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Nebel im Allgäu: Enstehung, Unterschied Nebel und Hochnebel

Meteorologe Joachim Schug erklärt

Diese Orte im Allgäu sind echte Nebel-Löcher

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    Einbildung oder Fakten? Manche Orte im Allgäu scheinen dauerhaft im Nebel zu stecken, anderen Gebieten scheint Nebel ein Fremdwort zu sein. Meteorologe Joachim Schug hat eine Erklärung parat.
    Einbildung oder Fakten? Manche Orte im Allgäu scheinen dauerhaft im Nebel zu stecken, anderen Gebieten scheint Nebel ein Fremdwort zu sein. Meteorologe Joachim Schug hat eine Erklärung parat. Foto: Benedikt Siegert

    Die Strecke von Memmingen nach Kempten ist besonders im Herbst landschaftlich reizvoll, keine Frage. An einem kühlen Morgen ist die Fahrt allerdings auch etwas frustrierend. Neben den ständigen Baustellen auf der A7 fühlt man sich auch vom Wetter veräppelt. Kaum auf der Höhe von Dietmannsried lichtet sich der Nebel, der so hartnäckig in Memmingen hängt.

    Reine Zeitsache? Oder gibt es im Unterallgäu etwa mehr Nebel als im Oberallgäu? Joachim Schug aus Sonthofen, Chef-Meteorologe von Meteogroup, bestätigt unserer Redaktion: Manche Gebiete im Allgäu sind "klassische Nebellöcher". Andere Gebiete bleiben verschont. Welche sind das? Und woran liegt die unterschiedliche Verteilung von Nebel?

    Warum bildet sich Nebel vor allem im Herbst?

    Um diese Fragen zu klären, bedarf es zuerst einer kleinen Theorie-Einheit. Nebel entsteht, wenn es feucht und kühl ist - also bei typischem Herbst-Wetter.

    Entscheidend ist laut Schug, dass die Nächte im Herbst länger werden. Bis zu zwölf Stunden lang kann die Luft also bis zum Taupunkt abkühlen und kondensieren. Zusätzlich seien Flüsse und Seen noch voll mit warmem Wasser und somit der ideale Feuchtelieferant.

    Lesen Sie auch: Zwischen zwei Unwetter-Bahnen: Wer in diesem Teil des Allgäus wohnt, hat seltener extremes Wetter

    Wo im Allgäu gibt es besonders viel Nebel?

    Es ergibt also nur Sinn: In der Nähe von Wasser hängt der Nebel. Auch die Höhenlage sei entscheidend. Je tiefer der Ort, desto eher sammelt sich der Nebel in diesen Senken.

    Kein seltenes Bild in den Allgäuer Alpen: Wer im Herbst früh in den Bergen unterwegs ist, schaut oft auf eine dicke Nebelschicht herab.
    Kein seltenes Bild in den Allgäuer Alpen: Wer im Herbst früh in den Bergen unterwegs ist, schaut oft auf eine dicke Nebelschicht herab. Foto: Mark Bihler (Archivbild)

    Als klassisches Beispiel führt Schug Immenstadt im Oberallgäu an. Mit einer Höhe von 729 Metern liegt die Stadt zwar nicht besonders tief. Aber das macht die Feuchtigkeit des Großen Alpsees allesamt wett.

    Besonders stark von Nebel sind auch Städte am Bodensee betroffen. Lindau liegt 401 Meter tief und direkt am Wasser: Ideale Bedingungen für Dauernebel im Herbst. Dasselbe gilt für Konstanz, Friedrichshafen und Bregenz.

    Warum liegt Memmingen und das Unterallgäu in einer Nebelsuppe?

    Und was ist mit Memmingen und dem Unterallgäu? Hier hänge der Nebel sozusagen wirklich fest. Schug erklärt, dass Memmingen einerseits sehr tief liege (601 Meter) und zusätzlich durch andere Nebelfelder belastet ist. Die "Nebelsuppe aus dem Donautal" trägt ihren Teil dazu bei.

    Hier liegen im Allgäu und Umgebung vor allem Nebellöcher (eine Auswahl):

    • Immenstadt (Oberallgäu)
    • Bodenseegebiet
    • Donautal (Ulm)
    • Memmingen
    Nebel bildet sich durch niedrige Temperaturen und Feuchtigkeit. Flüsse und Seen begünstigen die Enstehung von Nebel maßgeblich. Hier ein Bild vom Forggensee.
    Nebel bildet sich durch niedrige Temperaturen und Feuchtigkeit. Flüsse und Seen begünstigen die Enstehung von Nebel maßgeblich. Hier ein Bild vom Forggensee. Foto: Benedikt Siegert

    Welche Rolle spielen Endmoränen?

    Den Übergang vom Unter- zum Oberallgäu bildet eine eiszeitliche Endmoräne. Endmoränen sind Ablagerungen von Stein, Kies und Sand. An diesen Stellen hatte die Gletscherzunge seine Abschmelzzone. Aber was hat das mit dem Nebel der Gegenwart zu tun?

    Schug erklärt: "Endmoränen sorgen für Stau im Kaltluftabfluss, können also Kaltluftseen bilden: Dort wird oft als erstes Nebelstadium erreicht." Also ist der Eindruck von Beginn an nicht komplett abwegig.

    Welche Regionen bleiben von Nebel größtenteils verschont?

    Dementsprechend können Orte fern von jeglichen Flüssen und Seen mit weniger Nebel rechnen. Auch der Anfangsverdacht bezüglich des Oberallgäus sei nicht ganz falsch: Südlich von Blaichach-Burgberg sorge laut Schug der Bergwind für weniger Nebel.

    Die kühle Luft aus den Bergen strömt ins Flachland und wird durch das Illertal an der Engstelle Blaichach-Burgberg beschleunigt. So wird der Nebel verdrängt. Ins Oberallgäu dringt eher Hochnebel vor.

    Beinahe malerisch durchdringt der Herbst-Nebel die Allgäuer Landschaft.
    Beinahe malerisch durchdringt der Herbst-Nebel die Allgäuer Landschaft. Foto: Ralf Lienert

    Was ist der Unterschied zwischen Nebel und Hochnebel?

    • Wenn man weniger als einen Kilometer weit sehen kann, spricht man von Nebel.
    • Bei Hochnebel ist die Sicht besser, der Himmel aber trotzdem grau. Er ist oft mit kühlem Ostwind verbunden, so Schug. Je stärker dieser Wind ist, desto höher steigt der Hochnebel. Bis "am Schluss nur noch Hochgrat und Grünten über dem Nebelmeer" herausschauen.

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