Große Namen, ungewöhnliche Formate und zahlreiche Premieren: All das vereint die Spielzeit 2023/2024 am Landestheater Schwaben mit dem Titel „Ich bin, weil Du bist“. Vorgestellt wurde der Spielplan nun von (von links) Dramaturg Sven Kleine, Intendantin Christine Hofer, Dramaturgin Paula Regine Erb und Claudia Hoyer, Leiterin des Jungen Landestheaters.
Bild: Verena Kaulfersch
Große Namen, ungewöhnliche Formate und zahlreiche Premieren: All das vereint die Spielzeit 2023/2024 am Landestheater Schwaben mit dem Titel „Ich bin, weil Du bist“. Vorgestellt wurde der Spielplan nun von (von links) Dramaturg Sven Kleine, Intendantin Christine Hofer, Dramaturgin Paula Regine Erb und Claudia Hoyer, Leiterin des Jungen Landestheaters.
Bild: Verena Kaulfersch
„Ich bin, weil Du bist“: Dieses Sprichwort stammt aus Afrika – und liefert den Roten Faden der Spielzeit 2023/2024 am Landestheater Schwaben (LTS) in Memmingen. Als Quintessenz steht es für das Intendanten-Duo Christine Hofer und Alexander May über einem Spielplan, der universelle Verbundenheit im Handeln und in der Kultur be- beziehungsweise durchleuchtet. Alle Produktionen eint demnach der Ansatz, andere Positionen als die eigene zu hinterfragen, sie aber auch gleichermaßen zu respektieren.
Das Programm: Angekündigt sind am LTS elf Premieren, davon sechs im Großen Haus und fünf im Studio. Auf das Publikum warten unter anderem ein Schauspiel nach berühmter Romanvorlage, Schlüsselwerke des Absurden Theaters und der deutschen Romantik, eine Oper und erneut eine Uraufführung: Wiederum hat das LTS ein Stück in Auftrag gegeben, welches das Spielzeitmotto mit Lokalbezug zu Memmingen aufgreift. In seiner zweiten Spielzeit setzt das Intendanten-Duo außerdem ein weiteres Mal ein Kooperationsprojekt mit Studierenden verschiedener Kunsthochschulen um, das diesmal Europa ins Zentrum rückt.
Junges Landestheater: Nach den Worten von Leiterin Claudia Hoyer wird in der kommenden Spielzeit ein drittes Ensemblemitglied die Sparte für Kinder und Jugendliche verstärken. Diese bringt vier Produktionen auf die Bühne, die auf verschiedene Altersgruppen zugeschnitten sind und unter anderem einen spaßigen, ersten Kontakt mit der Oper vermitteln. Ein Stück führt auf eine Reise rund um den Globus und wirft einen Blick auf die Lebenswelten, Freuden und Ängste von Kindern auf verschiedenen Kontinenten. Die Frage, was Krieg mit Menschen macht und wie er ihr Wesen verändert, sowie ein eindringlicher Blick auf Realität, Inszenierung und Authentizität in der digitalisierten Welt bilden die Kerninhalte zweier weiterer Inszenierungen.
Das Motto: Schon die Spielzeit 2022/2023 legte unter dem Motto „Andere Menschen fühlen“ einen Schwerpunkt auf Empathie und das Streben nach gegenseitigem Verständnis. Der neue Spielplan führt dies fort. Hofer und das Team des LTS vertrauen dabei auf die Kraft von Emotionen statt auf eine rein didaktische Herangehensweise – und auf Geschichten, die Brücken bauen. Als „das Stück der Stunde“ bezeichnet so Dramaturg Sven Kleine die vor 40 Jahren entstandene Komödie „Bezahlt wird nicht“ des italienischen Autors Dario Fo. Inflation und unerschwingliche Lebensmittelpreise führen darin zu einer Revolte der Frauen. Die „Erschütterung der Welt“ und kommende ökonomische Verwerfungen in den USA habe der Roman „Der große Gatsby“ von F. Scott Fitzgerald vorweggenommen. Sein Blick auf „eine Gesellschaft am Rande eines Vulkans kurz vor dem Ausbruch“ kommt in Memmingen als Schauspiel auf die Bühne. Die ungebrochene Relevanz von Georg Büchners Drama „Woyzeck“ um eine ausgebeutete, von allen Seiten drangsalierte Existenz am Rande der Gesellschaft stellten Christine Hofer und Dramaturgin Paula Regine Erb heraus. Wie dort, wo eigentlich Zusammenhalt gefordert ist, stattdessen der Wille zu Dominanz und Unterdrückung regiert, zeigt laut Hofer Samuel Becketts „Endspiel“ auf. Eine zusehends undeutlichere Grenze zwischen Mensch und künstlicher Intelligenz schien bereits in E.T.A. Hoffmanns mehr als 200 Jahre altem Roman „Der Sandmann“ auf, der als Oper zu sehen sein wird. Zudem vollziehen Inszenierungen beispielsweise einen Wechsel in die Perspektive eines demenzkranken Menschen und sie gehen darauf ein, welche Wahrnehmungen das Bild von Europa prägen.
Formate und Extras: Ergänzt wird das Programm wieder durch viele Zusatzangebote. „Unzensiert“ und „Alles ist möglich“ lautet nach Hofers Worten beispielsweise auch künftig die Devise beim „Lila Sofa“, bei dem Zuschauer die Chance haben, die Ensemblemitglieder in kleinem Rahmen zu erleben. Wissenswertes zu Stücken und die Begegnung mit dem Regieteam bieten die Matineen mit Frühstück, auch Vor- sowie Nachgespräche zu den Produktionen werden weiter stattfinden. Begleitend zum Advent gibt es auch in diesem Jahr Lesungen mit den Schauspielern und das Format „Theater und Kirche“ wird in Kooperation mit den Kirchengemeinden fortgesetzt.
Bürgerbühne Schwaben: In vier Spielclubs (ab 12/16 oder 25 Jahren und für alle Generationen) können Interessierte Teil einer Inszenierung werden. Neu ist ein Backstageclub zur Arbeit abseits der Bühne. Außerdem kann man tageweise bei verschiedenen Werkstätten Theaterluft schnuppern.