Etwas abseits von den Demonstranten vor dem Kurhaus Fiskina in Fischen (Kreis Oberallgäu) steht Grünen-Politikerin Katharina Schulze umringt von Landwirten. Im Diskussions-Kreis ist es laut. Nicht vor Wut, sondern wegen des Lärms.
Denn vor und hinter dem Gebäude stehen am Mittwochabend laut Polizei etwa 300 Demonstranten mit Schellen und Hupen. Landwirte und Handwerker der Organisation „Mitanond zähme’d stong“ haben sich anlässlich des Politischen Aschermittwochs der Oberallgäuer Grünen versammelt. Dazwischen stehen Demonstranten, die Schilder für Frieden und gegen Waffen in die Höhe halten.
Proteste um den Politischen Aschermittwoch der Grünen in Fischen
Anfangs ist die Stimmung auf der angemeldeten Protestaktion friedlich, später wird sich das ändern: Einige Demonstranten stehen an den Fenstern des Kurhauses, läuten mit ihren Schellen, rütteln an den Jalousien. Obwohl die Aktion offiziell bereits beendet ist. Die Polizei und Ordner der Demonstranten verhindern nach eigenen Angaben, dass es zu einer Konfrontation zwischen Besuchern des Politischen Aschermittwochs und Protestierenden kommt.
Etwa eineinhalb Stunden vorher steht die Grünen-Fraktionschefin im Landtag mit Bauern im Kreis und diskutiert. Die Landwirte um Versammlungsleiter Andreas Dengel haben ein Papier dabei. Darauf stehen Punkte, die sie seit Langem stören würden. Die Landwirtschaft habe die vergangenen 20 Jahre vieles mitgetragen. Doch das Ende der Agrardiesel-Subvention habe das Fass zum Überlaufen gebracht, argumentieren die Bauern. Es gehe ihnen auch um die Anbindehaltung: „Für Kleinbetriebe ist das der Todesstoß.“ Es gehe ihnen um den Tierschutz, bei dem ihnen als Fachkräfte „nichts mehr geglaubt“ werde. Und es gehe ihnen um die Gängelung durch die „Städter“, die wenig Ahnung von der Landwirtschaft hätten.
Viele Emotionen im Spiel: Schulze nimmt sich Zeit für die Bauern
Sie habe verstanden, antwortet Schulze, dass die Fristen für das Ende der Anbindehaltung zu kurz seien. Sie nehme das mit nach Berlin. Einer der Veranstalter des Aschermittwochs drängt dazwischen: Man müsse jetzt bitte auf die Uhr schauen, die Veranstaltung gehe los. Gleich, sagt Schulze. Sie nimmt sich Zeit für die Landwirte und reagiert energisch, als diese emotional werden. Wenn es so weiter geht, klagt ein Bauer, dann werde das Allgäuer Grünland braun – auch die politische Stimmung könnte sich färben, sagt er mit Anspielung auf die AfD. Damit sei wohl niemandem geholfen, entgegnet Schulze. Dafür erntet sie ein Nicken im Diskussions-Kreis.
Als Schulze nach der dritten Aufforderung schließlich in den Saal geht, bleiben die Landwirte noch vor dem Kurhaus Fiskina stehen. Ob sie Verständnis dafür haben, wenn Bauernproteste sich radikalisieren, wie am selben Tag in Biberach geschehen? Wenn es nur noch radikal zugehe, sei das nicht gut, lautet die Antwort. Die Landwirte wollten mit ihren Argumenten überzeugen. Etwas Verständnis sei aber schon da, heißt es mit Blick auf die Eskalation in Biberach. Schließlich sei die Frustration groß, viele Emotionen seien im Spiel: „Es geht um Existenzen.“
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