Es ist gerade einmal drei Monaten her, da stand die "Mohrenbrauerei", die laut Firmenhistorie vor 186 Jahren von Josef Mohr gegründet wurde, plötzlich im Fokus einer erbitterten Rassismus-Debatte. Kritiker beschimpften Geschäftsführung und Mitarbeiter der größten Brauerei in Vorarlberg (Österreich) als "Nazis" und "Dreckspack" im Internet.
Anlass war neben dem nun umstrittenen Brauerei-Namen, das Logo des Unternehmens, das auf jeder Flasche zu sehen ist: Es zeigt die Karikatur eines Mohren, mit schwulstigen Lippen und krausen Haaren. Jeder im "Ländle" kennt es. Und das seit Jahrzehnten. Doch nun tobte - ähnlich wie um "Uncle Ben's" (heißt ab 2021 "Ben's Original") oder das Hotel "Drei Mohren" (wird in "Maiximilian's" umbenannt) in Augsburg - ein heftiger Streit.
Zwischenzeitlich nahm die "Mohrenbrauerei" ihre Facebook-Seite offline; Mitarbeiter waren schockiert über das Ausmaß von Beschimpfungen und Bedrohungen.
Fünf neue Mitarbeiter eingestellt
Doch die Wut der einen führte zum Zuspruch der anderen. "Es hat sich gezeigt, dass wir als regionales Unternehmen eine starke Community haben, die voll zur Marke steht und uns in der schwierigen Zeit den Rücken gestärkt hat", sagt Geschäftsführer Heinz Huber unserer Redaktion.
Anders wäre es nicht zu erklären, dass die "Mohrenbrauerei" inzwischen Zusatzschichten fährt. Wegen der gestiegenen Nachfrage nach Flaschen-Bier und Limonade läuft seit 1. September die Abfüllung in Dornbirn von Montag bis Donnerstag im Zwei-Schicht-Betrieb von 6 bis 22 Uhr. "Das erste Mal in unserer Geschichte“, sagt Huber. Fünf neue Mitarbeiter wurden wegen der gestiegenen Nachfrage eingestellt.
"Mohrenbrauerei"-Geschäftsführer: "Je weiter die Leute wegleben, desto stärker kommt der Rassismus-Vorwurf"
Viele Vorarlberger hätten in den vergangenen Wochen ihre Verbundenheit zur Marke nicht nur in Gesprächen und Mails zum Ausdruck gebracht, sondern auch bei ihrem Einkauf. "Je weiter die Leute wegleben, desto stärker kommt der Rassismus-Vorwurf. Die Menschen in unserer Region jedoch kennen uns und wissen, dass wir mit Rassismus niemals etwas am Hut haben oder hatten.", sagt Huber.

Zugleich kündigt er ein Markengespräch für November an. Mit verschiedenen Experten soll geklärt werden, welche Konsequenzen aus der Rassimus-Debatte gezogen werden sollen. Eines sei schon vorab klar: "Unseren Namen werden wir behalten!" Möglich seien aber Änderungen am Logo.
Anstieg bei Flaschenbier und Limonade
Zwei weitere Faktoren haben inmitten der Rassismus-Debatte den Aufwärtstrend der "Mohrenbrauerei" im Bereich "Getränke aus Flaschen" begünstigt: Wegen der Corona-Pandemie gehen Menschen allgemein weniger aus und trinken mehr Bier zuhause. Zudem erfreut sich laut Huber die mit der Brauerei Frastanzer neu eingeführte Limonade „VO ÜS“ großer Beliebtheit.
Dagegen hat die Mohrenbrauerei - wie andere Brauereien auch - starke Rückgänge im Bereich "Fassbier" zu verkraften. Allerdings nicht wegen der Rassimus-Debatte, wie Huber betont. Die Gastronomie leide allgemein an den verschärften Corona-Ausgrangsregeln und bestellt weniger bei den Brauereien. "Unterm Strich werden wir bis Ende des Jahres wohl ein minus von 3.000 bis 4.000 Hektoliter verzeichnen", prognostiziert Huber. 2019 hatte die "Mohrenbrauerei" 180.000 Hektoliter Bier produziert und einen Umsatz von 24 Millionen Euro erzielt.
Das turbulente Jahr 2020 mit Corona-Krise und Rassismus-Debatte werde die Mohrenbrauerei "unterm Strich mit einem blauen Auge abschließen."