Es ist kaum zu fassen, von welch geheimer und wohlgehüteter Parallelwelt Heidi Benneckenstein in ihrer Autobiografie „Ein deutsches Mädchen“ erzählt. Anfang der 1990er Jahre geboren, wächst sie in Bayern in einer Familie auf, die sie streng und konsequent in der Ideologie des Nationalsozialismus erzieht. Dazu gehörten aber nicht einfach nur die üblichen Reden von „geldgierigen Juden“, die Verleugnung des Holocaust, der Hass auf alles Fremde oder verquaste Verschwörungstheorien. Das bedeutete konspirative Ferienlager mit militärischem Drill als Vorbereitung auf die „Eroberung“. In solchen Trainingscamps soll der „Körper als Waffe“ gestählt werden, schreibt sie ihn ihrem Buch. Inzwischen ist es Heidi Benneckenstein gelungen, aus dieser Kaderschmiede für eine rechtsextreme Elite und aus dem Neonazi-Milieu auszusteigen. Das Landestheater Schwaben hat den Lebensbericht der jungen Frau als Zwei-Personenstück adaptiert und in einer fulminanten und bewegenden Inszenierung im Studio der Memminger Theaters uraufgeführt.
Memmingen