Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Nach Urteil: Erste Schuhgeschäfte im Allgäu öffnen wieder

"Wir wurden eiskalt erwischt"

Nach Urteil: Erste Schuhgeschäfte im Allgäu öffnen wieder

    • |
    • |
    Schuhgeschäfte sind "unverzichtbar" und dürfen in Bayern auch bei hohen Inzidenzzahlen öffnen, so ein neues Urteil. Geschäfte im Allgäu reagierten prompt - doch viele Geschäftsinhaber sind skeptisch, ob es bei den Öffnungen bleibt.
    Schuhgeschäfte sind "unverzichtbar" und dürfen in Bayern auch bei hohen Inzidenzzahlen öffnen, so ein neues Urteil. Geschäfte im Allgäu reagierten prompt - doch viele Geschäftsinhaber sind skeptisch, ob es bei den Öffnungen bleibt. Foto: Wolfgang Kumm, dpa (Symbolbild)

    Als Angelika Heibler vom Urteil des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs hört, denkt sie zunächst an einen Aprilscherz. „Wir wurden eiskalt erwischt und waren völlig unvorbereitet, sagt die Mitinhaberin von Schuh Sepp in Marktoberdorf. Gleichwohl informierte sie sofort die neun Angestellten und schon um 10 Uhr öffneten sich die Türen des Geschäfts.

    Die Sicherheitsregeln würden streng überwacht, sagt Heibler. Seit dem Lockdown im Dezember hatte Schuh Sepp gerade einmal für eine Woche Click&Meet offen, danach musste Heibler aufgrund der gestiegenen Infektionszahlen wieder in den Lockdown-Modus gehen.

    Die Freude über die Wiedereröffnung ist dennoch verhalten. Die vergangenen Wochen und Monate waren „ganz schlimm“, sagt Heibler. „Und das, was in der Vergangenheit nicht verkauft wurde, holt man jetzt nicht mehr rein.“. Zudem gebe es die Stimmen, die einen nächsten großen Lockdown forderten.

    Schuhgeschäfte wieder offen: "Wenn ich jetzt vorsichtig bin, ist die Enttäuschung weniger groß"

    Auch Christof Trenkle in Pfronten hält das Urteil zunächst für einen Scherz. Jetzt darf er wie alle anderen bayerischen Schuhgeschäfte wieder öffnen. Skeptisch bleibt der Geschäftsinhaber von Schuh-Sport Trenkle trotzdem. Er traut dem Frieden nicht, eine Schließung schon nächste Woche würde ihn nicht überraschen. "Wenn ich jetzt vorsichtig bin, dann ist die Enttäuschung weniger groß", sagt Trenkle. Deshalb will er sich noch offen lassen, ob er sein Geschäft am Samstag wirklich wieder für Kundenverkehr öffnen wird. Gerade jetzt sei das System "Click&Collect" gut angelaufen.

    Etwas euphorischer ist Stefanie Wolf vom gleichnamigen Schuhgeschäft in Füssen. "Wir haben es heute morgen erfahren", sagt Wolf. Zwar werde es jetzt etwas stressig, so kurzfristig wieder auf Öffnung umzustellen, doch geplant sei es auf jeden Fall ab Samstag. Neben den Inhabern des Schuhgeschäfts Wolf freuen sich auch die Kunden: "Wir haben heute schon mehrere Anrufe bekommen".

    Schuhläden in Bayern dürfen wieder öffnen. Das war die Nachricht, die die Branche am Donnerstagmorgen auch im Oberallgäu in Bewegung gebracht hat. "Eine Kundin hat uns das gesagt", erzählt Eva Ruppaner vom Schuhstadl Komfortmode in Fischen. Jetzt haben sie bereits geöffnet. "Wir hoffen das bleibt so", sagt sie. "Wir haben Gott sei Dank sehr flexibles Personal", sagt sie. Daher ist die Öffnung so kurzfristig möglich gewesen.

    "Solange Gastronomie und Hotellerie zu ist, ist Oberstaufen tot"

    Auch das Schuhhaus Kuhn in Oberstaufen hat am Donnerstag Nachmittag wieder auf gemacht. "Ich sehe eine positive Perspektive", sagt Geschäftsführer Thomas Kuhn. Zwar sei die orthopädische Werkstatt, die Teil des Ladens ist, auch vorher bereits geöffnet gewesen, aber jetzt hofft er auf ein paar mehr Kunden. "Gerade Zweitwohnungsbesitzer", sagt Kuhn. Denn von den Einheimischen lebe das Geschäft nicht. "Solange Gastronomie und Hotellerie zu ist, ist Oberstaufen tot", sagt Kuhn.

    Seit morgens um neun ist die Ladentür des Schuh-Mann in Immenstadt bereits auf. "Ich find's toll und wichtig", sagt Filialleiterin Martina Wolf, "gerade bei den Kinderschuhen." Dort sei der Bedarf groß und viele hätten noch Winterschuhe. "Die Kinderschuhe kauft man ja nicht auf Vorrat", sagt Wolf.

    In Kempten herrscht Verwirrung, aber auch Freude: "Wir frohlocken"

    „Wir frohlocken", sagt Simone Heindl, Filialleiterin im Schuhhaus Werdich in Kempten. Sie freut sich über die Öffnung der Schuhgeschäfte, wie auch Gisela Filser. Schuhe, sagt Filser vom alteingesessenen Kemptener Schuhhaus „Onkel Hannes“ und dem Schuhhaus Gensler müssten von den Kunden im Geschäft anprobiert werden. Das dürfen die Kunden jetzt wieder. Auch, wenn die Öffnung für viele Geschäftsleute kurzfristig kam.

    Schuhgeschäfte haben wieder geöffnet - so wie hier bei Sport Hapfelmeier in Kempten.
    Schuhgeschäfte haben wieder geöffnet - so wie hier bei Sport Hapfelmeier in Kempten. Foto: Ralf Lienert

    So habe Filser zum Beispiel keine Informationen bei der Stadt Kempten erhalten. Die Regierung von Schwaben habe bisher nur mitgeteilt, dass nach dem Urteil die Situation geprüft werde, sagt Uwe Sutter, Vize-Chef des Rechtsamts der Stadt Kempten. Man müsse abwarten, welche Hinweise es für den Vollzug gibt. Doch für den Moment ist die Freude bei den Kunden und auch Inhabern von Schuhgeschäften groß.

    Memmingen: "Endlich mal positive Nachrichten"

    Auch in Memmingen öffneten die Schuhläden wieder. Das Schuhhaus Werdich in der Memminger Kramerstraße hat seit Donnerstag um 14 Uhr wieder offen. „Wir brauchten einen kurzen Vorlauf, um das Personal zu informieren“, sagt Verkäuferin Roswitha Hopf. Die ersten Kunden seien schnell gekommen und würden vom dreiköpfigen Verkaufspersonal beraten. Besonders gefragt seien Kinderschuhe, konkret Sandalen für die nun nahende warme Jahreszeit. Für Samstag sind die Öffnungszeiten noch nicht klar. „Das ganze ist jedoch ein Tropfen auf dem heißen Stein“, sagt Verkäuferin Hopf. Denn viele Kunden wüssten noch nichts von den Auswirkungen des Gerichtsurteils oder würden es nicht glauben.

    Groß ist die Euphorie auch bei Markus Kunkel, dem Inhaber von Schuh-Mann in der Memminger Furtgasse: „Gott sei Dank, endlich mal eine positive Nachricht nach all den Hiobsbotschaften der vergangenen Monate. Das ist elementar wichtig für uns.“ Gleich am Donnerstagmorgen um 9 Uhr öffnete Kunkel den Laden. Obwohl er sich erst mehrmals rückversichern musste, ob die Nachricht auch tatsächlich stimmte. „Denn ich dachte zuerst, dass es sich um einen Aprilscherz handelt.“ Doch es war keiner. Kunkel betont nun: „Auch die Mitarbeiter, die alle Angst um ihren Arbeitsplatz hatten, sind jetzt total happy, dass sie endlich wieder arbeiten können und nicht mehr zuhause rumsitzen müssen.“

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden