Eine Woche lang musste Eva van Vaneveld zittern, bis sie wieder mit ihrer Hündin vereint werden konnte. "Bailey" ist während einer Wanderung im Hintersteiner Tal ausgebüxt. Nun stellt sich die Frage: Wie reagiere ich als Hundebesitzer am besten, wenn mein Hund wegläuft? Wir haben nachgefragt.
Mein Hund ist entlaufen: Was kann ich tun?
Das Allerwichtigste, was man im ersten Moment tun kann, ist ruhig bleiben, sagt Bernhard Bader. Er leitet mit seiner Frau Sabine die 1A Suchhundeausbildung und 1A-Tiersuche Allgäu. Der Tiersuchdienst verfügt derzeit über 30 ausgebildete Mensch-Hund-Einsatzteams.
An dem Ort, an dem der Hund entlaufen ist, sollte außerdem eine Person mindestens bis Einbruch der Dämmerung warten. "Wenn der Verschwindeort nicht so weit von Zuhause weg ist, läuft der Hund auch oft direkt nachhause", sagt Bader. Personen, die man beim Warten trifft, sollte man ansprechen und sie bitten, den Hund bei der Polizei abzugeben - sofern es sich nicht um einen Angsthund handelt. In dem Fall, dass man sich von besagtem Ort entfernen muss, sei es klug, eine Jacke oder ähnliches mit etwas Futter zu hinterlassen.
Wie genau sich ein Hund, der entlaufen ist verhält, kann Bader nicht genau vorhersagen. Das Verhalten ist abhängig von:
- dem Wetter
- der Umgebung
- das Alter
- die Herkunft des Hundes
- dem Gesundheitszustand
- potenziellen Medikamenten
Hund ausgebüxt: Wen kann ich verständigen?
Zusätzlich zu den oben genannten Maßnahmen sollte eine Suchaktion gestartet werden. Hier kann man laut Bader folgende Organisationen zur Hilfe ziehen:
- die örtliche Polizeidienststelle
- die örtliche Jagdaufsichtsbehörde
- Tasso
- einen Tiersuchdienst
- Tierheime in der Umgebung
- Tierschutzvereine
- Tierärzte in der Umgebung
- Ordnungsamt
- Straßenmeisterei
- Müllabfuhr, Klärwerke
Bernhard Bader rät davon ab, die Medien ohne Absprache mit dem Tierschutzdienst zu kontaktieren, um eine "Hetz-und Treibjagd" zu vermeiden, bei denen jährlich mehrere Hunde ums Leben kämen.
Auch Plakatieren sei eine Option. Hier empfiehlt Bader Stellen, an denen Menschen warten müssen, zum Beispiel Bushaltestellen, Arztpraxen, Schulen oder Wanderparkplätze. Der Umkreis, in dem sich der entlaufene Hund befindet, sei außerdem nicht zu unterschätzen, also sollten auch umliegende Ortschaften plakatiert werden.
Wie geht der Tiersuchdienst vor?
Sollten sich Hundebesitzer für seinen Tiersuchdienst entscheiden, gehen Bernhard Bader und sein Team folgendermaßen vor: Bader rät den Menschen direkt nach dem Verschwinden ein paar Geruchsgegenstände des vermissten Hundes in Gefrierbeutel zu packen. Die werden dann einem Pet-Trailer, also einem Tiersuchhund vorgelegt. Die Person, die die Artikel verpackt hat muss auch anwesend sein, damit der Suchhund weiß, nach welchem Geruch er suchen soll. "Hunde werden grundsätzlich nur dann mit unseren Suchhunden gesucht, wenn diese sehr alt oder krank mit wichtigen Medikamente versorgt werden müssen, oder mit Leine weggelaufen sind", sagt Bader.
Ein umgehender Einsatz der Suchhunde kommt auch in Betracht, wenn das vermisste Tier eventuell abgestürzt, in einen Dachsbau, in Gebäuden verschwunden ist, die eine große Bindung zum HalterIn haben und auch nach längere Zeit nicht zurückkommen.
Wer zahlt den Einsatz?
Im Fall der 1A-Tiersuche agiert der Tierschutzdienst grundsätzlich ehrenamtlich, Tierhalter würden sich aber in der Regel gerne mit einer Geldspende bedanken, so Bader. Diese Spenden dienen der Weiterentwicklung der Tiersuche- und Tiersicherungsmittel. Dazu gehören zu Beispiel Lebendfallen oder Wildtierkameras. Mittlerweile verfüge der Suchdienst auch über ein Einsatz-Fahrzeug.
Wie kann ich verhindern, dass mein Hund wegläuft?
Die wirksamste Methode sei, seinen Hund mit einem entsprechenden Sicherheitsgeschirr anzuleinen, sagt Bader. "Wer seinen Hund gerne Freilaufen lässt, der sollte seinem Hund einen jederzeit funktionierenden Rückruf antrainiert haben."
Gibt es eine Zeit, nach der sich die Suche nicht mehr "lohnt"?
Diese Frage sei nicht so leicht zu beantworten, sagt Bader. "Wir haben Hunde und Katzen lebend gesichert, die zum Teil mehrere Wochen und Monate abgängig waren." Einige Tot-Funde seien allerdings auch schon dabei gewesen. "Manche Tiere spüren eben auch selbst, wenn der Zeitpunkt gekommen ist."