Kunst aus Memmingen

"Sketching Memmingen": Marcel Krüger (29) malt nicht nur Bilder von der Stadt

Marcel Krüger (29) aus Memmingen malt meist abstrakte, surrealistische Bilder. Ab und an steht er auch auf, dreht eine Runde durch die Stadt und fertigt realitätsgetreue Skizzen bestimmter Orte und Gebäude an.

Marcel Krüger (29) aus Memmingen malt meist abstrakte, surrealistische Bilder. Ab und an steht er auch auf, dreht eine Runde durch die Stadt und fertigt realitätsgetreue Skizzen bestimmter Orte und Gebäude an.

Bild: Marcel Krüger

Marcel Krüger (29) aus Memmingen malt meist abstrakte, surrealistische Bilder. Ab und an steht er auch auf, dreht eine Runde durch die Stadt und fertigt realitätsgetreue Skizzen bestimmter Orte und Gebäude an.

Bild: Marcel Krüger

Seit seinem 16. Lebensjahr malt Marcel Krüger (29) fast jeden Tag. Zurzeit wandert er durch Memmingen und skizziert bestimmte Orte. Was er beim Malen erlebt.
13.01.2023 | Stand: 10:50 Uhr

Mit Kreiden und Kohle, Tusche, Acryl- oder Aquarellfarben sitzt Marcel Krüger fast jeden Tag auf dem gleichen kleinen Treppchen in der Memminger Altstadt. Dort lässt der 29-Jährige seinen Gedanken freien Lauf und malt meist abstrakte, surrealistische Bilder. Ab und an steht er aber auch auf, dreht eine Runde durch die Stadt und fertigt realitätsgetreue Skizzen bestimmter Orte und Gebäude an: Vom Marktplatz, der Flach-Villa, den Toren Memmingens.

Der 29-jährige Marcel Krüger aus Memmingen malt, seit er 16 Jahre alt ist. Seit Kurzem fertigt er Skizzen verschiedener Orte in der Stadt an.
Der 29-jährige Marcel Krüger aus Memmingen malt, seit er 16 Jahre alt ist. Seit Kurzem fertigt er Skizzen verschiedener Orte in der Stadt an.
Bild: Luca Riedisser

So kam Marcel Krüger auf die Idee, Memmingen zu malen

„Ein Rentner hat mich einmal beim Malen gesehen und mir von den schönsten Orten Memmingens erzählt. Er dachte wohl, ich kenne mich nicht aus“, erzählt der junge Künstler. So sei er auf die Idee gekommen, die Stadt zu malen. Sein erstes Memminger Motiv war die Straße, in der einige seiner Freunde wohnen. Dann folgten der Stadtbach, die Martinskirche, der Einlass, der Hexenturm und mehr.

Unter dem Motto „Sketching Memmingen“ („Memmingen skizzieren“) postet Marcel Krüger, alias surreal_madness_27, seine Werke auf Instagram. Dort finden sich neben Bildern der Stadt auch einige von Tieren – vor allem von Vögeln und Katzen – oder Landschaften, Porträts, Karikaturen und vor allem abstrakte Kompositionen. „Surrealistische Bilder male ich am liebsten. So kann ich eine eigene Welt erschaffen und unterbewusst einfach drauf los malen“, sagt der Autodidakt. Je nach Gefühlszustand, seinen Erlebnissen und Träumen sehen die Werke anders aus.

Abstrakte und realistische Gemälde - der Unterschied

„Irgendwie scheint die Messlatte aber immer die Realität zu sein. Wenn man reale Dinge abbildet, denken die Leute, man könnte gut malen. Dabei steckt auch hinter abstrakten Bildern eine Menge“, sagt er. Es sei lediglich eine andere Herangehensweise. Die Realität abzubilden sei im Prinzip das Gleiche, wie ein Foto zu machen. Abstrakte Gemälde entstünden dagegen im Kopf – manchmal nach realen Vorbildern.

Für die Bilder von Memmingen verwendet Kürger überwiegend Kohle und Kreide, für den Rest seiner Werke auch Acryl- und Aquarellfarben und besonders gern und häufig Pastellkreide. „Übungen oder Skizzen mache ich meistens in schwarz-weiß. Erst später setze ich das ein oder andere dann noch in Farbe um“, sagt Krüger. Eines seiner persönlichen Ziele ist ein Ölbild im Stil der „alten Meister“, also Maler des 14. bis 18. Jahrhunderts – jedoch von modernen Motiven. „Es dauert nur leider so lange, bis die Ölfarben trocknen. Dafür male ich ein wenig zu schnell“, sagt der 29-Jährige und lacht.

Im Schnitt braucht er für ein Bild circa ein bis zwei Werktage. Das komme aber natürlich immer auf das jeweilige Bild an, sagt er. „Es ist schwierig, genau zu sagen, wann ein Gemälde wirklich fertig ist. Es gibt nur wenige Bilder mit denen ich hundertprozentig zufrieden bin.“

Ein Ziel des jungen Künstlers: Eine Ausstellung in der Mewo-Kunsthalle in Memmingen

Aus diesem Grund arbeitet Krüger auch schon einige Zeit an einem Portfolio, um sich für eine Ausstellung in der Mewo-Kunsthalle zu bewerben. „Ich möchte unbedingt ausstellen. Aber ich bin sehr selbstkritisch. Da ist so ein Portfolio gar nicht so einfach“, beteuert er. Trotzdem arbeitet er weiterhin daran, um sein Vorhaben irgendwann in die Tat umzusetzen.

Oft habe er schon Bilder an Freunde und die Familie verschenkt oder ab und zu an Fußgänger auf der Straße verkauft. Auch „auf Bestellung“ zeichnet Krüger. „Es ist gar nicht so leicht, auf Knopfdruck das zu malen, was andere sich vorstellen.“ Er habe jedoch den Anspruch an sich selbst, auch die Vorstellungen anderer umzusetzen.

Feedback bekommt Marcel Krüger auch auf den Straßen Memmingens

Positives Feedback erhalte er besonders von seinen Freunden. Doch auch auf seinem Treppchen und in den Straßen Memmingens bekomme er erste Resonanz. „Die Leute bleiben stehen und sprechen mich auf meine Bilder an“, berichtet der 29-Jährige freudig. Einmal sei ein Mann vorbeigekommen, der in einem Hospiz arbeitete. Ein relativ düsteres Bild von sechs Gestalten in einer dunklen Umgebung, an dem Krüger gerade saß, habe zu einem langen Gespräch über das Sterben und die wichtigen Dinge im Leben geführt. „Solche Unterhaltungen sind für mich ein großes Lob“, sagt Krüger.

Manche Menschen habe er nur durchs Malen kennengelernt, erzählt er. Kürzlich war er drei Wochen im Urlaub. Als er zurück war und wieder an seiner gewohnten Stelle saß, habe ein Mann, der öfter vorbeikomme, gerufen: „Gut, dass du wieder da bist. Ich habe mich schon gefragt, wo du steckst.“

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