Im Zeitschriften- und Zeitungsbereich im Erdgeschoss der Stadtbibliothek Memmingen sollen neue Möbel zum Verweilen einladen.
Bild: Uwe Hirt
Im Zeitschriften- und Zeitungsbereich im Erdgeschoss der Stadtbibliothek Memmingen sollen neue Möbel zum Verweilen einladen.
Bild: Uwe Hirt
Im vergangenen Jahr hat sich in der Memminger Stadtbibliothek einiges getan. Vieles davon fällt dem Besucher beim Gang durch die Räumlichkeiten im Antonierhaus sofort ins Auge. Gleich im Eingangsbereich sind Brett- und Gesellschaftsspiele aufgebaut, die es zuvor nicht gab. Im Zeitschriftenbereich im Erdgeschoss stehen neue Sessel und Tische, im ersten Stock gibt es für Kinder eine eigene Comic-Ecke mit Sitzkissen. Und im Dachgeschoss wurde Platz geschaffen für Veranstaltungen wie Klassenführungen oder Lesungen. Auch eine kleine Studierzone mit Computern, WLAN und Drucker gehört zu den Neuerungen.
Leiterin der Stadtbibliothek Memmingen: Die Leute sollen sich hier wohlfühlen
„Wir wollten die Aufenthaltsqualität im ganzen Haus steigern, damit sich die Leute hier wohlfühlen“, erklärt die Leiterin der Stadtbibliothek Anke Limprecht im Gespräch mit unserer Redaktion. Und das neue Angebot wird ihr zufolge auch bereits gut angenommen – vor allem von den jüngeren Besuchern. Das macht sich auch bei der Zahl der Neuanmeldungen im Jahr 2022 bemerkbar. Denn von insgesamt 1056 neuen Ausweisen sind 582 nun im Besitz von Kindern und Jugendlichen. Dass der Memminger Nachwuchs wahrlich nicht als Lesemuffel bezeichnet werden kann, macht eine andere Zahl deutlich. 99.476 Kinder- und Jugendbücher sind laut Limprecht im vergangenen Jahr ausgeliehen worden. „Das ist echt eine fette Zahl.“ Insgesamt wurden im Vorjahr 292.093 Medien entliehen – 18,5 Prozent davon elektronische Medien wie etwa E-Books. Was Limprecht überrascht hat: Auch DVDs (22.000 Ausleihungen) und CDs (35.000) sind immer noch sehr beliebt. Insgesamt statteten der Stadtbibliothek über 90.000 Kundinnen und Kunden einen Besuch ab. Was die Leiterin ebenfalls freut: „Wir haben eine Steigerung des Etats für Medien hinbekommen.“ Gab es 2021 noch 60.000 Euro, so waren es nun 101.500 Euro. „Meine Überzeugungsarbeit hat gefruchtet“, sagt Limprecht mit einem Lächeln. Mit dem Geld seien viele neue Bücher sowie Zeitschriften- und Zeitungsabos finanziert worden, ebenso Sicherheitsetiketten und Folien zum Einbinden neuer Bücher. Zudem sei nun ein neues Einkaufssystem möglich: „Gibt es für ein Buch mehr als fünf Vormerkungen, wird ein neues Exemplar bestellt.“ Zudem habe die Bücherei nun ein Abo für Romane, die auf der Spiegel-Bestsellerliste stehen. Worauf die Leiterin auch stolz ist: 2022 gab es eine Förderung von 7000 Euro (aus vier Anträgen), die in neue Kinder- und Jugendbücher investiert worden seien.
Musikstreaming-Dienst nicht mehr im Angebot, dafür ein Online-Archiv
Künftig soll es auch die Möglichkeit geben, über die Stadtbibliothek auf Volltexte aus dem Spiegel Online-Archiv ab dem Jahr 1949 zurückzugreifen. „Damit wollen wir noch im Januar starten.“ Was dagegen von den Nutzern nicht ganz so gut angenommen und deshalb gestrichen worden sei, ist das Musikstreaming-Angebot „Freegal“. Ein echter Renner sind laut Limprecht wiederum die 187 neuen Brett- und Gesellschaftsspiele. Viele davon seien fast immer vergriffen. Daher können auch nur zwei Spiele auf einmal ausgeliehen werden. Gute Erfahrung habe man mit der neuen Regelung gemacht, Bücher nicht mehr unbegrenzt, sondern nur noch maximal zweimal zu verlängern. „Da herrscht eine große Einsichtigkeit.“ Ein Höhepunkt sei die Sommerferien-Leseaktion für Grundschüler gewesen. 203 Jungen und Mädchen hätten sich dabei insgesamt 1401 Medien ausgeliehen. Erfolgreich verlaufen seien auch die ersten Autoren-Lesungen im umgestalteten Dachgeschoss.
Ziele für die nächsten Jahre hat Limprecht einige – etwa eine Außenbeschriftung am Eingangstor, die auf die Stadtbibliothek hinweist. „Denn es gibt immer wieder Leute, die sich schwertun, die Bücherei zu finden.“ Auch eine Beteiligung an der „Langen Nacht der Kultur“ und Spielenachmittage in Zusammenarbeit mit dem Memminger Jugendtreff gehören zu den Vorhaben. Ebenso will sie sich dafür einsetzen, dass Jahresbeiträge auch online überwiesen werden können. Und da wäre ja noch das Jubiläumsjahr 2024. Dann wird die Stadtbibliothek 100 Jahre alt. „Da wollen wir natürlich was für das Publikum anbieten.“
Das sind die beliebtesten Bücher der Stadtbibliothek Memmingen
Und welche Bücher wurden 2022 am häufigsten ausgeliehen? Neben bekannteren Romanen wie „Einsame Nacht“ von Charlotte Link und „Affenhitze“ vom Autoren-Duo Klüpfel/Kobr erfreuten sich auch „Das Jahr des Dugong“ von John Ironmonger und „Der Silberfuchs meiner Mutter“ von Alois Hotschnig großer Beliebtheit. Bei den jüngeren Lesern kamen „Gregs Tagebuch“ und „Die Schule der magischen Tiere“ am besten an. Und passend zur Klimakrise wurde „Wärmepumpen für Heizung und Warmwasser“ von der Stiftung Warentest im Sachbuchbereich mit am häufigsten verliehen.