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Prozessstart in Kempten: Junger Mann wegen Mordes an Obdachlosem vor Gericht

Am Landgericht Kempten

Prozess um toten Obdachlosen von Immenstadt gestartet - Angeklagter kommt mit Hand- und Fußfesseln

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    Der Angriff auf den 53-jährigen Obdachlosen ereignete sich nahe des Bahnhofs in Immenstadt im Allgäu.
    Der Angriff auf den 53-jährigen Obdachlosen ereignete sich nahe des Bahnhofs in Immenstadt im Allgäu. Foto: Matthias Becker (Archivbild)

    In Hand- und Fußfesseln wird der Angeklagte heute (Mittwoch, 8. Januar 2025) über die Gänge des Landgerichts Kempten geführt. Er soll im Mai vergangenen Jahres einen Obdachlosen in Immenstadt verprügelt haben. Der 53-Jährige starb wenig später an einer Hirnblutung. Ob sie durch die Schläge des damals 17-Jährigen verursacht worden ist oder ob sie eine andere Ursache hatte, soll nun vor Gericht geklärt werden.

    Um kurz nach 9 Uhr am Mittwoch erreicht der junge Mann gefesselt und begleitet von zwei Polizisten Sitzungssaal 169. Abgeholt worden war er zuvor aus einem Gefängnis: Er sitzt seit 9. Mai vergangenen Jahres in Untersuchungshaft. Hinter ihm werden die Türen geschlossen. Der Prozess ist nicht öffentlich. Denn der Angeklagte war während der vorgeworfenen Tat mit 17 Jahren minderjährig. Später teilt der Verteidiger des Angeklagten mit, der Beschuldigte habe zu Prozessbeginn eingeräumt, das Opfer geschlagen zu haben. Danach soll das Opfer laut Staatsanwaltschaft zu Boden gestürzt und mit dem Hinterkopf aufgeschlagen sein, was der Angeklagte nach Angaben seines Verteidigers aber bestritt.

    Aufsehenerregender Mordprozess in Kempten ist nicht öffentlich

    Verhandelt wird vor der zweiten Jugendkammer des Kemptener Landgerichts. Besucher, die trotz der Nicht-Öffentlichkeit ihr Glück versuchen wollten, in den Zuschauerraum zu gelangen, sind nicht zu sehen. Dabei hatte der Fall nicht nur in Immenstadt für Entsetzen, sondern auch weit über die Region hinaus für Aufsehen gesorgt.

    Der damals 17-Jährige soll den obdachlosen Mann in den Wochen vor dessen Tod mehrfach drangsaliert haben, heißt es bei der Staatsanwaltschaft. In der Nacht zum 7. Mai dann soll er ihn verprügelt haben. Damit habe er Macht und Stärke demonstrieren wollen - davon geht die Staatsanwaltschaft aus. Der 53-Jährige schaffte es noch, zur Polizei zu gehen und Anzeige zu erstatten. Danach suchte er sich den Vorraum einer Bankfiliale als Schlafplatz aus. Dort verschlechterte sich sein Zustand. Am Dienstagmorgen wurde er ins Krankenhaus gebracht, wo er starb.

    Mord an Obdachlosem in Immenstadt im Allgäu: Angeklagter gilt als Intensivtäter

    Der Angeklagte wurde nach Angaben der Ermittler als Intensivtäter geführt und war der Polizei laut Staatsanwaltschaft wegen Einbruchs, Diebstählen, Beleidigung, Bedrohung und Körperverletzung bekannt. Er soll in der Vergangenheit bereits Beamte mit einem Messer bedroht haben.

    Es sind noch sechs Verhandlungstage geplant. Am 19. Februar 2025 soll das Urteil gesprochen werden. Sollte der junge Angeklagte wegen Mordes verurteilt werden, könnte er für bis zu zehn Jahre ins Gefängnis kommen. Das ist die Höchststrafe im Jugendstrafrecht.

    Der Prozess erinnert an einen spektakulären Fall aus dem Unterallgäu: In Memmingerberg, in der Nähe des Flughafens Memmingen, war im November 2021 eine 16-Jährige getötet worden. Ein Jahr später wurde eine damals 16-Jährige zu neun Jahren und sechs Monaten Haft und ein damals 26-Jähriger zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Nach Ansicht des Gerichts hatten sie zusammen die Jugendliche ermordet. Weil die Täterin minderjährig war, hatte der Prozess ebenfalls hinter verschlossenen Türen stattgefunden.

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