Christina Hagemann erinnert sich noch gut daran, wie sie ihre Schützlinge vom Kemptener Bahnhof abholte. „Sie standen dort mit großen Augen“, sagt die Leiterin der Internationalen Kolping-Pflegeschule. 18 Azubis kamen vor einem halben Jahr aus aller Herren Länder, um eine Ausbildung zum Altenpfleger zu machen. Nun haben alle die Probezeit bestanden. „Ich bin super stolz auf jeden Einzelnen“, sagt Hagemann.
„Kosovo, Albanien, Kamerun“: Hagemann zählt ein paar Länder auf, aus denen die Azubis kommen. Sie bilden den ersten Jahrgang überhaupt und Hagemann ist von den Fortschritten der Schüler begeistert. „Unsere Azubis investieren viel, um sich hier eine Existenz aufzubauen.“ Und das sei auch das Ziel: „Fachkräfte für die Region auszubilden – und kein Durchlaufprodukt.“
Einer der Auszubildenden ist Floriand Tiemeni aus Kamerun. Der 29-Jährige verbindet mit seinen ersten Schritten in Deutschland nur Positives. „Seit meiner Ankunft fühle ich mich sehr wohl“, sagt er. Dazu habe vor allem die Betreuung durch die Schule beigetragen. „Sie haben bisher das Beste versucht, damit wir kein Heimweh haben.“ Auch die Arbeit im Altenheim gefällt Tiemeni. „Ich habe selten so einen netten Arbeitgeber erlebt.“ In Kamerun gebe es diese Ausbildung nicht. „Nur wenige Leute können sich dort vorstellen, wie anspruchsvoll die Pflege von alten Menschen ist“, sagt der Kameruner. Für ihn sei es am Anfang nicht leicht gewesen. „Nun kann ich mir keinen anderen Beruf mehr vorstellen.“
Auch der 22-jährigen Ramayani Solin macht ihre Ausbildung und der Umgang mit älteren Menschen Spaß. „Ich helfe gerne anderen“, sagt die Indonesierin. Mit der fremden Sprache hatte sie am Anfang ihre Probleme. Doch mittlerweile habe sie sich in Deutschland gut eingelebt. „Ich fühle mich wohl.“
Zu der dreijährigen Ausbildung der internationalen Pflegeschule gehört eine Praxiszeit. Probleme in den Altenheimen gebe es wenige. „Das liegt an der guten Einarbeitung der Betriebe“, sagt Hagemann. Die Schüler sollen sich auch kulturell integrieren. „Wir haben deshalb die Stelle des Kümmerers geschaffen, der sich um die Sorgen unserer Azubis kümmert.“
Von der Wohnungssuche bis hin zum Visum: Es gibt viele Bereiche, in denen die Kolping Akademie die Schüler unterstützt. „Das ist nur mithilfe der Ämter möglich.“ Die Mitarbeiter des Ausländeramtes und der Arbeitsagentur waren sehr geduldig und haben die Dinge auch vier Mal erklärt, sagt Hagemann. Es gab Vieles, über das sich die Schulleiterin im Vorfeld Sorgen machte. „Doch manche Dinge waren nicht der Rede wert.“ Dafür tauchten Probleme auf, mit denen sie nicht gerechnet hatte. Ein Azubi ging mit einer Erkältung ins Krankenhaus und wurde wieder weggeschickt. „Wir mussten ihm erklären, dass man hier zum Hausarzt geht.“ Für das nächste Schuljahr kamen bereits die ersten Bewerbungen rein. „Die Bewerberländer haben sich mit 15 mehr als verdoppelt.“ Hagemann freut sich über das Interesse der Bewerber, ebenso wie die Betriebe, die unter dem Fachkräftemangel zu leiden haben. 24 Plätze werden 2020 in Kempten angeboten – genauso wie in Memmingen. „Auch dort soll es ab Herbst eine internationale Pflegeschule geben.“
Auch in Buchloe werden seit August 2018 wieder Pflegefachhelfer ausgebildet. Der erste Jahrgang beendete die einjährige Ausbildung im Sommer 2019. Für den folgenden Jahrgang gab es mehr Bewerber als Plätze. „Wir haben diesen Erfolg erhofft“, sagt Ralf Kratel, Pflegedienstleiter des Buchloer Krankenhaus St. Josef. Das Konzept ist aufgegangen. Am Krankenhaus soll ab 2021 ein Neubau für die Schule entstehen.