Das historische Gebäude aus dem 16. Jahrhundert in der Lindauer Straße 22 in Memmingen soll saniert und zu einem reinen Wohnhaus umgebaut werden. Früher war der Elektromarkt Fröschl in dem Haus, jetzt ist dort Andy's Hobby Shop.
Bild: Brigitte Hefele-Beitlich
Das historische Gebäude aus dem 16. Jahrhundert in der Lindauer Straße 22 in Memmingen soll saniert und zu einem reinen Wohnhaus umgebaut werden. Früher war der Elektromarkt Fröschl in dem Haus, jetzt ist dort Andy's Hobby Shop.
Bild: Brigitte Hefele-Beitlich
Zwei Gebäude in der Altstadt, die hauptsächlich als Laden und Lager genutzt werden, sollen künftig zeitgemäßen Wohnraum bieten: das denkmalgeschützte Haus Lindauer Straße 22 mit „Andy’s Hobby Shop“ im Erdgeschoss sowie auf der Rückseite des Grundstücks ein Bau aus den 1950er Jahren mit der Adresse An der Mauer 9 1/2. Eine erste Konzeptstudie zu Sanierung und Umbau der Objekte stieß jetzt im Gestaltungsbeirat auf grundsätzliche Zustimmung. Manches sollte aber noch einmal überdacht werden, gab das Gremium den Bauwerbern mit auf den Weg.
Gekauft hat das Ensemble vor drei Jahren die Franz Epple GmbH. Entstehen soll darin „qualitätvolles Wohnen in der Innenstadt“, betonte Geschäftsführer Lukas Neun vor dem Gremium. Ein erster Entwurf sieht im Haus in der Lindauer Straße, das aus dem 16. Jahrhundert stammt, acht bis zehn Wohnungen vor; das Gebäude An der Mauer soll in Reihenhäuser mit vier bis sechs Wohneinheiten umgebaut werden. Angedacht ist auch eine Tiefgarage. Ziel sei ein Baubeginn im Frühjahr 2024, sagte Neun auf Nachfrage. Andy’s Hobby Shop zieht bereits im Sommer aus.
Wenig Kritik hatte der Gestaltungsbeirat an den Umbauplänen für den stattlichen Bau in der Lindauer Straße, der zwischen kleinen Giebelhäusern steht. Ins Erdgeschoss soll wieder eine Gewerbefläche kommen, aber auch eine Wohnung. Das Dachgeschoss über den beiden weiteren Etagen wird ausgebaut, deshalb sind darin zwei Reihen Gauben vorgesehen. Auf der Hofseite erhalten die Wohnungen nach den ersten Entwürfen Freisitze, Holzverkleidungen und hölzerne Rankhilfen. „Das ist zu viel Musik und macht nur dunkel“, befand der Gestaltungsbeirat zu der unruhigen Rückfassade. Hier wird eine deutlich modernere und schlichtere Gestaltung angeregt.
Von der Hofseite aus ist ein barrierefreier Eingang geplant, da das Gebäude zur Straße hin ein Hochparterre hat und daher nur über eine Treppe zu erreichen sein wird. Während im Erdgeschoss und im ersten Stock keine historische Bausubstanz mehr vorhanden ist – der Elektromarkt Fröschl, der dort viele Jahre seine Waren verkaufte, hat diesen Bereich praktisch entkernt – sind im oberen Stockwerk zum Teil Holzkassettendecken und Fachwerkwände zum Vorschein gekommen. Was davon erhalten werden muss, wird jetzt die Denkmalschutzbehörde erforschen.
Nicht ganz einverstanden zeigten sich die Architekturexperten mit der Reihenhausplanung mit vier Einheiten An der Mauer. Das mute wie ein Fremdkörper in der Gasse an, wurde kritisiert, die Giebel hätten eine völlig andere Neigung als die Nachbargebäude. Vorgeschlagen wurde, nur drei statt vier Häuschen zu bauen, vielleicht auch unterschiedlich groß und mit einer anderen Dachform. So entstehe auch mehr Freiraum, der dann der Hausgemeinschaft zugutekomme. „Da gibt es noch viel Spielraum“, wandte sich das Gremium an die Planer. Einhellig für gut befunden wurde dagegen der Ansatz, die Substanz des nicht geschützten Gebäudes aus dem 20. Jahrhundert zu erhalten – „graue Energie verwenden“ heißt das in der Fachsprache. Zudem gab es die Anregung, die Größe des Innenhofs zu überdenken. Im Moment ist nur ein schmaler Grünstreifen vorgesehen, was die Häuser auf fünf Meter aneinanderrückt: Da könnten die einen den anderen ins Wohnzimmer schauen.
Thema war schließlich die energetische Sanierung. Die Bauherren wollen auf der rückwärtigen Dachseite des historischen Gebäudes eine PV-Anlage installieren – der Gestaltungsbeirat würde PV-Ziegel bevorzugen, die aber eine geringere Effizienz haben.