Es ist halt so eine Sache mit der Eigenverantwortung. Vielerorts im Netz wird gegen gut gemeinte Vorgaben gewettert - der mündige Bürger brauche so etwas nicht. Aber wenn mal Eigenverantwortung angesagt ist, dann geht's auch schon mal so richtig schief. Und am Ende braucht es einen Schuldigen.
So passiert es derzeit in vielen Internet-Foren nach der Rettungsaktion von 99 Schülern und 8 Betreuern vom Heuberg im Kleinwalsertal. Der Aufreger: In einem Bergsport-Portal hatte ein versierter Bergsteiger die Wanderung über den Heuberggrat zum Walmendinger Horn als "wirklich klasse Feierabendrunde" bezeichnet. Und da dachte sich wohl die Gruppe aus der Pfalz: die schaffen wir locker.
Am Berg gilt immer: Wenn es kritisch wird, umdrehen.
Dabei prangte oberhalb der locker-flockigen Tourenbeschreibung ganz klar die Einordnung des Autors: Schwierigkeit UIAA 1. Kurzum: Unerfahrene sollten bei diesem Schwierigkeitsgrad ans Seil. Zudem kam keiner auf die Idee, dass das bewachsene Gelände bei Nässe schmierig und gefährlich werden könnte. Laut Polizei hatten einige Schüler kaum geeignetes Schuhwerk. Und nur weil ein erfahrener Allgäuer Bergsportler das als Feierabendrunde bezeichnet, heißt es nicht, dass man die Gefahren am Berg ausblenden kann. Außerdem gilt bei jeder Bergtour: Wenn es kritisch wird, umdrehen.
Dem Autor des Tourentipps schlägt derzeit ein Shitstorm entgegen. Die Polizei hat sich bei ihm gemeldet. Mit seiner Wegbeschreibung in einem Bergsteiger-Forum wollte er keine große Aufmerksamkeit. Sondern nur Leuten einen Tipp für eine Feierabendrunde geben. Ach ja: Ich werde sie bei gutem Wetter bald einmal probieren. Danke für den Tipp.