Lebensmittel werden immer teurer, dieser Trend macht sich auch bei Milchprodukten bemerkbar. Während aber der Grundpreis, den Molkereien an die Bauern zahlen, für Bio-Milch nur gering gestiegen ist, geht der Preis für konventionelle Milch durch die Decke.
Laut Clemens Rück, Geschäftsführer des Milchwirtschaftlichen Vereins Bayern mit Sitz in Kempten, war der Milchpreis für Mai bei etwa 49 Cent pro Kilo konventioneller Milch, für Biomilch lag er bei etwa 55 Cent. „Es handelt sich hier um Schätzzahlen“, sagt Rück. Er rechnet nicht damit, dass die Preise bald zurückgehen. Im Jahr 2021 habe es zwischen konventioneller Milch und Biomilch noch eine Differenz von 13,4 Cent gegeben.
Das Kauf-Verhalten der Verbraucherinnen und Verbraucher ändert sich
Grund für diese Entwicklung ist laut Erich Krug, Geschäftsführer des Bauernverbandes Lindau-Kempten, die steigende Nachfrage im konventionellen Bereich, während das Interesse an den teureren Bioprodukten in Inflationszeiten stagniere. Verbraucherinnen und Verbraucher, die früher Bio-Lebensmittel gekauft hätten, griffen nun eher zu konventionellen Produkten.
"Unendlich viel Stress und Ärger": Molkerei ist mit gestiegenen Kosten konfrontiert
„Bisher waren die Bio-Bauern die Gewinner und die konventionellen Betriebe haben in die Röhre geschaut. Jetzt kehrt sich das ein Stück weit um“, sagt Hubert Dennenmoser, Geschäftsführer der Allgäu Milch Käse eG in Kimratshofen (Kreis Oberallgäu). Von den Landwirten, die seine Molkerei versorgen, sind 430 Betriebe Bio-Bauern, 570 Landwirte liefern konventionelle Milch.
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Bei den Produkten, die an Bioläden verkauft werden, sei der Rückgang besonders stark zu spüren. Dennenmoser nennt ein Beispiel: „Beim Bio-Bergkäse machen wir 25 Prozent weniger Umsatz.“ Umso edler das Produkt sei, desto mehr verliere es gerade an Wert. Bei der Handelsmarke, mit der die Molkerei verschiedene Discounter beliefert, liege der Rückgang bei etwa zehn Prozent. Dazu komme „unendlich viel Stress und Ärger“ wegen gestiegener Produktions- und Energiekosten. Die Preise von zugelieferten Waren wie beispielsweise Verpackungen hätten sich im Schnitt um 60 Prozent erhöht. „Im Herbst befürchten wir weitere Preissteigerungen.“
Bauern kämpfen wegen der Inflation mit steigenden Preisen für Dünger, Kraftstoff und Energie
Auch die Bauern haben mit den hohen Kosten zu kämpfen. „Der Preis für einen Doppelzentner Dünger, also 100 Kilo, war vor zwei Jahren noch bei 28 Euro, inzwischen hat er sich verdreifacht“, sagt Martin Schorer, Kreisobmann im Unterallgäu. Der hohe Milchpreis sei daher wichtig für die Bauern, damit sie ihre Ausgaben für Futter, Kraftstoffe und Energiebedarf decken könnten.
„Viele Bauern machen trotzdem keinen großen Gewinn“, sagt Schorer. Zudem werde die Gesamtmenge der produzierten Milch weniger. Denn immer mehr Betriebe hörten auf: wegen Nachwuchsmangels oder der Auflagen, die sie erfüllen müssten. Das treibe den Preis in die Höhe. „Wichtig ist, dass konventionelle und Bio-Bauern ein gutes Miteinander pflegen“, sagt Schorer.
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