Vor drei Jahren wurde das Projekt "Insektenfreundliches Günztal" gestartet. Im Rahmen einer Halbzeitbilanz in Klosterwald bei Ottobeuren wurde auch ein Doppelmessermähwerk vorgestellt. Mit diesem kann Gras insektenschonender gemäht werden.
Bild: Fotos: Franz Kustermann
Vor drei Jahren wurde das Projekt "Insektenfreundliches Günztal" gestartet. Im Rahmen einer Halbzeitbilanz in Klosterwald bei Ottobeuren wurde auch ein Doppelmessermähwerk vorgestellt. Mit diesem kann Gras insektenschonender gemäht werden.
Bild: Fotos: Franz Kustermann
Ein Jahr nach dem Volksbegehren „Rettet die Bienen“ 2019 wurde vor drei Jahren das Großprojekt „Insektenfreundliches Günztal“ ins Leben gerufen. Wie sieht es nun im Günztal aus? Mit allen Verantwortlichen, die an dem 3,2-Millionen-Euro-Projekt der Stiftung Kulturlandschaft Günztal (in Zusammenarbeit mit den Verbundpartner-Universitäten Halle und Osnabrück) teilnahmen, wurde jetzt in Klosterwald eine „Halbzeitbilanz“ gezogen.
Von der Quelle der Günz bei Obergünzburg bis zur Mündung in die Donau
Am einstigen Kirchweg von Sebastian Kneipp im Norden von Ottobeuren wurde bei einer Exkursion etwa gezeigt, welche Biodiversität von der Quelle der Günz bei Obergünzburg bis zur Mündung in die Donau bei Günzburg mit speziellen Klein-Lebensräumen – sogenannten Mikro-Habitatsinseln – geschaffen wurden: Nisthügel aus Sand, in denen verschiedenste Insektenarten und Käfer ihre Kinderstube einrichten können. Blumenwiesen und Altgrasstreifen, auf denen die Insekten durchgängig ihre Nahrung holen können. Feuchtmulden, Totholz und Bachflächen, die einer Vielzahl von Kleinlebewesen wie Käfern und Spinnen als Lebensraum dienen: Von den geplanten 100 Mikrohabitat-Inseln, die der vielfältigen Insektenwelt als Nist- und Nahrungsbiotop dienen sollen, sind bereits 29 Projekte fertiggestellt und 15 derzeit noch in Bearbeitung. Von den 30 Strukturelementen, wie etwa Säume, Brachen, Hecken, Kleingewässer und Obstbäume, sind 13 Maßnahmen abgeschlossen und zwei in Bearbeitung. Von den beabsichtigten 50 Hektar Verbundflächen sind derzeit 27,5 Hektar existent. Im Biotopverbund des Landkreises Günzburg stehen besonders wertvolle Flächen in Taubried und Waldstetten unmittelbar vor der Umsetzung.
Anhand des kleinen Gänseblümchens wurde den Teilnehmern mit der Lupe deutlich vor Augen geführt, wie in dem winzigen Korbblütler – spiralförmig von außen nach innen – Hunderte von Röhrenblüten über einen langen Zeitraum nacheinander zum Blühen kommen.
Achtbeinige Wolfsspinne vorgeführt
Lydia Reimann führte am Sandhügel in einem Glas die achtbeinige Wolfsspinne vor, die Hunderte Eier in einem Kokon und später auch die geschlüpften Jungen auf ihrem Rücken mit sich herumträgt. „Fressen und gefressen werden“ zeigt sich auch bei der Wildwespe, die etwa die Wolfsspinne betäubt, in ihr Loch im Sandhügel trägt und ihr Ei auf der Wespe ablegt: Von der daraus geschlüpften Larve wird das Insekt in einer kriminalreifen Geschichte dann bei lebendigem Leib aufgefressen. Graswespen etwa jagen die lästigen Fliegen. Andere Wespenarten leben von Blattläusen oder Schmetterlingen: „Sie alle halten die Natur im Gleichgewicht“, so Sebastian Hopfenmüller. Wichtig sei, dass in der „Brache“ auch alte Doldenblüten vorhanden sind, die den erwachsenen Arten durchgängig Nahrung bieten. Es sei also eine Kombination von Sandhaufen ohne Bewuchs und nicht gemähter/genutzte Brachfläche erforderlich. 1400 Käferarten und noch mehr Pilzarten sind auf Totholz angewiesen. Der nachtaktive Lederlaufkäfer etwa kann zwar nicht fliegen, spritzt aber sein Gift einen Meter weit, um seine Beute zu fangen. Markus Moser und Praxisbegleiter Jürgen Biechtler zeigten mit einem neun Meter breiten Doppelmessermähwerk auf, wie in der Landwirtschaft insektenfreundlich gemäht werden kann, ohne dass die Tierchen dabei „zerschreddert“ werden.