Der Vorsitzende des baden-württembergischen Anglervereins hatte gegen das Nachtangelverbot geklagt. Baden-Württemberg ist das einzige Bundesland, in dem es für Angler nachts Einschränkungen gibt.
Dort darf nur bis eine Stunde nach Sonnenuntergang und ab einer Stunde vor Sonnenaufgang geangelt werden. Ausnahmen sind lediglich Welse, Flusskrebse und Aale: Auf diese Tiere darf in Baden-Württemberg bis 1 Uhr nachts gefischt werden.
Verband empfindet Nachtangelverbot als "Gängelung"
"Das Nachtangelverbot (§ 3 Abs. 1 Satz 5 der Landesfischereiverordnung) ist eine „Gängelung“ der Anglerinnen und Angler, die sich unseres Erachtens auf keine sachliche Rechtfertigung stützen lässt und daher dringend abgeschafft werden muss", schreibt der Landesfischeriverband Baden-Württemberg (LFVBW) auf seiner Homepage.
Das Agrarministerium verteidigt laut dpa die Regel und verweist auf die Nachtruhe der Tiere.
Nachgefragt bei Allgäuer Fischereiverein: Ist das Nachtangelverbot sinnvoll?
Jens Christmann, Vorsitzender der Immenstädter Stadtfischer, sagt im Gespräch mit allgaeuer-zeitung.de klipp und klar, dass das Nachtangelverbot in seinen Augen kurios ist. "Fische schlafen nicht", betont der Vorsitzende. Einige Tiere verlangsamen den Puls und gehen in eine Ruhephase über. Seiner Meinung nach stören Angler aber auch die Fische, die eine Nachtruhe halten, nicht.
"Ein Fisch, der döst, ist nicht auf Nahrungssuche", sagt Christmann - und damit kein potenzielles Ziel für Angler. Außerdem seien jene Fische in der Regel in den tieferen Gebieten des Gewässers unterwegs und nicht an der Wasseroberfläche. Auch darum halte sich die Störung durch nächtliches Angeln wohl in Grenzen, so der Stadtfischer-Vorsitzende.
Manche Fischarten beißen nachts besser
Es gebe jedoch sogar Fischarten, die gerade in der Nacht aktiv werden. Auf diese könnte man dann deutlich besser angeln als tagsüber. Die Frage, ob man gezielt auf bestimmte Fischarten angeln könne, bejaht Christmann. Mit unterschiedlichen Ködern zu verschiedenen Uhrzeiten könnten Angler das durchaus steuern.
Christmann berichtet, dass viele Angler im Allgäu nachts rausfahren. Auch er selbst bevorzuge das Fischen in der Dämmerung oder der Dunkelheit. "Dann sind die Seen ruhiger", sagt der Stadtfischer. Tagsüber sorgen im Sommer die zahlreichen Schwimmer und Stand-Up-Padller für Trubel auf Allgäuer Gewässern. Abends sei es für ihn entspannter.
Dass es ein solches Nachtangelverbot auch in Bayern geben könnte, halte er für unwahrscheinlich. Für bayerische Angler gelten zwar auch gewisse Schonzeiten. Diese orientieren sich jedoch an den Laichzeiten der Fische. So solle verhindert werden, dass bestimmte Fischarten überfischt werden.
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