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Öffnungszeiten Geschäfte in Bayern: Neues Ladenschlussgesetz - Was sagen Einzelhändler aus dem Allgäu dazu?

Neues Bayerisches Ladenschlussgesetz

Um 20 Uhr ist weiterhin Schluss - Wie finden das Allgäuer Einzelhändler?

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    Es bleibt dabei: Geschäfte in Bayern müssen um 20 Uhr schließen. Einige Lockerungen gibt es für sie aber doch.
    Es bleibt dabei: Geschäfte in Bayern müssen um 20 Uhr schließen. Einige Lockerungen gibt es für sie aber doch. Foto: Sven Hoppe/dpa

    Mini-Supermärkte ohne Personal könnten die Lösung für viele Gemeinden sein, um die Nahversorgung zu sichern. In Irsee etwa, 1500-Einwohner-Ort im Ostallgäu, soll ein solcher Laden in diesem Jahr entstehen. Jetzt ist festgelegt worden, wie lange solche Märkte öffnen dürfen: rund um die Uhr. Auch sonntags. Vorausgesetzt, die Verkaufsfläche ist nicht größer als 150 Quadratmeter. Darauf und auf weitere Lockerungen hat sich die Staatsregierung geeinigt, als sie jetzt die Eckpunkte des neuen bayerischen Ladenschlussgesetzes beschlossen hat.

    Längere Öffnungszeiten? Nicht in Bayern

    Um 20 Uhr ist Schluss: Dass sich an den Öffnungszeiten von 6 bis 20 Uhr nichts ändert, ist verkraftbar, findet Andreas Gärtner, schwäbischer Bezirksgeschäftsführer des Handelsverbands. Für manche Einzelhändler wären längere Öffnungszeiten sicher wünschenswert. Allerdings müsse dafür Personal gefunden werden, was derzeit nicht leicht sei. Und in der Zeit von 6 bis 20 Uhr werde die Versorgung der Bevölkerung bereits gesichert. Hermann Oßwald, Vorsitzender des Stadtmarketingvereins Memmingen, sagt: Viele Geschäfte im Allgäu nutzen schon die Zeit bis 20 Uhr nicht, weil es sich kaum rentiere. Unter anderem die Junge Union hatte einen Ladenschluss bis 22 Uhr gefordert.

    Acht Shoppingnächte pro Jahr

    Shoppingnächte in der Stadt: Kommunen dürfen nun acht Mal im Jahr Shoppingnächte anbieten, bei denen Geschäfte länger als 20 Uhr geöffnet haben. Und zwar ohne dass es einen Anlass gibt. "Das war eine unserer Kernforderungen", sagt Andreas Gärtner. Solche Shoppingnächte sind aus seiner Sicht gute Werbung für Städte und Geschäfte. Oßwald: Sie ziehen Kunden an, die sonst vielleicht nicht in diese Stadt gekommen wären.

    Individuelle Einkaufsabende: Einzelne Geschäfte dürfen nun vier Mal im Jahr länger als 20 Uhr öffnen, etwa wenn sie ein Betriebsjubiläum feiern, für eine Modenschau und andere Anlässe. Das ist eine "schöne Geschichte für die Händler", sagt Gärtner. Es könne als Service für die Kunden genutzt werden. Etwa mit einem Kochabend im Küchenstudio, mit einem Themenabend im Outdoorladen. Solche Aktionen blieben positiv in den Köpfen der Besucher. Laut Oßwald beschere das Einzelhändlern in der Regel einen zusätzlichen Umsatz.

    "Mehr gesundheitsschädliche Nachtarbeit"

    Belastung für Mitarbeiter: "Die Einkaufsnächte führen zu mehr gesundheitsschädlicher Nachtarbeit", kritisiert die Gewerkschaft Verdi. "Es wird im Ergebnis die Personalprobleme massiv verschärfen. Denn noch mehr Menschen werden den Einzelhandel verlassen." Gärtner sieht das anders: "Aus unserer Sicht ist es verträglich." Würden solche Aktionen überhand nehmen, gäbe er der Gewerkschaft recht. Der Beruf müsse attraktiv bleiben. Aber er geht nicht davon aus, dass Kommunen alle acht erlaubten Shoppingnächte anbieten werden. Das sei ja auch aufwendig. Er glaubt auch nicht, dass alle Geschäfte die vier individuellen Abende im Jahr für längere Öffnungen nutzen werden. Deshalb sehe er die Gefahr einer Gesundheitsbelastung nicht. Ab wann die neuen Regeln gelten, ist noch nicht klar.

    Sonntag offen - aber nur vier Mal

    Verkaufsoffene Sonntage: Hier hat sich nichts geändert. Kommunen können vier verkaufsoffene Sonntage anbieten. Allerdings nur anlassbezogen. Das heißt: Nur wenn etwas los ist, etwa ein Stadtfest, darf beantragt werden, dass Geschäfte öffnen. Gärtner hätte sich gewünscht, dass sonntags auch ohne solch eine Bedingung verkauft werden darf. Das sieht Oßwald auch so: Nicht zu jedem Ereignis in der Innenstadt dürfen Geschäfte sonntags öffnen. Es müsse eine "gewachsene Veranstaltung" sein. Also eine, die viele Menschen anziehe, bei der die offenen Geschäfte nur Beiwerk seien. In Memmingen etwa sei das derzeit nur beim Jahrmarkt der Fall. Vier Sonntage wären für den Einzelhandel besser. Öfter müsse es gar nicht sein. "Wir wollen alle nicht 52 Sonntage im Jahr arbeiten."

    Pfarrer: "Nicht päpstlicher sein als der Papst"

    Das sagt die Kirche: Dass es bei vier verkaufsoffenen Sonntagen im Jahr bleibt, ist für Thomas Rauch, Pfarrer in der Kemptener Basilika, "ein guter Kompromiss". Einerseits gehe es darum, den Einzelhandel zu stärken. Andererseits sei der Sonntag der Tag des Herrn, der Familie. "Aber man darf nicht päpstlicher als der Papst sein." Schon der Heilige Benedikt habe für die Tugend des rechten Maßes gestanden.

    Das sagt die Politik: "Wir verbinden Moderne mit dem Schutz von Arbeitnehmern: Kommunen können Sonntagsöffnungszeiten für digitale Kleinstsupermärkte selbst festlegen, der Einsatz von Personal ist zwingend ausgeschlossen. Damit stehen wir zu unseren Leitplanken: Der Sonntagsschutz ist für den sozialen Frieden in unserem Land wichtig", sagt Klaus Holetschek (Memmingen), CSU-Fraktionsvorsitzender im bayerischen Landtag. Nach zwei Jahren sollen die Erfahrungen mit den neuen Regeln ausgewertet werden.

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