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Motorsägen-Kurse können Leben retten - Nachfrage im Allgäu steigt

Gefahr im Wald

Motorsägen-Kurse können Leben retten - Nachfrage im Allgäu steigt

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    Ohne Kurs sollte sich niemand zur Motorsäge greifen. Auch im Allgäu gibt es entsprechende Angebote.
    Ohne Kurs sollte sich niemand zur Motorsäge greifen. Auch im Allgäu gibt es entsprechende Angebote. Foto: Ingo Wagner, dpa (Symbolfoto)

    Holz aus dem Wald holen, selbst zersägen und zuhause verbrennen – das wird angesichts der gestiegenen Heizkosten für Öl und Gas immer beliebter und ist preiswerter, als schon fertig geschnittenes Holz zu kaufen. Doch gerade für Ungeübte kann es gefährlich sein, mit einer Kettensäge zu hantieren. Weil das Unfallrisiko hoch ist, verlangen die bayerischen Landesforsten, kommunale Forstbetriebe und private Waldbesitzer von den sogenannten Selbstwerbern den Nachweis einer entsprechenden Qualifikation: den Motorsägenschein. Wer den nicht hat, riskiert bei einem Unfall seinen Versicherungsschutz.

    Motorsägenschein immer beliebter: Das sind die Kosten und die Voraussetzung zur Teilnahme

    Diese Ausbildung dauert ein bis zwei Tage und wird unter anderem von Forstbetrieblichen Gemeinschaften oder auch einigen Baumärkten angeboten. Kosten: zwischen 80 und 120 Euro. „Im Fokus steht immer der Sicherheitsaspekt“, erklärt Theo Sommer, Geschäftsführer der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Memmingen, in der über 2000 privaten Waldbesitzer zusammengeschlossen sind. Seine Organisation bietet seit diesem Herbst die Kettensägen-Kurse an – auch aufgrund der gestiegenen Nachfrage. Zwei gab es bisher – einer ausschließlich für Frauen. Sechs bis acht sollen im Winter folgen. Das Mindestalter der Teilnehmer ist 18 Jahre.

    (Lesen SIe auch: Tödlicher Unfall beim Baumfällen in Mauern: Mann wird zwischen Baum und Traktor eingequetscht)

    Bei der FBG besteht die Schulung aus zwei Teilen. Im theoretischen, der an einem Abend etwa vier Stunden dauert, werden grundlegende Kenntnisse zur Unfallverhütung bei der Waldarbeit vermittelt, zur Bedeutung der persönlichen Schutzausrüstung sowie zur Funktionsweise und zum Einsatz der Motorsäge. Das dann Erlernte wird ganztägig in der Praxis mit verschiedenen Schnitttechniken erprobt. Erst zeigt Kursleiter Tobias Schanz im Wald, wie es richtig geht, dann dürfen die Teilnehmer ran – mit der eigenen Motorsäge und auch der eigenen Schutzkleidung. Die muss bestehen aus einem Helm mit Gesichts- und Gehörschutz sowie schnittfester Hose und schnittfesten Schuhen. „Ohne diese Kleidung darf niemand an unseren Kursen teilnehmen“, betont Sommer. Denn das Unfallrisiko sei groß.

    Holz im Wald holen: Diese Regeln müssen beachtet werden

    Das bestätigt auch Hermann S. Walter, Leiter der bayerischen Staatsforsten in Ottobeuren (Landkreis Unterallgäu). Er berichtet, dass es immer wieder bei Waldarbeiten auch zu tödlichen Unfällen komme. Bayernweit gab es im Jahr 2019 laut Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft insgesamt 206 Unfälle mit Kettensägen. „Daher verlangen wir von allen Selbstwerbern den Motorsägenschein ohne Wenn und Aber.“ Kurse dafür bieten die Staatsforsten jedoch nicht an. „Das schaffen wir personell nicht“, sagt Walter.

    (Lesen Sie auch: Mann will Baum an Hütte in Tirol fällen und wird darunter eingeklemmt)

    Einfach so in den Wald gehen, um Holz zu holen, sei grundsätzlich verboten, betont der Forstamtsleiter. Es bedürfe immer einer Absprache mit dem jeweiligen Waldbesitzer. Eine Ausnahme regele jedoch die sogenannte Leseholzordnung. Demnach dürfen herabgefallene Äste mit einer Säge von maximal 60 Zentimetern Länge bearbeitet und aus dem Wald getragen werden – aber ohne Unterstützung eines Fahrzeugs. Den Nutzen stellt Walter allerdings infrage: „Das ist oft morsches, nasses Holz und brennt sicher nicht gut.“

    Doch auch wer als Selbstwerber den Motorsägenschein hat, sollte sich nicht überschätzen, warnt Theo Sommer. „Nach diesen zwei Tagen sind die Teilnehmer natürlich nicht so fit und erfahren wie Forstwirte, deren Ausbildung drei Jahre dauere.“

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