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Repair-Cafes und Gebrauchtwarenhäuser: Reparieren und Wiederverwerten

Serie "Der Klimacheck", Teil 17

Vom Glück des Reparierens

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    Im Repair-Cafe bekommen viele kaputte Gegenstände eine zweite Chance. Hier bastelt ein Reparateur an einem alten Radio.
    Im Repair-Cafe bekommen viele kaputte Gegenstände eine zweite Chance. Hier bastelt ein Reparateur an einem alten Radio. Foto: Foto: Ralf Lienert (Archiv)

    Bayern will bis 2040 klimaneutral werden. Manche Allgäuer Kommune hat sich sogar noch ehrgeizigere Ziele gesetzt. Um diese zu erreichen und in der Region nachhaltig etwas zu verändern, sind viele Aspekte wichtig. In unserer Serie „Der Klima-Check“ greifen wir jeden Samstag einen Gesichtspunkt auf, informieren über den Stand der Dinge – und zeigen auf, was noch getan werden muss. Im heutigen Teil geht es um Reparieren und Wiederverwenden.

    Wieso reparieren besser ist, als etwas Neues zu kaufen

    Aus- und wieder einschalten ist heutzutage oft der erste Ratschlag, wenn ein Gerät nicht mehr funktioniert. Falls das nicht hilft, landet der Gegenstand schnell im Müll und ein neuer wird gekauft. Früher hingegen wurde Kaputtes wieder zusammengeschraubt, geflickt oder geradegebogen. „Dahin sollten wir zurückkommen“, findet Kerstin Duchardt. Sie organisiert das Repair-Café in Kempten – eines von mehreren im Allgäu.

    Reparieren vermeidet Müll, außerdem werden dadurch keine Rohstoffe für neue Produkte verbraucht, informiert das Umweltbundesamt. Für Kerstin Duchardt ist ein anderer Aspekt noch wichtiger: „Wenn ein Kind ein kaputtes Spielzeug zu uns bringt und wir das wieder richten können, ist die Freude riesig. Reparieren macht einfach glücklich.“

    Wo Kaputtes wieder gerichtet wird: Das Repair-Café Kempten

    Das Repair-Café in Kempten existiert seit zwölf Jahren. Alle zwei Monate an einem Samstagnachmittag schrauben, löten oder nähen rund 25 Reparateure, darunter Ingenieure, Elektriker, aber auch eine Goldschmiedin und ein Tontechniker. Sie arbeiten ehrenamtlich. Die Kunden helfen bei der Reparatur, bezahlen müssen sie nichts. Bei Kaffee und Kuchen können sie die Wartezeit überbrücken.

    Etwa 80 Menschen kommen pro Termin. „65 bis 80 Prozent der Gegenstände, die die Leute bringen, können wir reparieren“, sagt Kerstin Duchardt. „Schwierig wird es zum Beispiel bei elektrischen Zahnbürsten, weil deren Akkus meistens fest eingebaut sind. Kaffeevollautomaten haben wir auch ungern, weil es da so viele Fehlerursachen gibt.“

    Duchardts Faustregel lautet: „Je älter etwas ist, desto leichter lässt es sich reparieren.“ Sie erzählt: „Einmal kam eine Seniorin mit einer kaputten Stehlampe, die sie zu ihrer Hochzeit vor 60 Jahren bekommen hatte. Das Kabel war porös, das haben wir ersetzt und sie funktionierte noch. Der Ehemann der Dame war schon gestorben, aber die gemeinsame Lampe brannte dann wieder.“

    Was Menschen loswerden wollen: Bücher und Bowle-Schalen

    Im besten Fall kann eine Lampe Menschen jahrzehntelang erfreuen. Es gibt aber auch Gegenstände, die man loswerden will, selbst wenn sie noch funktionsfähig sind. Wohin damit? Es muss nicht der Müll sein. Der Zweckverband für Abfallwirtschaft Kempten (ZAK) betreibt vier Gebrauchtwarenkaufhäuser, wo man Aussortiertes abgeben kann.

    „Bücher und Küchengeräte bekommen wir immer viele, zur Zeit auch oft große Geschirr-Sets und diese Glasschalen in denen man früher Erdbeerbowle gemacht hat“, erzählt Claudia Mayer, die die Kaufhäuser leitet.

    360.000 gebrauchte Artikel wurden 2022 in den vier Kaufhäusern des ZAK verkauft. Mayer will den Menschen bewusst machen: „In jedem Möbelstück und in jedem Haushaltsgerät stecken Arbeit, Rohstoffe und Energie. Ein funktionierendes Stück wegzuwerfen heißt auch, das Ergebnis menschlicher Arbeit wegzuwerfen.“

    Vergangene Woche ging es in unserer Serie „Der Klima-Check“ um Mehrweg-Verpackungen und wie die Gastronomie sie einsetzt.

    Die nächste Folge, die am Samstag, 18. März, erscheint, beschäftigt sich mit dem Thema "Müllmenge pro Kopf: Wie stehen wir im Allgäu im Vergleich zu anderen Regionen da?"

    Repair-Cafés im Allgäu

    An einigen Orten im Allgäu gibt es Repair-Cafés. Hier folgt ein Auszug der nächsten Termine in der Region. Die Liste hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit:

    • Kempten: Samstag, 11.03., 15 bis 18 Uhr bei Bildung und Beruf in der Scheibenstraße 4.
    • Kaufbeuren: Samstag, 11.03., 14 bis 17 Uhr im Generationenhaus am Hafenmarkt 6-8, Anmeldung nötig.
    • Buchloe: Samstag, 11.03., 12 bis 16 Uhr im Heideweg 2, Anmeldung nötig.
    • Oberreute: Samstag, 11.03., 14 bis 17 Uhr, Hauptstraße 35.
    • Wolfertschwenden: 18.03., 14 bis 17 Uhr im Dorf-Treff in der Hauptstraße 26.
    • Sonthofen: Samstag, 25.03., 15 bis 18 Uhr in Benders Bistro und Café in der Bogenstraße 3.
    • Lindau: Montag, 03.04., 18 bis 21 Uhr in der Köchlinstraße 23.
    • Pfronten: Samstag, 01.04., 14 bis 17 Uhr im Bahnhof Pfronten-Ried.
    • Marktoberdorf: Der Termin Anfang April ist schon ausgebucht, der nächste Termin ist am Samstag, 06.05., 15 bis 17 Uhr bei der AWO in der Salzstraße 10, Anmeldung nötig.
    • Memmingen: Der nächste Termin steht noch nicht fest.
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