Am Gründonnerstag waren diese Ministranten in der Ottobeurer Basilika mit Abt Johannes Schaber im Gottesdiensteinsatz.
Bild: Uwe Hirt
Am Gründonnerstag waren diese Ministranten in der Ottobeurer Basilika mit Abt Johannes Schaber im Gottesdiensteinsatz.
Bild: Uwe Hirt
In ungewöhnlichen Zeiten wird das Normale zur Besonderheit. Während Nachwuchsmusiker, Jugendfußballer und Landjugenden seit Monaten ihre Gruppenstunden abgesagt oder in Videokonferenzen verlegt haben, gehen andere Jugendgruppen in Memmingen und dem Unterallgäu regulär ihrer Tätigkeit nach – fast zumindest.
Die Ministranten tragen Leuchter und Kreuz in den Altarraum, schwenken bei Hochfesten das Weihrauchfass und klingeln zur Gabenbereitung. Zusätzlich zum weiß-roten Ministrantengewandt müssen die Buben und Mädchen allerdings eine FFP2-Maske tragen. „Außerdem tragen wir die Gaben nicht zum Altar. Die stehen da schon“, sagt Benjamin Nägele, Oberministrant in Ottobeuren. Mehr als 170 Kinder und Jugendliche tun in der dortigen Basilika ihren Dienst.
Obwohl der Ministrantendienst also in abgespeckter Form weiterläuft, betont Nägele: „Die Zeit ist für mich und meine Ministranten schon schwierig, weil einfach der Kontakt fehlt.“ Denn die wöchentlichen Gruppenstunden und die monatlichen größeren Treffen fallen derzeit aus. Für das Osterfest hat der Oberministrant deshalb eine Aktivität geplant, die die Kinder und Jugendlichen jeweils von daheim aus machen können. „Wir bieten ein Osterkerzenbasteln an.“ Nägele hat dafür Pakete mit Kerzen und Wachsplatten gepackt, die er den interessierten Ministranten nach Hause bringt. Allein am ersten Tag hätten sich 40 Buben und Mädchen dafür angemeldet, sagt Nägele. Zudem erhalten alle Ministranten der Pfarrei ein kleines Ostergeschenk.
Vor der Coronapandemie trug Nägele an einem normalen Sonntag jeweils etwa 16 Messdiener in den Dienstplan ein. An einem Hochfest ministrierten auch mal 25. „Inzwischen dürfen nur zwei bei einem Gottesdienst ministrieren“, sagt er. Lediglich an Weihnachten seien es ein paar mehr gewesen – mit nochmals strengeren Hygienemaßnahmen.
Besonders oft müssen die einzelnen Ministranten derzeit folglich nicht ministrieren. „Ich versuche aber schon, dass jeder mal dran kommt“, sagt Nägele. Früher erstellte der Oberministrant die Ministrantenpläne in Excel-Tabellen. Inzwischen frage er bei den eingeteilten Kindern und Jugendlichen jeweils direkt auf Whatsapp nach, ob sie Zeit haben.
Hauptsächlich über Whatsapp läuft die Kommunikation auch bei den Ministranten der Memminger Kirche Christi Auferstehung. Dort sind die Zwillinge Sina und Nico Kehrle als Oberministranten für 14 Kinder und Jugendliche zuständig. „Wir informieren auf Whatsapp immer über die aktuellen Hygienemaßnahmen, Messen und darüber, wie viele ministrieren dürfen “, sagt Nico Kehrle. Wegen des großen Altarraums und der weiten Sakristei können in der Kirche im Memminger Westen vier Ministranten pro Gottesdienst dienen.
Die Lust auf den Messdienst habe dort durch den Lockdown auf jeden Fall zugenommen. „Man merkt schon, dass sie gerne ministrieren, um auch mal wieder unter Leuten zu sein“, findet Sina Kehrle. „Wir hören aber auch oft, dass sie gerne mal wieder alle Minis sehen würden“, ergänzt ihr Bruder.
Bevor die Pandemie dies unmöglich machte, trafen sich die Ministranten von Christi Auferstehung wöchentlich zu Gruppenstunden. „Die fanden abwechselnd als Theoriestunde oder als Praxisprobe in der Kirche statt“, erzählt Sina Kehrle. In den Theoriestunden beschäftigten sich die Ministranten mit der Bibel, bastelten oder spielten.
Dass vor allem die Proben in der Kirche nicht mehr möglich sind, führte dieses Jahr zu einer ungewöhnlichen Situation: Die Treffen, auf denen die neuen Ministranten den Dienst während der Messe lernen, konnten schließlich ebenfalls nicht stattfinden. „Also haben die Neuen mit uns zusammen ministriert“, beschreibt Sina Kehrle. Die beiden Oberministranten besprachen die Aufgaben vor der Messe mit ihnen in der Theorie – und flüsterten ihnen während des Gottesdiensts Anweisungen zu. „Das war aber mit der Maske nicht so einfach“, sagt Sina Kehrle.