Der Auftakt zur Nordischen Ski-WM ist ihre große Bühne. Einmal stehen sie, die Langlauf-Exoten, im Mittelpunkt. Einmal gilt ihnen, den Athleten aus Argentinien, Thailand, Tansania oder Kolumbien, das ganze Interesse der Medienvertreter im Zielbereich. Einmal werden sie von Stadionsprecher Jens Zimmermann angekündigt und ins Ziel geschrien wie sonst nur die großen Namen der Szene.
Langlauf-Qualifikation bei der Nordischen Ski-WM 2021 in Oberstdorf
43 Frauen und 86 Männer waren am Mittwoch auf den WM-Loipen im Ried unterwegs, um sich für die Freistil-Rennen zu qualifizieren, bei denen es dann Anfang kommender Woche auch wirklich um Medaillen geht. Für die meisten wird das freilich ein auf ewig unerreichbarer Traum bleiben. Denn nur die jeweils zehn schnellsten Frauen und Männer dürfen dabei sein.
Nzumbe Nyanduga aus Tansania hat den Sprung zur WM gewagt
Einer dieser Langlauf-Exoten ist Nzumbe Nyanduga, 32 Jahre, aus Tansania. Er lebt inzwischen nicht mehr in seiner afrikanischen Heimat. Die Liebe zum Wintersport hat er in der Schweiz entdeckt. Nyanduga arbeitet beim Olympischen Komitee in Lausanne. Sein Kollege beim IOC, Langlauf-Weltenbummler Torin Koos, hatte ihn 2015 zum ersten Mal auf die schmalen, langen Bretter gestellt. „Ich wäre fast gestorben“, erinnert sich Nyanduga lachend an diesem Moment. Nach einem ambitionierten Vorbereitungsprogramm mit dem viermaligen Olympia-Teilnehmer Koos hat er nun den Sprung zur Nordischen Ski-WM 2021 in Oberstdorf gewagt.

Allerdings gab es zuvor bürokratische Hürden zu überwinden. Denn der 32-Jährige musste zuhause in Tansania erst einmal einen Wintersport-Verband gründen, um teilnehmen zu dürfen. In Oberstdorf hat Nyanduga durch seine lebensfrohe Art sofort Anschluss gefunden, durfte in den vergangenen Tagen mit den Mannschaften der Schweiz und Finnland trainieren und hat dabei auch von deren professionellem Equipment profitiert. Für die Top 10 hat es am Ende trotzdem nicht gereicht: Der 32-jährige Afrikaner wurde 81. und benötigte für die zehn Kilometer 36:45 Minuten.
Fiorella D’Croz Brusatin mit Skibrille beim Langlaufen
Bei den Frauen eröffnete mit Fiorella D’Croz Brusatin eine Kolumbianerin das Rennen über fünf Kilometer, mit 41 Jahren eine der ältesten Athletinnen bei den Titelkämpfen. Auch sie schaffte als 36. (18:56) den Sprung ins Hauptfeld nicht, wird diesen WM-Tag in Oberstdorf trotzdem wohl noch lange in Erinnerung behalten. Minutenlang erzählte sie nach dem Rennen in der Mixed-Zone vor Fernsehkameras ihre Lebensgeschichte. Gestenreich mit Händen und Füßen.
Den Medaillenspiegel zur Nordischen Ski-WM 2021 in Oberstdorf finden Sie hier.