Seine erste Blutspende im Herbst 1972 wird Karl-Heinz Ernhofer nie vergessen. Sie endete mit Freibier – und einem feucht-fröhlichen Abend. Was aus heutiger Sicht unvorstellbar ist, war vor über 50 Jahren nicht außergewöhnlich, wie er erzählt. „Eine lokale Brauerei hat den Blutspendedienst unterstützt. Wer spendete, wurde mit Bier belohnt“, erinnert sich der 68-Jährige aus Durach (Kreis Oberallgäu) schmunzelnd an seine Piks-Premiere.
Karl-Heinz Ernhofer: „Das Wichtigste, was man spenden kann, ist Blut“
Für seine Kumpels und ihn selbst war die Aussicht auf Gratis-Getränke freilich nicht das entscheidende Argument. „Das Wichtigste, was man spenden kann, ist Blut“, sagt der pensionierte Rettungsdienstfahrer, der schwabenweit zu den fleißigsten Gebern zählt.
Bei 200 Blutspenden ließ er sich bislang insgesamt 100 Liter Blut abzapfen. Eine schier unglaubliche Summe, wenn man bedenkt, dass ein erwachsener Mensch ein Blutvolumen von etwa acht Prozent seines Körpergewichts hat. Bei Karl-Heinz Ernhofer sind das 6,4 Liter. „Da ist schon einiges zusammengekommen im Lauf der Jahre“, sagt der frühere Judoka beim TV Kempten und blättert in seinem Ordner voller Urkunden und Auszeichnungen, die er in all den Jahren vom Bayerischen Roten Kreuz erhielt. Blutspenden sieht Ernhofer als Verpflichtung gegenüber der Gesellschaft an.
Der 68-Jährige spendete als Sanitäter bei einer Operation spontan
Wie dringend Blut mitunter gebraucht wird, hat er selbst erlebt. Zum einen beruflich als Sanitäter. Beispielsweise bei einem Verkehrsunfall Mitte der 1970er Jahre, als er mit seinem Rettungsteam drei Schwerverletzte ins Kemptener Klinikum transportierte. „Für die nötigen Operationen fehlte dringend Blut. Da habe ich spontan noch während der Schicht gespendet“, erzählt er.
Damals habe es noch keine zentrale Koordination der Blutspenden gegeben, wie sie heute das Produktions- und Logistikzentrum des BRK in Wiesentheid (Unterfranken) für Bayern darstellt. Auch privat hat er die Bedeutung von Blutkonserven drastisch vor Augen geführt bekommen, als seine Mutter nach einer Herzoperation dringend darauf angewiesen war. „Jede und jeder kann in eine solche Notlage kommen“, sagt Karl-Heinz Ernhofer.
Spenderinnen und Spender erfahren sofort von Auffälligkeiten in ihrem Blut
Auch als Spender gebe es einen positiven Effekt: „Mein Blut wird jedes Mal labortechnisch untersucht. Wenn es Auffälligkeiten geben sollte, würde es sofort aus dem Verkehr gezogen und mein Hausarzt sofort informiert werden. Auf diese Weise sind schon bei vielen Krankheiten frühzeitig erkannt worden.“
Bayernweit werden laut BRK täglich 2000 Blutkonserven benötigt, das entspricht 1000 Litern. Männer können sechs Mal pro Jahr Blut spenden, Frauen vier Mal. Als Spenderin oder Spender in Frage kommen Menschen im Alter von 18 bis 72 Jahren bei einem Körpergewicht von über 50 Kilo. Karl-Heinz Ernhofer will bis zum Erreichen der Altersgrenze noch 20 Mal Blut spenden. Seine beiden erwachsenen Kinder sind ebenfalls fleißige Spender.
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