MM Schwanensee
Bild: Horst Hacker
MM Schwanensee
Bild: Horst Hacker
Kann man sich zum weihnachtlichen Fest der Liebe eine noch schönere Bescherung als Pjotr Iljitsch Tschaikowskys Ballett-Klassiker „Schwanensee“ wünschen? Wer als einer von rund 600 Besuchern in der Stadthalle das von Hassan Usmanov 2004 gegründete und geleitete „Klassische Russische Ballett“ aus Moskau erlebte, weiß ganz sicher, dass diese Frage nur rhetorisch gemeint und nur ein Nein die Antwort sein kann.
„Schwanensee“ (opus 20) von 1875/76 ist eines der großen Werke des 1840 in Wotkinsk (Udmurtien) geborenen und 1893 in St. Petersburg verstorbenen russischen romantischen Komponisten. Natürlich sind da auch der „Nussknacker“ und „Dornröschen“ – und doch gilt „Schwanensee“ als nicht wieder erreichter Prototyp und Höhepunkt klassischen Handlungsballetts. Uraufgeführt wurde das „Ballett der Ballette“ 1877 im Moskauer Bolschoi-Theater.
Usmanovs hochkarätiges Ballett-Ensemble steht auf Augenhöhe mit den anderen großen Ensembles russischer Ballettschulen und ist auf internationalem Parkett erfolgreich. Mit Absolventen der „Bolshoi Ballet Academy“ oder der Vaganova-Akademie bezauberte es auch das Memminger Publikum mit der tänzerisch sehr anspruchsvollen, märchenhaften Liebesgeschichte.
Bevor sich der Vorhang zu den vier Akten auftat, setzte jeweils die vom Band eingespielte sinfonische Musik Tschaikowskys ein. In ihren außerordentlich vielfältigen Facetten zeigte sie sich artverwandt mit einer sinfonischen Dichtung. Ihr Variantenreichtum bietet beste Voraussetzungen dafür, dass die Tänzerinnen und Tänzer ihr ganzes Repertoire graziösen Spitzentanzes demonstrieren können.
Größten Szenenbeifall bekamen im Zweiten Akt die vier kleinen Schwäne (Gulnara Halitova, Ekaterina Gefel, Valeria Mala und Polina Tokareva). Mit Tutu, Schwanenfedern und Spitzenschuhen auftretend, war ihr kurz gehaltener Tanz (Allegro moderato) ein herausstechender optischer Leckerbissen. Vor malerisch imposanten Bühnenbildern hakten sich die vier Schwänchen unter und vollführten, die Köpfe in eine Richtung gedreht, präzise synchronisierte Fuß- und Beinbewegungen. Ein großartiges Tableau!
Fast stets auf der Bühne präsent war der hochgewachsene Prinz Siegfried (Alexander Butrimovich), Protagonist des Bühnengeschehens. Aus dem „Corps de ballet“ ragte er auch tänzerisch mit hohen und weit schwebenden Sprüngen heraus. An des Prinzen Seite spielte Primaballerina Olga Grigorieva die verzauberte Schwanenprinzessin. Nur durch die Liebe ihres Traumprinzen kann Odette aus dem Bann des bösen Zauberers erlöst werden. Zugleich verkörperte Grigorieva auch die Rolle von Odettes verführerischem, doch negativem Ebenbild und glänzte in dieser Doppelrolle. Gleiches galt für Ballerina Natalia Kungurtseva als Zweitbesetzung. Brillant meisterten sie die Vielzahl schwer zu tanzender Fouettés.
Lange Zeit sieht es in „Schwanensee“ so aus, als würde das Böse über das Gute obsiegen. Zu Weihnachten wäre solches Ende gänzlich unpassend. Vielmehr kommt es zum glücklichen Ausgang: Mit ihrer Liebe besiegen Siegfried und Odette das Böse. So sind sie zusammen glücklich bis ans Lebensende.