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Petition gegen Streichung von Hebammen aus Pflegebudget 2025 - andere Probleme bleiben

Allgäuer Hebammen erzählen

"Das neue Gesetz wäre fatal gewesen" - Hebammen bleiben im Pflegebudget, andere Probleme auch

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    Die zahlreichen Unterschriften der Petition "Keine Streichung der Hebammen aus dem Pflegebudget ab 2025!" haben Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach mutmaßlich zum Umdenken gebracht.
    Die zahlreichen Unterschriften der Petition "Keine Streichung der Hebammen aus dem Pflegebudget ab 2025!" haben Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach mutmaßlich zum Umdenken gebracht. Foto: Annette Riedl, dpa

    "Es war wie ein Lauffeuer." So beschreibt Theresia Reins, Hebamme im Klinikum Memmingen, die Unterstützung der Petition "Keine Streichung der Hebammen aus dem Pflegebudget ab 2025!". Reins sei stolz darauf, dass mittlerweile mehr als 1,5 Millionen Menschen unterschrieben hätten - sie selbst natürlich auch.

    Der Anlass der Petition: eine geplante Gesetzesänderung von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD).

    Demnach wären Hebammen, die in Kliniken arbeiten, nicht mehr mit Geld aus dem staatlichen Pflegebudget bezahlt worden. Für diese Kosten hätten die Krankenhäuser dann selbst aufkommen müssen. "Das wäre fatal gewesen", sagt die freiberufliche Hebamme Susanne Hatzelmann.

    Einfach erklärt: Was ist das Pflegebudget überhaupt?

    Das Pflegebudget finanziert seit 2020 die Kosten für das Pflegepersonal in Krankenhäusern. Es wird je nach Klinikum individuell festgelegt und vom Staat bereitgestellt.

    Streichung aus dem Pflegebudget 2025: Was wären die Konsequenzen für Hebammen gewesen?

    Aber was genau wäre denn jetzt so schlimm daran gewesen, wenn angestellte Hebammen nicht mehr vom Staat, sondern von ihren Arbeitgebern bezahlt worden wären?

    "Auf den Wochenbettstationen werden Hebammen gekündigt werden, da diese Stellen nicht mehr refinanziert werden", heißt es im Text der Petition. Die Unterstützer befürchten also, dass die Kliniken nicht in der Lage seien, ihre Hebammen ohne die staatliche Hilfe zu bezahlen. Die Folge: Weniger Hebammen in bereits überlasteten Krankenhäusern.

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    Reins und Hatzelmann sind sich einig: Die Streichung der Hebammen aus dem Pflegebudget hätte schwangere Patientinnen gefährdet.

    Diese Sorge ist aber nicht Wirklichkeit geworden: Am 9. November lenkte Lauterbach ein und teilte mit, dass Hebammen doch weiterhin durch das Pflegebudget bezahlt werden sollen. „Auf dem Rücken der Hebammen sollen Krankenhäuser künftig nicht mehr sparen können“, sagte er der Rheinischen Post.

    Trotz Erfolg der Petition: Welche Probleme bleiben für Allgäuer Hebammen?

    Das sei zwar eine große Erleichterung, findet Reins, aber andere, teilweise längst bekannte, Probleme würden bleiben.

    So würden nach den Aussagen beider Hebammen in letzter Zeit immer mehr kleine Kliniken schließen müssen. Erst letztens habe es die Geburtshilfe der Wertachklinik in Bobingen bei Augsburg erwischt. So etwas sei laut Reins gleich doppelt gefährlich für die Schwangeren: "Einerseits müssen die Patientinnen dann längere Wege auf sich nehmen, um ins Krankenhaus zu gelangen. Das bringt ein enormes Risiko für Mutter und Kind mit sich."

    Theresia Reins: "Die Frauen hätten unter diesem Gesetz genau so sehr gelitten wie die Hebammen."
    Theresia Reins: "Die Frauen hätten unter diesem Gesetz genau so sehr gelitten wie die Hebammen." Foto: Julian Stratenschulte, dpa

    "Andererseits bedeutet das Schließen der kleinen Kliniken auch, dass große Krankenhäuser noch mehr belastet werden", fügt Hatzelmann hinzu. Und das während die meisten Kliniken sowieso schon mit Personalmangel und Nachwuchsproblemen zu kämpfen hätten - "die Arbeitszeiten und Bedingungen sind zu unattraktiv". Das wiederum bedeutet laut Reins, dass eine Eins-zu-eins-Betreuung von Patientinnen kaum bis gar nicht möglich sei.

    Ein weiteres Problem sei - wie so oft - das Geld. Hatzelmann kritisiert den Lohn von Hebammen: "Man müsste besser bezahlen." Auch Freiberufliche hätten mit hohen Kosten zu kämpfen. "Die Gebührenordnung für Hebammen wurde seit circa 20 Jahren nicht mehr angepasst."

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    Damit haben Allgäuer Hebammen zu kämpfen - ein Überblick:

    • Immer mehr kleine Krankenhäuser schließen
    • Personalmangel und Nachwuchsprobleme
    • Zu wenig Zeit für Patientinnen
    • Unzureichende Bezahlung
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