologieoffen bleiben und die Marktdynamik spielen lassen“.
In Sachen Arbeitskräftemangel bezog sich Schultz explizit auf Memmingen. „Wir müssen dringend unseren Berufsschulstandort sanieren.“ Sorgen bereiten ihm auch die Investitionspläne der Unternehmen. So würden 62 Prozent lediglich Geld für Ersatzbeschaffungen in die Hand nehmen. „Da geht es um Substanzerhalt. Das ist aber kein Wachstum. Doch der Standort braucht Wachstum, da die Kosten steigen.“
In die Rationalisierung würden hingegen nur 35 Prozent investieren. „Dabei benötigen wir genau das, um den steigenden Kosten zu begegnen und die Wettbewerbsfähigkeit weiter zu erhalten.“ Das sei kein gutes Zeichen für die Zukunft. „Ich kenne hier zwar keinen, der im großen Stil aktiv abbaut, aber es gibt viele, die nicht mehr hier, sondern in den USA oder Asien investieren.“
Etwas erfreulicher sieht die Situation auf dem Ausbildungsmarkt aus. So ist die Zahl der abgeschlossenen Neuverträge für eine IHK-Ausbildung in der Region um rund sieben Prozent gestiegen. Und was alle positiv stimmt, ist das Unternehmertum in der Region. „Die Innovationskraft gibt es. Man muss ihr aber die Chance geben, sich hier zu entfalten und nicht woanders“, betonte Schultz.