„Es hat soooo tierisch Spaß gemacht“, sagt Julian Schmid - und Bundestrainer Hermann Weinbuch nickt als stiller Beobachter zufrieden und grinst. Ausschließlich strahlende Gesichter beim Sommertraining, das ist auch für den Trainerfuchs Weinbuch etwas ganz Besonderes. Diese Trainingseinheit in der Jochen-Schweizer-Arena in Taufkirchen bei München brachte irgendwie allen Beteiligten Freude, auch wenn ihnen sprichwörtlich die ganze Zeit ein rauer Wind um die Nase wehte. Im vertikalen Windtunnel, wo sonst Abenteuer suchende Freizeitsportler für zwei Minuten Schwerelosigkeit 50 Euro bezahlen und sich hinterher stolz mit einem Body-Flying-Diplom schmücken können, durften die Top-Kombinierer des Deutschen Skiverbandes einen Vormittag lang mit dem Element Luft spielen. „Das macht brutal Laune“, sagte auch Team-Olympiasieger Vinzenz Geiger. Und das alles habe durchaus einen kleinen Trainingseffekt. „Man kann super erkennen, wie sich selbst minimale Bewegungen einer Hand auf den ganzen Körper auswirken“, sagt Geiger.
Weinbuch sieht es etwas realistischer: Praxisnahe Anwendungen fürs Skispringen wird dieses Training zwar nicht bringen, weil die Begebenheiten ohne Ski, die komplett andere Körperhaltung in der Luft und auch das Anzugsmaterial komplett verschieden seien. Aber Abwechslung in den Trainingsalltag bringe diese Einheit so oder so (Lesen Sie auch: „Ausgerechnet vor dem Olympia-Winter“: Trainer hadern mit Schanzen-Sperrung in Oberstdorf).
Unter Anleitung eines Instructors stürzten sich die Athleten im wahrsten Sinne des Wortes in den Windturm, der mit einem grobmaschigen Netz vom riesigen Gebläse unten im Keller getrennt ist. Ein Mann an der Technik steuert die Intensität des Luftstroms. Als Meister seines Fachs präsentierte sich einmal mehr Routinier Eric Frenzel, der bei der Geschicklichkeitsübung, möglichst viele blaue Lämpchen in unterschiedlichen Höhen zu berühren, am schnellsten den Kniff raus hatte. Sich nur mit Hilfe von Wind und kleinen Körperbewegungen nach oben, unten, links und rechts zu bewegen, bekamen aber auch Frenzels Kollegen schnell in den Griff. Die Windgeschwindigkeit bei diesen Übungen beträgt ca. 150 Stundenkilometer.

Wie 270 km/h auf einen Körper wirken, das bekamen die Kombinierer aber auch zu spüren. Ein Instructor hakte sich geschickt bei den Skisportlern ein und wirbelte sie mit einer irren Geschwindigkeit in die Höhe. Gleich schnell folgte der Absturz. Johannes Rydzek, der siebenfache Weltmeister, kam aus dem Grinsen nicht mehr raus. „Das ist echt Adrenalin pur“. Es werde einem bei diesen Extremen Geschwindigkeiten zwar schon mulmig, Angst habe er aber keine verspürt. Auch der natürliche Reflex, vielleicht kurz die Augen zu schließen, wenn es einen so ruckartig nach oben zieht, hatte Rydzek nicht. Kombinierer sind halt doch auch Luft-Menschen …