Inge und Martin Muth mitten in ihrem Garten in Hetzlinshofen, der mit dem Naturgarten-Siegel ausgezeichnet worden ist.
Bild: Maike Scholz
Inge und Martin Muth mitten in ihrem Garten in Hetzlinshofen, der mit dem Naturgarten-Siegel ausgezeichnet worden ist.
Bild: Maike Scholz
Zehn Unterallgäuer Gärten sind Ende vergangenen Jahres mit dem bayerischen „Naturgarten“-Siegel ausgezeichnet worden. Jetzt, wo alles grünt und blüht, stellen wir diese Oasen für Menschen, Pflanzen und Tiere vor – und zeigen, wie leicht man sich davon etwas abschauen und selbst etwas für die Artenvielfalt tun kann. Heute: Inge und Martin Muth aus Hetzlinshofen.
Inge und Martin Muth stemmen ihre Arme auf der Brüstung des Holzbalkons ab. Ihr Blick geht hinunter. Dort liegt der Garten, der mit dem Naturgarten-Siegel ausgezeichnet worden ist. Das Besondere? „Das Chaos“, antwortet Inge Muth spontan und lacht. Doch so chaotisch geht es im Garten dann doch gar nicht zu. Das Ehepaar hat ein Konzept, eine Idee und ein wichtiges Ziel. Was dahintersteckt, verraten Inge und Martin Muth im Gespräch mit unserer Redaktion.
Inge (49) und Martin (54) Muth leben seit dem Jahr 2007 in Hetzlinshofen. Dort, wo einst der Garten von Inge Muths Oma war, wurde ein Haus gebaut, ein neues Kleinod geschaffen. Der Garten sei etwa 600 Quadratmeter groß. „Mich haben immer die Neubaugebiete erschreckt – mit den sterilen Steinflächen, die keinen Platz zum Beispiel für Insekten lassen. Dazu wollen wir einen Gegenpol setzen“, sagt Inge Muth. Im hiesigen Garten finden sich allerlei heimische Pflanzen. Johanniskraut, Schafgarbe, Herzgespann, Königskerzen, Stockrosen, Malve, die Wilde Möhre sowie die Karde: Alles bekommt seinen Platz im Garten, wenn die Muths denken, dass es passt. „Es soll schon strukturiert sein, aber wachsen dürfen“, so Inge Muth. Sie ergänzt: „Manche Unkräuter haben auch einen Nutzen.“ Sie seien beispielsweise gut für das Bodenleben oder würden als Abdeckung bei Hitze fungieren. Wichtige Rolle dabei: die Insektenfreundlichkeit. Hinzu kommen ein Gemüsegarten sowie Obstbäume, Beerensträucher. Zum Gießen wird Regenwasser verwendet.
Im Garten von Inge und Martin Muth soll Tradition weiterleben. „Zum Gärtnern bin ich durch meine Oma und meine Mutter gekommen. Ich bin sozusagen reingewachsen. Wenn ich beispielsweise Unkraut zupfe, dann ist es wie meditieren. Es ist eine tolle Entspannung und einfach ruhig“, erzählt die ausgebildete Erzieherin und Mutter von vier Kindern im Alter von 11 bis 18 Jahren. Das Ehepaar sei im Garten, wenn es die Zeit erlaube. Martin Muth ist Lehrer und Diplom-Biologe: „Daher auch mein Interesse für Natur und Tiere.“
Die Aufgaben sind klar verteilt: Inge Muth kümmert sich um die Staudenbeete und das Gemüse. Angebaut werden zum Beispiel Bohnen, Karotten, Zwiebeln, Kartoffeln, Kürbisse, Salat sowie Rote Bete. Ihr Mann ist für alles Bauliche sowie für das Gehölz und die „wilden Ecken“ zuständig.
Das Thema der Natur werde immer wichtiger. Martin Muth: „Wir haben hier zum einen die eigenen Gemüseversorgung, zum anderen geht es aber um die Natur mit den Tieren.“ Seine Frau erklärt dazu: „Jeder möchte Schmetterlinge sehen, aber er braucht eben auch einen Lebensraum. Die Vögel wiederum brauchen Nahrung.“ Es handele sich um einen sehr wichtigen Kreislauf.
Die Verleihung des Naturgarten-Siegels mache natürlich stolz. Vielmehr gehe es dem Ehepaar aber darum, Botschafter und Multiplikatoren zu sein: „Andere darauf aufmerksam zu machen.“ Die Mühe lohne und mache darüber hinaus viel Freude. Das überzeugte auch die Jury für das Naturgarten-Siegel.
Lesen Sie dazu auch: