Der kleine Kerl misst nur 1,30 Meter. Doch wo der fleißige Helfer auftaucht, ist ihm Aufmerksamkeit gewiss. Ein weißer Roboter namens „Bella“ ist der Star in der Fiskina Speisegalerie in Fischen (Kreis Oberallgäu).
„Er unterstützt unsere Bedienungen bei einfachen Arbeiten wie dem Abräumen“, sagt Gastronom Anton Schöll. Bella hat vier Ablageflächen für Teller, Gläser und Besteck. Das Katzengesicht des „Service-Robos“ ist zugleich sein Touchscreen. Durch Tippen gibt das Personal Aufträge ein – beispielsweise die Fahrt zur Küche.
Roboter-Kellner in Fischen: Bedienungen haben mehr Zeit für Gäste
„Das entlastet unsere Bedienungen enorm. Sie haben mehr Zeit für die Gäste“, sagt Schöll. Das wirke sich auch positiv auf den Umsatz aus. Seit neun Monaten rollt Bella durch die Speisegalerie. Die Probezeit hat er locker bestanden. „Wir sind vollauf zufrieden“, sagt Schöll über den aktuell etwa 20.000 Euro teuren Hightech-Helfer mit chinesischer Herkunft. Mittlerweile tauchen Service-Roboter auch in anderen Allgäuer Häusern auf. Zum Beispiel im Brauerei-Gasthof Hotel Post in Nesselwang oder im Elbsee-Restaurant in Aitrang (jeweils Kreis Ostallgäu).
Gastronomie und Handwerk: Roboter gleichen Fachkräftemangel aus
Auch das Handwerk nutzt Roboter-Technik zusehends. „Das Thema gewinnt angesichts des Fachkräftemangels an Bedeutung. Roboter können schon heute bei niederen Arbeiten eine große Unterstützung darstellen“, sagt Hans-Peter Rauch, Präsident der Handwerkskammer für Schwaben. „Wir werden stärker in diese Richtung gehen müssen“, prognostiziert er mit Blick auf die teils frustrierenden Versuche, geeignetes Personal und Nachwuchs zu finden (wir berichteten mehrfach).
„Wenn ein Roboter für einen kleinen Betrieb sinnvoll einsetzbar ist, braucht dieser vielleicht nur noch zwei statt bislang vier oder fünf Mitarbeiter“, sagt Rauch. Kürzlich hat er bei einer Präsentation einen Roboter erlebt, der Deckenlöcher für Rigipsplatten bohren konnte. „Da hat der Einsatz absolut Sinn. Denn diese Arbeit mit gestrecktem Kopf ist für Menschen über längere Zeit einfach belastend.“
Andererseits warnt Rauch vor übertriebenen Erwartungen an den Roboter. „Nie wird er die individuelle Arbeit eines Handwerkers ersetzen.“ Als Beispiel nennt er den Friseurberuf: „Klar kann mich ein Roboter begrüßen oder mir eine Tasse Kaffee bringen. Aber zum Haareschneiden brauche ich den Profi aus Fleisch und Blut.“
Roboter leimt in der Schreinerei 20 Stunden am Tag
Das sieht Elias Holocher ähnlich. Der 35-Jährige setzt in seiner Schreinerei einen Roboter der Münchner Firma „Franka Emika.“ ein. Dessen weißer Arm kennt keine Erschöpfung. Er erfüllt bis zu 20 Stunden am Stück präzise seine Arbeit. Holocher setzt ihn vor allem zum Leimen von Kletterbögen für Kinder ein. 2500 Stück produziert das Unternehmen davon pro Jahr. Je nach Größe des Bogens werden 13 bis 17 Stäbe pro Stück an Ober- und Unterseite verleimt.
„Früher haben das 450-Euro-Kräfte gemacht. Die finde ich nicht mehr. Die Arbeit ist auch wirklich stupide.“ Für Roboter „Franka“ ist sie freilich kein Problem. Sie spult auf Knopfdruck ihr Programm ab. Bis auf einmal: „Da hat sie sich mit ihren Kabeln komplett selbst verwickelt“, erzählt Holocher. Abgesehen von diesem Missgeschick stellt er seinem „Maschinen-Lehrling“ ein Top-Zeugnis aus. „Meine sieben Mitarbeiter und ich haben dank Roboter-Einsatz den Kopf frei für kreative Arbeiten und können den Betrieb weiterentwickeln.“
Roboter unterstützt bei Operationen im Klinikum Kempten
Roboter-Expertise besitzt auch das Kemptener Klinikum. Seit drei Jahren kommt dort ein „Da-Vinci-Operationsroboter“ einer kalifornischen Firma zum Einsatz. So werden Eingriffe in der Urologie, Gynäkologie sowie „ganz besonders erfolgreich und intensiv“ in der Allgemein- und Bauchraumchirurgie roboter-unterstützt verrichtet, teilt die Presseabteilung mit.
Was bislang als Science-Fiction galt, prägt immer stärker den Alltag. Davon berichtet auch Gastronom Schöll, der gerade von einem Fachkongress in Salzburg zurück ist: „Dort wurden Roboter vorgestellt, die als Barkeeper Drinks mixen.“

Menschen sollen nicht ersetzt werden
Doch was bedeutet diese Entwicklung für den Arbeitsmarkt? Schafft sich der Mensch selbst ab? Diese Frage treibt Mustafa Öz um, Landesvorsitzender der Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG): „Es sollte klare Grenzen geben“, findet der Marktoberdorfer. „Wird ein Roboter aus einer Not heraus eingesetzt, finde ich es in Ordnung. Wenn es aber darum geht, Menschen ganz zu ersetzen, sicher nicht.“ In der Gastronomie sei beispielsweise die Kommunikation mit dem Gast das Kerngeschäft des Personals. Dem stimmt Wirt Schöll zu. Mit einer Ausnahme: „Wenn unser Roboter bei einem Kindergeburtstag Ständchen singt, stellt er alle anderen in den Schatten.“
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