Kramerzunft in Memmingen

Die Verhandlungen um das geschichtsträchtige Gebäude stocken

Am Weinmarkt in Memmingen die Kramerzunft, in der im Jahr 1525 die zwölf Bauernartikel verfasst wurden. Das Haus gehört zum größten Teil der Kreishandwerkerschaft. Die Stadt beabsichtigt, es zu kaufen.

Am Weinmarkt in Memmingen die Kramerzunft, in der im Jahr 1525 die zwölf Bauernartikel verfasst wurden. Das Haus gehört zum größten Teil der Kreishandwerkerschaft. Die Stadt beabsichtigt, es zu kaufen.

Bild: Brigitte Hefele-Beitlich

Am Weinmarkt in Memmingen die Kramerzunft, in der im Jahr 1525 die zwölf Bauernartikel verfasst wurden. Das Haus gehört zum größten Teil der Kreishandwerkerschaft. Die Stadt beabsichtigt, es zu kaufen.

Bild: Brigitte Hefele-Beitlich

Die Stadt will die Kramerzunft kaufen und zu einem Ort der Demokratie umbauen. Warum das bis zum Jubiläumsjahr „500 Jahre Memminger Bauernartikel“ nichts wird.
19.03.2023 | Stand: 05:45 Uhr

2025 feiert Memmingen „500 Jahre Memminger Bauernartikel“. Die Zwölf Artikel, die Bauern 1525 in der Kramerzunft im Kampf gegen die Obrigkeit verfasst haben, gelten als erste Niederschrift von Menschen- und Freiheitsrechten in Europa. Es wurde eigens ein Projektbüro „Stadt der Freiheitsrechte“ eingerichtet, um das Jubiläum vorzubereiten. Zudem wollte die Stadt die Kramerzunft, die zum großen Teil in Besitz der Kreishandwerkerschaft Memmingen-Mindelheim ist, kaufen und zu einem Forum bürgerschaftlichen Dialoges umbauen. Das ist Teil des „Memminger Manifests“, das der Stadtrat im Jahr 2020 verabschiedet hat. Zwei Jahre vor dem Jubiläum stellt sich die Frage, was aus den Kaufplänen geworden ist.

Stadt Memmingen und Kreishandwerkerschaft unterschreiben "letter of intent"

Fakt ist, dass die Verhandlungen momentan stocken. Im April 2022 wurde zwar ein „letter of intent“ unterschrieben, dass die Stadt beabsichtigt, das Gebäude zu erwerben – das geht aber erst, wenn für die dort angesiedelte Geschäftsstelle der Kreishandwerker ein alternativer Standort zur Kramerzunft gefunden ist. Im Gespräch ist dafür ein Neubau an der Allgäuer Straße, wo ein neues Baugebiet in Planung ist. Laut Auskunft der Stadt laufen derzeit die Vorbereitungen zur Erstellung eines Rahmenplanes für das Gelände, der die Grundlage für das anschließende Bebauungsplanverfahren darstellt.

Kein Kontakt mehr mit der Stadt Memmingen

„Mir ist bewusst, dass das ein ganz dickes Brett ist und es Zeit braucht, um es zu bohren“, sagt dazu Gottfried Voigt, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft. „Das ist kein einfacher Prozess. Es wäre aber schon an der Zeit, dass das Projekt eine gewisse Dynamik bekommt.“ Denn seit der Unterzeichnung der Absichtserklärung habe es keinen Fortschritt und keinen Kontakt mehr mit der Stadt gegeben. Wobei von Seiten der Handwerker aber auch nicht unbedingt Druck gemacht wird: „Wir müssen nicht verkaufen“, betont Voigt. „Aber die Kreishandwerkerschaft würde sich angesichts der historischen Bedeutung der Kramerzunft bei entsprechender Übereinkunft schweren Herzens von ihr trennen.“ Allerdings erst, wenn es einen adäquaten Ersatz dafür gibt, schränkt er ein. Dabei sähen einige Mitglieder durchaus eine Chance darin, in einem Neubau die Organisation weiter zu entwickeln, zum Beispiel mit modernen Schulungsräumen, die es aktuell nicht gebe.

Die Kramerzunft steht direkt am Memminger Stadtbach.
Die Kramerzunft steht direkt am Memminger Stadtbach.
Bild: Brigitte Hefele-Beitlich

Zunftstube steht im Jubiläumsjahr für Gäste offen

Im Hinblick auf das Jubiläumsjahr, in dem die Geschäftsstelle auf jeden Fall noch in der Kramerzunft arbeiten wird, habe man dort schon eine kleine bauliche Veränderung vorgenommen, berichtet Voigt. Im Eingangsbereich wurden Trennwände zurückgebaut, um mehr Platz für ankommende Gäste zu schaffen. Alles sei nun offener und weitläufiger. Auch werde man jederzeit die historische Zunftstube, in der sich die Bauern einst versammelt haben, für Veranstaltungen zur Verfügung stellen. „Wir haben dort etwa 40 Plätze“, sagt Voigt. „Es könnten bis zu 80 sein, wenn jemand Stühle mitbringt.“

Vonseiten der Stadt sind im Jubiläumsjahr Besichtigungen des Versammlungsraumes der Bauern fest geplant. Aber die Räumlichkeiten, ob saniert oder nicht saniert, seien grundsätzlich nicht für jedes Veranstaltungsformat geeignet. Bei der Planung von Veranstaltungen für das Jahr 2025 würden entsprechend mehrere Orte im Stadtgebiet ausgesucht, die bespielt werden.

Kreishandswerkerschaft wünscht sich, dass die Kramerzunft aufgehübscht wird

Voigt würde sich wünschen, dass das Gebäude bis dahin außen ein wenig „aufgehübscht“ und auch das Marschner-Bild mit den aufständischen Bauern aufgefrischt wird. Er könne sich vorstellen, dass die Hausbesitzer dafür Geld in die Hand nehmen, aber auch die Stadt müsste sich daran beteiligen. Schließlich werde auch der Weinmarkt bis dahin umgestaltet, wenn er autofrei wird.