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Misha Kovar als Päpstin: Eine Rolle wie ihr Leben

Musicalstar

Misha Kovar als Päpstin: Eine Rolle wie ihr Leben

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    Misha Kovar
    Misha Kovar Foto: Michael Böhmländer

    „Das bin ich!“ Eine Frau, die weiß, was sie machen möchte, sich dafür aber gegen viele Widerstände durchsetzen muss: Misha Kovar kann nur allzu gut nachvollziehen, wie es Johanna geht, die in einer patriarchalen Gesellschaft zum scheinbaren Mann werden muss, um sich Bildung aneignen zu dürfen. Im Musical „Die Päpstin“ schlüpft Kovar im Festspielhaus Neuschwanstein in Füssen jetzt wieder in die Titelrolle, in der sie auch sich selbst spielt.

    Einst ein "hässliches Entlein"

    Ein Vater, der nie da war und früh starb, eine Mutter, die sie nie akzeptierte und schließlich verstieß, fühlte sie sich als „hässliches Entlein“. Kaum zu glauben, sitzt man der attraktiven Frau mit dem strahlenden Lächeln heute gegenüber. Das Singen hat sie gerettet. Ein Leben lang. „Singen heilt die Seele“, sagt sie heute. „Nur wenn ich singe, werde ich gesehen“ – so erlebte sie es damals. Und sie konnte es. Schon als Kind erhielt sie die Hauptrollen. Mit 16 Jahren hatte sie ihr Studium am Konservatorium der Stadt Wien gerade begonnen, als sie als Sarah im „Tanz der Vampire“ ihre erste große Musicalrolle erhielt. Viele weitere folgten, zuletzt immer öfter in Füssen, wo sie nach der Päpstin, der Sisi in Ludwig2 und Dreamking zuletzt als Engel im „Geist der Weihnacht“ auf der Bühne stand. In Ralph Siegels Zeppelin-Musical singt sie als Wiener Sängerin Emmy Berg den Berliner Nazis ins Gesicht, was sie von ihnen hält.

    Einst aus der Tschechoslowakei geflohen

    Dabei hatte sie als Kind mit Wien gefremdelt. Geboren in Opava in Mährisch-Schlesien war sie gerade zwei Jahre alt, als ihre Familie aus der damaligen Tschechoslowakei über den Eisernen Vorhang nach Österreich floh. „Mein Vater wollte ein besseres Leben aufbauen“, sagt sie. In Wien kam sie erst in einen tschechischen Kindergarten und dann in die Schule „ohne ein Wort Deutsch zu können“, wie sie sagt. Als sie es aufs Gymnasium geschafft hatte, stellte das Schicksal weitere Weichen: Ihr Vater starb, ihre Mutter, die in Österreich nie heimisch wurde, verschwand mit ihrer jüngeren Schwester und ließ sie und ihre bereits erwachsenen Schwester zurück. Eine Freundin meldete sie am Konservatorium an – und sie erhielt unter 600 Kandidaten einen der acht Plätze.

    Ihr Fach am Konservatorium: "Musikalisches Unterhaltungstheater"

    Die Koloratursopranistin begann ihre Ausbildung im Fach „Musikalisches Unterhaltungstheater“, das Tanz, Gesang und Schauspiel umfasst und auf einen Einsatz an der Operette, beim Musical oder als Chanson-Sängerin vorbereitet. Dass sie auch die Klassik beherrscht, bewies sie sich selbst und begann Oper zu spielen. Bezeichnend für ihre Vielseitigkeit ist ihre in Klick-Charts erfolgreiche Version der „Königin der Nacht“ aus der Zauberflöte: Sie legte Mozarts bekannte Sequenz über eine Schlagervariante. Mit einer weiteren Version der „Zauberflöte“ steht sie bald auf der Füssener Bühne: als Pamina in Frank Nimsgerns Zauberflöte-Musical.

    Die Sängerin Misha Kovar.
    Die Sängerin Misha Kovar. Foto: Markus Röck

    Nach einer Zeit in den USA, von wo sie ihren Künstlernamen mitbrachte – Michaela Kovarikova war einfach zu lang und für amerikanische Zungen unaussprechbar – zog Kovar in Deutschland in verschiedenen Rollen über die großen Musicalbühnen. Nach Köln, wo sie über Jahre heimisch wurde, brachte sie eine Rolle im Queen-Musical „We Will Rock You“. Dort trug sie die deutsche Version von „No One But You“ vor, Brian Mays Hymne auf den verstorbenen Queen-Sänger Freddie Mercury. Den Gitarristen der legendären Formation beeindruckte sie so sehr, dass er für sie ein Empfehlungsvideo veröffentlichte.

    Im Hintergrund zieht ihr Mann Philipp die Fäden, organisiert Auftritte, gestaltet Flyer und die Website – und nahm dafür ihren Künstlernamen an: „Ich bin Misha, er Kovar“, bringt die Sängerin die Arbeitsteilung auf den Punkt. Und nicht nur das: Ihr Mann bot ihr mit seiner Familie und einem Haus nahe Linz das warme Nest, das sie als Kind schmerzlich vermisst hatte. „Ich habe die tollste Familie der Welt, tolle Schwiegereltern“, schwärmt sie. Dennoch führte sie ihr Weg zurück nach Deutschland: Heute sind die Kovars in Füssen heimisch. „Ich will den Luxus, den wir hier haben nicht mehr missen“, sagt das Großstadtgewächs mit Blick auf die Natur, die tolle Landschaft und eine Loipe direkt vor der Haustüre. Ihr Management hat inzwischen der Würzburger Konzertveranstalter Manfred Hertlein übernommen.

    Schlagerkaiserin

    Dabei sind die Kovars selbst durchaus geschäftstüchtig. Ihr Markenzeichen, der paillettenbestickte Beanie, mit dem die „Schlagerkaiserin“ immer ein Krönchen auf dem Kopf trägt, ist in ihrem Internet-Shop erhältlich. Auch ihre Schlager gibt es online. Schlager? Für Kovar eine logische persönliche Weiterentwicklung: Nachdem sie Musicalbühnen als Therapieplätze genutzt hatte, sei ihre Genesung nun abgeschlossen. „Jetzt ist Zeit für den Schlager, meine Musik“, sagt sie. Mit ihm könne sie mehr Positives auf die Bühne tragen. Sie war bereits in mehreren Fernsehshows zu sehen. „Mit dem Manfred erreichen wir den nächsten Level“, sagt Philipp Kovar über ihren Manager Hertlein. Auch im Füssener Festspielhaus ist Misha Kovar demnächst als Schlagersängerin zu erleben, wenn sie dort am Donnerstag, 3. Oktober, ab 19.30 Uhr die „Schlagernacht im Allgäu“ präsentiert. Neben der „Schlagerkaiserin“ treten unter anderem Ross Antony, G.G. Anderson und Max Weidner auf.

    Als Päpstin ist Misha Kovar am Samstag, 27. Januar (14 und 19.30 Uhr) und am Sonntag, 28. Januar (14 und 19 Uhr) zu erleben. Karten gibt es hier

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