12. Memminger Kabarett-Tage

Kabarettistin Tina Teubner serviert bittersüße Kabarett-Kost

Zwei, die perfekt harmonieren auf der Bühne: Kabarettistin Tina Teubner und ihr Klavierbegleiter Ben Süverkrüp. Für ihr Programm „Wenn du mich verlässt komm ich mit“ gab es langen Applaus in Memmingen.

Zwei, die perfekt harmonieren auf der Bühne: Kabarettistin Tina Teubner und ihr Klavierbegleiter Ben Süverkrüp. Für ihr Programm „Wenn du mich verlässt komm ich mit“ gab es langen Applaus in Memmingen.

Bild: Harald Holstein

Zwei, die perfekt harmonieren auf der Bühne: Kabarettistin Tina Teubner und ihr Klavierbegleiter Ben Süverkrüp. Für ihr Programm „Wenn du mich verlässt komm ich mit“ gab es langen Applaus in Memmingen.

Bild: Harald Holstein

Tina Teubner bringt mit ihren kabarettistischen Meisterstücken die Lach- und Denkmuskeln ihres Publikums in Bewegung. Ben Süverkrüp begleitet am Klavier.
20.03.2023 | Stand: 18:00 Uhr

Nach zwei wegen Krankheit abgesagten Veranstaltungen bei den 12. Memminger Kabarett-Tagen war Tina Teubners Programm „Wenn du mich verlässt komm ich mit“ ausverkauft. 250 Besucher und Besucherinnen kamen ins Maximilian-Kolbe-Haus und erlebten dort sprachliche und musikalische Meisterstücke, die Lach- und Denkmuskeln ordentlich in Bewegung brachten.

Gemeinsam mit Ben Süverkrüp am Klavier nimmt die 57-jährige Kölnerin gängige Schlagwörter wie Inklusion, Burn-out und Leistungsdenken ins Visier. Sie wettert gegen „Worthülsenweitwurf“ und das „Herumgetrampel auf den Jugendlichen“, die sich für ein besseres Klima einsetzen. Zunächst aber entschuldigt sie sich für ihre „professionelle Schröffe“, die sie als Kabarettistin an den Tag lege. Sie finde eben nur wenig Stoff für Komödie. Die Welt halte bei all den Krisenherden und Klimakatastrophen nur wenig Pointen bereit. Sie habe mehr Fragen als Antworten mitgebracht.

Tina Teubner hat Charme und Witz

Das alles trägt Tina Teubner mit so viel Charme und Witz vor, dass ihre scharfen und bittersüßen Analysen lachend verdaut werden können. Sie regt die Zuhörer dazu an, sich selbst zu hinterfragen und sich zu verändern. Mit einem Appell an Herz und Gelassenheit hebelt sie den falschen Ehrgeiz von Eltern bei der Frühförderung und überzogene Ansprüche bei der Berufswahl für die Kinder aus.

Lustvoll greift sie den körperlichen und psychischen Optimierungswahn an. Sie ist überzeugt, dass das Streben nach Perfektion, der Drang, ständig besser werden zu wollen, nicht weiterführt. Es müsse im Leben auch Platz für Unvollkommenheit und Scheitern geben, sagt die Kabarettistin. „Ein wahrhaftiges Leben ist mir tausendmal lieber als ein optimiertes.“

Erste Bühnenerfahrung am Schauspielhaus Düsseldorf

Gelernt hat Tina Teubner ursprünglich Geige und Musiktherapeutin. Erste Bühnenerfahrung sammelte sie als Bühnenmusikerin am Düsseldorfer Schauspielhaus. Erst spät begann sie zu singen, gewann aber schon bald danach einen ersten Preis im „Bundeswettbewerb Gesang für Musical/Chanson“. Bis heute bereichert sie ihre intelligenten Beobachtungen mit fast schon klassisch anmutenden Chansons voller Spitzigkeit und Sprachwitz.

Begleitet wird sie von ihrem Pianisten Ben Süverkrüp, mit dem sie temporeich im Duett singt und der dabei auch mal wie ein Baby schreit. Bejubelt wird sein Solo an den Tasten, als er hörbar macht, was passiert wäre, wenn Haydn oder Smetana heute im Aufmerksamkeit fressenden Medienzeitalter gelebt hätten. Grandios zappt der Komponist und Arrangeur durch die Musikgeschichte und lässt bekannte Filmmelodien auf hochvirtuose Werke von Liszt und Wagner treffen. Sarkastisch bringt er die Erkennungsmelodie der Telekom mit Beethovens 5. Symphonie zusammen. Aber auch Tina Teubner greift zu Instrumenten. Sie spielt nicht nur ausgezeichnet Geige, sondern bringt auch eine Säge zum Singen.

Zwischen Melancholie und Angriffslust

Die vielfach preisgekrönte Kabarettistin liefert ein überzeugendes und liebenswertes Plädoyer für Hochkultur und lebenslange Neugier. Sie beherrscht die ganze Bandbreite zwischen Melancholie und Angriffslust, zwischen bitterbösem Sarkasmus und optimistischem Esprit.

Leichtigkeit, hohe Professionalität und lebensnahe Betrachtungen machen beide Künstler zu ganz Großen ihrer Zunft.