Poetry Slam in Memmingen

Poesie auch in Gebärdensprache

Yannik Ambrusits aus Würzburg holte sich den Sieg beim Poetry Slam „Vorsicht Dichter!“ im Memminger Kaminwerk.

Yannik Ambrusits aus Würzburg holte sich den Sieg beim Poetry Slam „Vorsicht Dichter!“ im Memminger Kaminwerk.

Bild: Julia Frasch

Yannik Ambrusits aus Würzburg holte sich den Sieg beim Poetry Slam „Vorsicht Dichter!“ im Memminger Kaminwerk.

Bild: Julia Frasch

Beim Winter-Slam im Kaminwerk in Memmingen beeindruckt Jonas Pan mit einer Hommage an seinen gehörlosen Vater. Sieger des Poetry Slam wird Yannik Ambrusits.
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Von Redaktion Allgäuer Zeitung
29.03.2023 | Stand: 12:51 Uhr

„Vorsicht Dichter!“: Das galt nun wieder einen Abend lang im Memminger Kaminwerk. Längst hat der Poetry Slam einen festen Platz im Programm. So waren 300 Zuschauerinnen und Zuschauer gekommen, um sich von den eingeladenen Poetinnen und Poeten überraschen zu lassen. Schließlich sind immer neue Dichter, Autorinnen und Slammer am Start – und damit stets neue Texte mit einem breiten Spektrum bei Ton, Stil und Thema: von einfach und witzig bis hin zu tiefsinnig poetisch. Von Lyrik über Buchstabenkunst bis zu abenteuerlicher Prosa ist alles dabei.

Vortrag in Memmingen dauert maximal sechs Minuten

In maximal sechs Minuten werden die Werke von den Autorinnen und Autoren im Kaminwerk möglichst mitreißend vorgetragen. Mit Yasmin Abbas (Mainz), Yannik Ambrusits (Würzburg), Henri Kruse (München), May Luchs (Marburg), Jonas Pan (Tübingen) waren auch dieses Mal mehrfach ausgezeichnet Slammer angereist. Zunächst stieg aber als sogenanntes „Opferlamm“ und damit außer Konkurrenz Robert Cockshot, Schüler der Q12 des Vöhlin-Gymnasiums, in den Dichter-Ring und legte mit seinen Gedanken zu Weihnachten in „Original Taste“ geistreich und unterhaltsam vor, heißt es. An ihm orientierte sich die vierköpfige Publikumsjury bei der Bewertung.

In Runde eins unterhielt sich May Luchs in „Konfetti“ mit dem eigenen Leben, Yasmin Abbas gab einen Einblick, wie hart es ist, tagaus, tagein beweisen zu müssen, wie gut man integriert ist, und Yannik Ambrusits lotete witzig aus, inwieweit Männlichkeit und Feminismus zusammenpassen. In Runde zwei beeindruckte besonders Jonas Pans Hommage an seinen gehörlosen Vater, in einem simultan gebärdeten Text, der liebenswert von Tücken und komischen Seiten im Alltag seiner Familie erzählte.

Applaus des Publikums in Memmingen sorgt für Entscheidung

Als die Slammerinnen und Slammer mit den meisten Punkten gingen May Luchs und Yannik Ambrusits ins Finale. Hier setzte sich der bayerische U20-Meister durch. In „Die Schere zwischen Alt und Jung“ reflektierte er, was zwischen den Generationen schiefläuft und weshalb es nicht gelingt, gemeinsam an notwendigen Lösungen zu arbeiten. Der Applaus des Publikums entschied und bescherte Yannik Ambrusits den Siegerpokal in Form der traditionellen „Vorsicht-Dichter“-Emaille-Milchkanne ein. Platz zwei ging an May Luchs. Damit endeten zweieinhalb Stunden mit Slam-Texten, Musik von Popnovum, intensiver Mitarbeit des Publikums und unter Moderation von Elias Haug und Bernd Scheiter.

Das Projekt „Vorsicht Dichter“ ging einst aus einem P-Seminar des Vöhlin-Gymnasiums in Memmingen hervor und bringt bereits seit dem Jahr 2011 Slammerinnen und Slammer aus dem In- und Ausland ins Memminger Kaminwerk. Dort werden sie dann von Schülerinnen und Schülern betreut, die sich – unterstützt vom Kaminwerk-Team – ebenfalls um Teile der Technik und den Kartenverkauf kümmern.