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Mücken im Allgäu: Stiche, Juckreiz - So schützen Sie sich richtig gegen die Plagegeister

"Man wird angeflogen ohne Ende"

Ungewöhnlich viele Mücken im Allgäu - So schützen Sie sich richtig

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    Stechmücken sind in diesem Sommer besonders verbreitet im Allgäu. Die Plagegeister profitierten vom vielen Regen und dem Hochwasser.
    Stechmücken sind in diesem Sommer besonders verbreitet im Allgäu. Die Plagegeister profitierten vom vielen Regen und dem Hochwasser. Foto: Archiv-Fotos: Patrick Pleul, dpa

    Über ungewöhnlich viele Stechmücken klagen derzeit vielen Menschen im Allgäu. "Man wird angeflogen ohne Ende", berichtet beispielsweise Helmut Scharpf, Vorsitzender der Kreisgruppe Memmingen-Unterallgäu im Bund Naturschutz, von seinen abendlichen Streifzügen durch die Auenwälder. Sein Trick: "Ich versuche, in Bewegung zu bleiben." Schwül-warmes Wetter, starke Regenfälle und Hochwasser haben Mücken einen idealen Nährboden bereitet. Überschwemmte Felder, Wasserflecken in aufgestauten Hochwasserrückhaltebecken oder sumpfige Wiesen bieten ihnen perfekte Bedingungen zur Eiablage. Bis die Tiere schlüpfen, dauert es etwa 20 bis 30 Tage. Und die erste Brut ist schon da. Wir beantworten wichtige Fragen:

    Sind Stechmücken gefährlich?
    Abgesehen von einem Juckreiz und lokalen Schwellungen verlaufen Mückenstiche hierzulande in der Regel harmlos. Mediziner appellieren, nicht an den Schwellungen zu kratzen. Denn sonst können Bakterien in die Wunde gelangen. Sorge bereitet jedoch die Asiatische Tigermücke, die sich immer weiter ausbreitet. Sie kann unter anderem die Tropenkrankheit Dengeu-Fieber übertragen. Im Oberallgäu wurde an der A7 im Vorjahr eine Asiatische Tigermücke in einer Mückenfalle gesichtet. Es liege nahe, „dass die Asiatische Tigermücke auch in Bayern im Begriff ist, sich auszubreiten“, lautet die Einschätzung des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL)

    Stimmt es, dass manche Menschen öfter als andere gestochen werden?
    Ja, das ist möglich, sagt Professor Dr. Thomas Fuchs von der Universitätsmedizin Göttingen und Vizepräsident des Ärzteverbands Deutscher Allergologen. Eine Studie, die im vergangenen Jahr in der Fachzeitschrift "Current Biology" veröffentlicht worden ist, hat ergeben, dass der individuelle Körpergeruch eines Menschen Mücken anziehen kann. Vor allem könnten bestimmte Duftstoffe aus dem Schweiß Mücken anlocken. Mit der Ernährung aber habe es nichts zu tun.

    Reagieren immer mehr Menschen allergisch auf Mückenstiche?

    Nein, sagt Thomas Fuchs. Es gebe Menschen, die etwas stärker auf Stiche reagierten, bei denen sie intensiver juckten und die Schwellung größer sei. Das sei aber noch keine allergische, sondern eine normale Reaktion des Körpers. Eine Allergie könne es zum Beispiel dann sein, wenn der große Teil des Körpers nach einem Stich anschwelle, es könnten sich auch großflächig Quaddeln bilden. Die Nase läuft, der Betroffene muss husten, hat vielleicht Atemnot. Solche allergischen Reaktionen seien in Deutschland aber eher selten.

    Was hilft gegen Mücken?

    Es gebe gute Anti-Mückensprays, die hautverträglich und auch für Kinder geeignet seien, sagt Thomas Fuchs. Im Zweifel könne ein Haut- oder ein Kinderarzt ein geeignetes Mittel empfehlen. Wer bekleidet sei, biete wenig Angriffsfläche für Mücken. Fliegengitter zuhause und beim Camping sperren die Tiere aus. Bei einem Stich könne etwa ein kühlendes Gel helfen, in schlimmeren Fällen auch Cortison, zum Beispiel als Spray - oder bei mehreren Stichen und unerträglichem Juckreiz - in Tablettenform. (Lesen Sie auch: Mückenschutzmittel teilweise ausverkauft)

    Was bedeutet eine Mückenplage für Kühe?

    Auch ihnen können Stechmücken zusetzen, darauf weist der Tierschutzbund hin. "Für Rinder gibt es Repellentien (Substanzen zur Abwehr, Anm.d.Red), die man – unter Berücksichtigung der vorgeschriebenen Wartezeit für Rückstände in Lebensmitteln – auftragen kann oder die in Ohrmarken enthalten sind", sagte eine Sprecherin. Sofern möglich sollten Rinder nicht an Gewässern weiden, wo es besonders viele Mücken gibt. Im Stall könne man versuchen, durch gute Belüftung und Ventilatoren den Mücken-Druck gering zu halten.

    Können Mücken für Haustiere gefährlich werden?

    Ja. Auch darauf weist der Tierschutzbund hin. Im Fokus: die Sandmücke, die ursprünglich in wämeren Ländern zuhause ist, mittlerweile aber auch schon in Süddeutschland gesichtet worden sei. Sie ist ein potenzieller Überträger der Leishmaniose, die auf Hunde und Katzen übertragen werden kann und die Tiere unter anderem apathisch macht. Generell sei ein ganzjähriger Ektoparasitenschutz ratsam, der sowohl gegen Stech- als auch Sandmücken schützt. Aber: "Grundsätzlich sollten Arzneimittel, die für den Menschen gedacht sind, nie beim Tier angewendet werden." Im Zweifelsfall: einen Tierarzt aussuchen.

    Haben Mücken auch etwas Gutes?

    Definitiv, sagt BN-Mann Helmut Scharpf. Sie sind insbesondere für Amphibien, Vögel oder Fische eine wichtige Nahrungsquelle. Hierzulande profitiert beispielsweise die in Deutschland gefährdete Gelbbauchunke davon.

    Lesen Sie auch: Gefährliche Mücken in Deutschland: Diese tropischen Stechmücken breiten sich aus

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