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Mit Bus und Bahn in die Allgäuer Berge: Geht das überhaupt?

ÖPNV in der Region

Mit Bus und Bahn in die Allgäuer Berge: Geht das überhaupt?

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    Mit der Bahn zum Wandern in die Allgäuer Alpen? Wir klären, ob das funktionieren kann.
    Mit der Bahn zum Wandern in die Allgäuer Alpen? Wir klären, ob das funktionieren kann. Foto: Ralf Lienert (Archiv)

    Sprechen wir über "Overtourismus" im Allgäu, soll oft der regionale ÖPNV Teil der Lösung sein. Urlauber sollen möglichst auf Bus und Bahn umsteigen, um zu ihrem Urlaubsort zu gelangen.

    Auch für Tagesausflüge empfehlen Tourismus-Experten und Politiker oft die öffentlichen Verkehrsmittel, um überfüllte Parkplätze und zugeparkte Hofeinfahrten zu vermeiden.

    Aber: Kann das auch für anspruchsvolle Berg-Urlauber klappen? Drei Beispiele aus der Praxis.

    Hier zeigen wir die Auto-Routen unserer Beispiele. Wir hätten auch gerne die möglichen ÖPNV-Strecken eingetragen - für zwei Touren zeigt Google aber nicht einmal mögliche Verbindungen an.

    Ein Familienausflug

    Dürfen wir vorstellen: Die Mustermanns. Eine typische deutsche Familie. Mittelstand, 1,47 Kinder, coronabedingt in diesem Jahr Deutschland- und Allgäu-Urlauber. Ihren Urlaubsort Immenstadt finden sie "klasse", ein Neuschwanstein-Besuch soll's aber trotzdem sein. Muss man halt mal gesehen haben, dieses Schloss. Verbinden wollen sie das mit einer kleinen Wandertour. Diese bitte möglichst klimaneutral, schließlich sind sie gerade erst 650 Kilometer aus Wanne-Eickel mit dem SUV angereist.

    Die Mustermanns wählen für ihren Samstagsausflug also: Pöllatschlucht - Marienbrücke - Bleckenau und zurück zu einer familienfreundlichen Uhrzeit. Zum zentral gelegenen Bahnhof in Immenstadt können sie laufen (10 Minuten), mit der Bahn fahren sie um 9 Uhr über Kempten nach Füssen (jede Stunde fährt mindestens ein Zug).

    Von hier aus gehts mit dem Bus (der fährt am Samstag jede halbe Stunde) zu den Parkplätzen von Schloss Neuschwanstein. Für die Reise brauchen sie etwa zwei Stunden und zahlen laut bahn.de rund 50 Euro. Mit dem Auto dauert die Fahrt etwa eine Stunde. Besonders schön: Wer nicht mehr laufen möchte, kann mit dem Shuttlebus von der Bleckenau in Richtung Hohenschwangau zurück fahren. Hier eine mögliche Wanderroute der Mustermanns.

    Schloss Neuschwanstein hat nach zehn Wochen Corona-Pause wieder geöffnet - Das Märchenschloss war zum ersten mal seit dem 2. Weltkrieg geschlossen - jetzt dürfen Gäste in kleinen Gruppen und mit Schutzmaske ins Schloss - Anmeldung online - Corona - Coronavirus - Sclossverwalter Johann Hensel sperrt das Tor wieder auf
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    Zum Schrecksee und zurück

    Paula und Paul wollen ihre Verlobung mit besonderen Fotos feiern. Romantisch, draußen, Bergkulisse - richtig instagrammable eben. Der Schrecksee soll es sein - der inzwischen ja so beliebt ist, dass immer wieder Menschen verbotenerweise dort campieren. Ohne Zelt, dafür mit den "Öffis", macht sich das junge Paar aus dem Augsburger Univiertel auf den Weg. Und zwar früh, denn wenn sie um 9 Uhr ihren Aufstieg beginnen wollen, müssen sie schon um viertel vor 6 Uhr in die Tram steigen.

    Mit dem Zug geht es nach Sonthofen, mit dem Bus nach Bad Hindelang und weiter nach Hinterstein. Angenehm: Diese Route ist unter der Woche laut bahn.de stündlich befahrbar. Um ein wenig Kraft zu sparen, kürzen sie ab, und nutzen den Shuttlebus von der Haltestelle Grüner Hut zum Giebelhaus. (Diesen grandiosen Busfahrer erleben sie dabei leider nicht mehr. Er ist inzwischen in Rente).

    Dennoch dauern Auf- und Abstieg insgesamt etwa sechs Stunden. Mit besonders romantischen Sonnenuntergangs-Fotos wirds demnach eher nichts. Um spätestens 18.40 Uhr müssen Paul und Paula an der Bushaltestelle Grüner Hut in Hinterstein sein. Dann fährt der letzte Bus nach Bad Hindelang. Die einfache Fahrt mit Bus und Bahn dauert etwas über drei Stunden und kostet laut Bahn und dem Verkehrsverbund Mona rund für beide 75 Euro. Die Strecke mit dem Auto ist in eineinhalb Stunden schaffbar. Hier die mögliche Wanderroute von Paula und Paul.

    Obacht: Der Schrecksee befindet sich in einem Naturschutzgebiet.
    Obacht: Der Schrecksee befindet sich in einem Naturschutzgebiet. Foto: Simon Weixler (Archivbild)

    Eine Tagestour

    Sabine aus Kempten und Michael aus Wildpoldsried sind echte Allgäuer Bergfexe. Ihr Ziel an einem Samstag: Die Trettachspitze. Und das natürlich möglichst früh, um den anderen Wanderern aus dem Weg zu gehen. Vorteil für die Kemptenerin Sabine: Sie kann schon morgens um 4.20 Uhr in den Zug steigen und ist eine Stunde später in Oberstdorf.

    Weiter kommt sie da aber nicht - der erste Bus an den Touren-Startpunkt Alpe Eschbach fährt erst um 7 Uhr los. Michael hat es noch schwerer: Verlässt er sich nur auf öffentliche Verkehrsmittel, erreicht er die Alpe erst um 9 Uhr - der Bus von Wildpoldsried zum Kemptener Bahnhof fährt laut bahn.de erst ab 7 Uhr.

    Gedankenspiel: Würde Michael nun mit dem Auto zum Kemptener Bahnhof fahren, sich mit Sabine treffen und um 5.20 Uhr den Oberstdorfer Bahnhof erreichen, könnten die beiden gemeinsam immerhin mit dem Taxi fahren. Anruf beim örtlichen Taxi-Unternehmen: "Die Fahrt zur Alpe Eschbach kostet etwa 20-25 Euro und dauert rund 20 Minuten." Heißt: Die beiden Bergwanderer könnten um 6 Uhr statt um 9 Uhr starten.

    Ein dringend benötigter Vorsprung, dauert die Wanderung doch selbst bei guter Kondition insgesamt acht Stunden. Und um spätestens 18 Uhr müssen die beiden wieder an der Alpe Eschbach sein - sonst kommen sie mit Bus und Bahn nicht mehr zurück. Dabei würde der Rückweg für Michael insgesamt drei Stunden dauern. Mit dem Auto wäre er in einer Stunde zuhause. Kostenpunkt für eine einfache Fahrt (ohne Taxi) pro Person: Rund 20 Euro. Eine mögliche Tour für Sabine und Michael.

    Die Trettachspitze (2595 Meter) wird auch das "Allgäuer Matterhorn" genannt. Sie zählt zugegebenermaßen nicht zu den einfachsten Bergen, da man die letzten Meter "erklettern" muss. Deshalb wichtig: schwindelfrei sein, Route gut planen, trittsicher laufen. Genial beim Aufstieg ist die "Märchenwiese": Ein Aussichtsplatz direkt unter dem steilen Schnee- und Geröllkessel.
    Die Trettachspitze (2595 Meter) wird auch das "Allgäuer Matterhorn" genannt. Sie zählt zugegebenermaßen nicht zu den einfachsten Bergen, da man die letzten Meter "erklettern" muss. Deshalb wichtig: schwindelfrei sein, Route gut planen, trittsicher laufen. Genial beim Aufstieg ist die "Märchenwiese": Ein Aussichtsplatz direkt unter dem steilen Schnee- und Geröllkessel. Foto: Archiv
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