Zahlen gehören zu ihrem Beruf: Simone Jendrosch (links) und Elisabeth Schöffel von der Schuldner- und Insolvenzberatung des Caritasverbands Memmingen-Unterallgäu.
Bild: Andreas Berger
Zahlen gehören zu ihrem Beruf: Simone Jendrosch (links) und Elisabeth Schöffel von der Schuldner- und Insolvenzberatung des Caritasverbands Memmingen-Unterallgäu.
Bild: Andreas Berger
Die Zahl der Menschen, die Geldprobleme haben, wird in Memmingen und dem westlichen Unterallgäu steigen. Also auch die Zahl der Haushalte, die nicht mehr genug Geld für die wichtigsten Ausgaben wie Miete, Strom und Lebensmittel haben. Diesen Ausblick wagt die Schuldner- und Insolvenzberatung des Caritasverbands Memmingen-Unterallgäu. Der Verband bietet die kostenlose Beratung für Memmingen und das westliche Unterallgäu im Auftrag von Stadt und Landkreis an. Warum mehr Menschen überschuldet sein werden, wie ihnen geholfen werden kann und wie viele Fälle es 2021 gab, erklären Elisabeth Schöffel und Simone Jendrosch von der Schuldner- und Insolvenzberatung:
„Wer zu uns kommt, ist in der Regel bereits zahlungsunfähig“, sagt Elisabeth Schöffel von der Schuldner- und Insolvenzberatung für Memmingen und das Unterallgäu. Das heißt, dass die monatlichen Ausgaben höher sind als das Einkommen.
Schritt 1: „In einem ersten Gespräch versuchen wir, die Lebenssituation unserer Klienten und Klientinnen zu erfassen“: Finanzen, Familiensituation, individuelle Problemlage.
Schritt 2: Es wird ein Haushalts- und Etatplan erarbeitet. „Hier beraten wir über mögliche finanzielle Hilfen und Einsparmöglichkeiten.“ Wichtig sei, dass den Betroffenen und deren Familie monatlich so viel Geld bleibt, dass sie Miete, Nebenkosten, Strom, einen angepassten Versicherungsschutz, weitere Unterhaltsverpflichtungen, Lebensmittel bezahlen können.
Schritt 3: Die Schuldensituation wird erfasst, dann besprochen, ob außergerichtlich oder durch ein Insolvenzverfahren reguliert werden kann.
Existenzsicherung: Bei 28 Menschen und deren Familien, die 2021 zur Schuldnerberatung kamen, war die Existenz nicht gesichert. Sie hatten also akut nicht genügend Geld für die notwendigsten Ausgaben wie Miete, Strom, Heizung und Lebensunterhalt. Auch in solchen Fällen kann die Schuldnerberatung helfen: Wer nichts zu essen hat, bekommt Lebensmittelgutscheine. Wenn der Stromanbieter mit einer Sperre droht, wird Geld von einer Stiftung beantragt, etwa von der Kartei der Not von der Mediengruppe Allgäuer Zeitung. So soll kurzfristig geholfen werden, die notwendigsten Ausgaben und somit die Existenz zu sichern.
Nicht zu spät zur Schuldnerberatung: Menschen mit Geldproblemen sollten rechtzeitig zur Schuldnerberatung gehen, rät Simone Jendrosch. Also bevor die Kündigung des Mieters im Briefkasten liegt, bevor der Strom abgestellt wird. Je früher Betroffene Hilfe in Anspruch nehmen, desto besser könne die Beratung helfen, deren Existenz zu sichern, mit Gläubigern zu verhandeln, die Situation zu stabilisieren. Geprüft werde auch, ob Sozialleistungen beantragt werden können.
Und wenn der Strom schon abgestellt ist? Auch dann kann die Schuldnerberatung helfen. Beispielsweise wird auch dann Geld von einer Stiftung beantragt. Allerdings müssen die Betroffenen einige Tage ohne Strom leben, bis das Nötigste geregelt sei. „Wir können viel, aber wir können nicht zaubern“, sagt Simone Jendrosch. Doch wenn es schon so weit gekommen sei, habe der Betroffene bereits viel wertvolle Zeit verstreichen lassen. Denn bis beispielsweise der Strom abgestellt werde, gebe es zunächst Mahnungen und die Androhung der Stromsperre.