Als Projektleiterin „Mensch und Umwelt“ feilen Sie an der Nachhaltigkeit des Münchner Tollwood Festivals. Wie sind Sie dazu gekommen, Frau Schmid?
Daniela Schmid: Ich bin aufgewachsen auf einem Bio-Bauernhof in Waal und habe mich schon immer für Umweltschutz interessiert. Beim Geografie-Studium in Eichstätt habe ich gelernt, wie Probleme im globalen Süden zusammenhängen mit unserer Art zu leben. Da wurde mir klar: Ich will diese Probleme an der Wurzel packen. Nach meinem ersten Job beim Bund Naturschutz in München bin ich über eine Freundin im Winter 2010 zum Tollwood Festival gekommen – und geblieben.
Wie sieht Ihre Arbeit dort aus?
Schmid: Jedes Festival stellt ein aktuelles, drängendes Thema zum Umwelt- und Klimaschutz in den Mittelpunkt – damit geben wir ihm eine Plattform. Das kommende Sommerfestival etwa steht unter dem Motto „Wasser – pures Leben“. Außerdem engagieren wir uns das ganze Jahr über auch abseits des Festivals gesellschaftlich. Dieses Engagement wurde gerade mit dem „Internorga Zukunftspreis“ in der Kategorie „Gastronomie & Hotellerie“ gewürdigt.
Haben Sie dafür ein Beispiel?
Schmid: Das Projekt Bio für Kinder ist ein gutes Beispiel. Wir unterstützen Kitas und Schulen dabei, in ihren Küchen eine nachhaltige Ernährung mit gesunden und regionalen Lebensmitteln zu etablieren. Inzwischen sind wir deutschlandweit unterwegs, bieten Workshops und Schulungen an. Wir haben auch einen kostenlosen Bio-Speiseplaner entwickelt, der online abrufbar ist.
Wobei Sie sicherlich auch Erfahrungen aus der Bio-Landwirtschaft einfließen lassen können.
Schmid: Das ist ein klarer Vorteil! Durch das Aufwachsen auf dem Bauernhof denke ich Ernährung und Landwirtschaft als Einheit.
Dennoch ist das Tollwood, das seit 35 Jahren im Sommer und Winter stattfindet, eine Großveranstaltung – kann eine solche überhaupt nachhaltig sein?
Schmid: Durchaus. Wir beschäftigen uns seit 35 Jahren bei Tollwood mit Nachhaltigkeit. Das ist viel Zeit, um Prozesse zu optimieren. Im Gastronomiebereich gibt es fast nur Öko-Lebensmittel, ein Großteil der Gerichte ist vegetarisch oder vegan. Auf dem Festivalgelände gibt es außerdem einen kompletten Wertstoffhof, bei dem der Müll penibel getrennt wird. Wir verwenden nur energieeffiziente Veranstaltungstechnik und auch im Winter gibt es in den Toiletten nur kaltes Wasser – wir sparen Energie, wo es geht. Unser durch das Festival ausgestoßenes CO2, das sich nicht vermeiden lässt, wird berechnet und kompensiert. Und wir suchen weiter umweltfreundliche Alternativen, um energieeffizient zu arbeiten.
Das klingt nach Feintuning. Haben Sie schnell umsetzbare Tipps, wie Allgäuer Veranstalter den Umweltschutz berücksichtigen könnten?
Schmid: Gut starten kann man mit ökologischen Lebensmitteln. Wenn es interessante vegetarische und vegane Alternativen gibt, greifen auch mehr zu diesen Gerichten. Und Bio-Gastronomie spart CO2. Zudem kann man bei der Veranstaltungstechnik, auch im Verleih, darauf achten, dass diese energieeffizient ist. So lässt sich viel Strom sparen.
Zur Person: Daniela Schmid (44) ist aufgewachsen auf einem Bio-Bauernhof in Waal (Ostallgäu) und arbeitet als Projektleiterin „Mensch und Umwelt“ beim Tollwood Festival in München. Das Festival findet seit 35 Jahren im Sommer und Winter statt und ist bekannt für seine Vorreiterrolle in Sachen Umweltschutz. Die nächste Auflage von 16. Juni bis 16. Juli 2023 steht unter dem Motto „Wasser – pures Leben“.
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