„Wer untrainiert ist, läuft auch nicht gleich einen Marathon.“ So beschreibt es Olivier Kraft, wenn man mit ihm über die bevorstehende Motorrad-Saison spricht. Bereits jetzt sind wegen des aktuell schönen Wetters zahlreiche Motorräder in der Region auf den Straßen unterwegs. Kraft fährt nicht nur seit über 40 Jahren Motorrad, er ist auch Vorsitzender des Kemptener Vereins „Schrauber und Biker“. Der Verein bietet für seine Mitglieder heuer erstmals ein Fahrsicherheitstraining an - damit alle gut auf die Saison vorbereitet sind.
Wie viele Motorräder gibt es im Allgäu?
Über 70.500 Motorräder sind bei den Behörden im Allgäu angemeldet. Hinzu kommen im Jahresverlauf Durchreisende und zahlreiche Touristen, die in der Region Urlaub machen. Für Petra Kröschel und Olivier Kraft geht die Saison los, wenn das Wetter mitspielt und das erste Salz von der Straße geregnet wurde. „Darunter leiden die Motorräder sonst“, sagt Kraft.
Vor der Saison, gehen die beiden Biker so vor: „Als Erstes muss man sich um die Maschine kümmern“, erläutert der 58-Jährige. Das bedeutet: Batterie aufladen, Luftdruck kontrollieren, Ölstand checken. Und Kröschel ergänzt: „Wichtig ist, langsam anzufangen, mit einer kleinen Tour.“ Die beiden sind am vergangenen Sonntag ihre erste Runde gefahren. An das Motorrad, die Geschwindigkeit, die Straße müsse man sich erst wieder gewöhnen. Das sei ähnlich wie beim Fahrradfahren, berichten die beiden. An sich verlernt man das nicht, aber man müsse erst wieder ein Gefühl dafür entwickeln.
Motorradfahrer: Sicherheitstraining ist sinnvoll
Der Verein „Schrauber und Biker“ ist mit etwa 15 Mitgliedern ein kleiner Club. Regelmäßig gibt es Stammtisch-Treffen, und es werden zusammen Touren gefahren. Wer Interesse und Lust auf Motorradfahren hat, kann sich melden, berichtet Kraft. Heuer hat Kröschel für die Mitglieder zum ersten Mal ein Fahrsicherheitstraining organisiert. „Es macht Sinn, so etwas zu Beginn der Saison zu machen“, berichtet die 61-Jährige, die auch noch in einem anderen Club Mitglied ist, der das bereits seit mehreren Jahren für seine Biker anbietet.
„Beim Training fahren wir Kurven, gewöhnen uns langsam an das Tempo, an das Gefühl“, sagt sie. Dazu gehört auch ein Bremstraining, um Bremswege besser einschätzen zu können. Es geht auch um Geschicklichkeit. „Dafür werden enge Kurven gesteckt, die man langsam fahren muss. Das ist gar nicht so einfach, leicht kippt die Maschine um“, sagt die 61-Jährige.
Außerdem können die Fahrer ein sogenanntes Schrägfahrmotorrad ausprobieren. So eine Maschine hat Stützräder angebracht, dadurch könne sich der Fahrer „richtig in die Kurve legen“. Um reale Situationen nachzuspielen, wird in einer Kurve Kies gestreut. „Da sieht man mal, dass in so einer Situation die Maschine einen Satz macht“, berichtet Kröschel. Die meisten machen dann denn Fehler, sich wieder aufzurichten oder zu bremsen. Häufig lande man dann im Graben. Bei diesem Training lernten die Fahrer, nach dem Satz Gas zu geben - damit sich die Maschine wieder fängt. „Durch das Training fühle ich mich sicherer“, sagt Kröschel. Wer jetzt Touren fährt, müsse vor allem auf die Straßenverhältnisse achten. Zum Beispiel, wenn Laub am Boden liegt. Oder wenn man von der trockenen Landstraße in einen Wald fährt, wo die Straße noch feucht ist. „Das ist wie Schmierseife“, sagt Kraft.
Motorrad-Saison startet im Allgäu
Kröschel fährt seit ihrem 18. Lebensjahr Motorrad. In der damaligen Zeit sei es noch üblich gewesen, einen Motorrad-Führerschein zu machen, berichten die beiden. Heute sei das anders, berichtet Kraft. Junge Menschen interessierten sich für andere Dinge, „viele machen ja nicht mal mehr den Autoführerschein.“ Es sind die Freiheit und die Gemeinschaft unter Bikern, die die Kemptener an ihrem Hobby begeistern. Über dieses haben sie sich vor über zehn Jahren auch kennengelernt.
Und was sagen die Motorrad-Fans zu lauten und rasenden Fahrern? „Es gibt welche, die setzen sich drauf und rasen los. Das gibt es leider immer wieder. In Relation sind das wenige, das sind dann diejenigen, die extrem laute Auspuffanlagen haben und die für das Negativbild sorgen“, sagt Kraft. In der öffentlichen Wahrnehmung seien dann häufig „alle Motorradfahrer wahnsinnig.“
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