Abbild der Altstadt

Was ist ein digitaler Zwilling von Memmingen?

Ein digitales Abbild der Altstadt von Memmingen wird derzeit erstellt.

Ein digitales Abbild der Altstadt von Memmingen wird derzeit erstellt.

Bild: Maike Scholz (Archivbild)

Ein digitales Abbild der Altstadt von Memmingen wird derzeit erstellt.

Bild: Maike Scholz (Archivbild)

Die Kommune arbeitet an einem Abbild der Altstadt. Simulierter Abriss des Rosenviertels oder Verkehrsuntersuchung zum Weinmarkt: Wie Daten in der Wirklichkeit weiterhelfen können.
01.10.2022 | Stand: 05:45 Uhr

Die Stadt Memmingen arbeitet derzeit an einem digitalen Zwilling, also einem digitalen Abbild von Gebäuden und Straßen. Memmingens Wirtschaftsförderer Michael Haider erklärt: Eigentlich ist es ähnlich wie die Stadt in einem Computerspiel. Der Unterschied ist allerdings, dass diese virtuelle Stadt über Sensoren mit der Wirklichkeit verbunden ist und sich dadurch an die Realität anpasst. Haider zeigt im Gespräch mit unserer Redaktion auf, warum ein digitaler Zwilling für Memmingen einen großen Nutzen haben kann.

  • Der Hintergrund: Im Jahr 2020 versuchte die Stadt Memmingen, eine Förderung für das Thema Digitalisierung zu erhalten, kam aber nicht zum Zuge. Im Rahmen des europäischen Förderprogramms „React-EU“ zur Stärkung der Innenstädte wurden nun Mittel bereitgestellt, um Auswirkungen der Corona-Pandemie entgegenzuwirken. Memmingen bewarb sich, wurde mit 37 anderen bayerischen Kommunen ausgewählt, so Haider. Der Aufbau eines digitalen Zwillings für die Altstadt, ein so genanntes „LoRaWAN-Netzwerk“ in der Altstadt sowie ein städtebauliches Innenstadtmanagement wurden als Projekte seitens der Stadt Memmingen angemeldet. Der Fördersatz: bis zu 90 Prozent. 350.000 Euro erhält Memmingen rein an Förderung für das Vorhaben zum digitalen Zwilling.

    Dokumentation ist komplex, Förderung lockt

    „Die Antragsverfahren und die Dokumentation sind hochkomplex“, merkt Haider an: „Die Förderung ist aber eben attraktiv.“ Großes Ziel ist es, einen einheitlichen Datenbestand zu schaffen, um so Doppelstrukturen beispielsweise in der Verwaltung zu vermeiden und Transparenz auszubauen. Daten sollen künftig auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden – sofern rechtlich unbedenklich.
  • Der digitale Zwilling: Die digitale Abbildung der Stadt dient als Werkzeug, um Geodaten darzustellen, Simulationen durchlaufen zu lassen und „Was-wäre-wenn-Fälle“ zu ermöglichen. Digital lasse sich so beispielsweise das Rosenviertel simuliert abreißen und durch die Daten der Architekturbüros neu aufbauen. Weitere Beispiele: Das Problem, dass es in der Innenstadt zu heiß wird, ist bereits bekannt. Mit Hilfe der Daten soll gezeigt werden, wo genau es zu heiß wird. Dann können Lösungen gefunden werden. Was passiert beispielsweise bei einer Fassadenbegrünung? Welche Auswirkungen hat diese? Im digitalen Zwilling lässt sich das simulieren und darstellen. Ebenso, wenn es um Hochwasserereignisse geht. Wie steht es um den Stadtbach? Um entsprechende Daten zu erhalten, kommen Sensoren zum Einsatz. Für diese wird das „LoRaWAN-Netzwerk“ aufgebaut. Mit Hilfe der Sensoren kann beispielsweise ermittelt werden, wie sich die Temperaturen entwickeln, wie es um die Bodenfeuchte oder um den Füllstand der Müllinseln steht.

    Kameras am Weinmarkt in Memmingen

Außerdem werden – voraussichtlich noch im Oktober – Kameras angebracht, um die Anzahl der Fahrzeuge am Weinmarkt und parallel am Schrannenplatz zu analysieren. Gleichzeitig könnten Fußgänger gezählt werden. Was bringen Feste in der Innenstadt? Wie lange bleiben Passanten? Welchen Einfluss hat der Wochenmarkt? Zu solchen Fragen könnten Erkenntnisse gewonnen werden.

Michael Haider
Michael Haider
Bild: Maike Scholz

Wichtig ist laut Michael Haider, dass der Datenschutz eingehalten wird. Die Kamera vor Ort erfasst die Situation, ermittelt im Gerät die gewünschten Messwerte und sendet diese an das System. Das entstandene Bild in der Kamera wird wieder gelöscht, eine Bildansicht der Situation ist somit nicht möglich. Die Anforderungen des Datenschutzes würden erfüllt. Die Daten werden gesammelt und dann dem digitalen Zwilling zugeführt.

  • Fristen für die Förderung: Bis zum 30. Juni 2023 müssen die Abrechnungen vorliegen. Die Stadt plant, im Januar/Februar kommenden Jahres alle entsprechenden Rahmenbedingungen umgesetzt zu haben, so dass die Rechnungen im März vorliegen und fristgerecht dokumentiert werden können.
  • Örtlichkeiten: Der digitale Zwilling wird nun zunächst für den Bereich der Memminger Altstadt genutzt. „Die Sensoren später anderweitig zu platzieren, ist kein Problem“, zeigt Michael Haider auf. Dementsprechend könnten künftig, wenn gewünscht, auch weitere Bereiche über einen digitalen Zwilling abgedeckt werden. Fest stehe, dass das System helfen werde, die Attraktivität Memmingens zu steigern.

Weitere Informationen finden Interessierte auf der Homepage der Stadt Memmingen unter dem Stichwort „Smart City Memmingen“.

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