FFF-Hannover lädt Musikerin wegen Frisur aus

"Unangemessen und falsch": Das sagen Allgäuer Fridays-for-Future-Verbände nach Dreadlocks-Eklat

Die Musikerin Ronja Maltzahn trägt Dreadlocks - und darf deswegen nach einem Entschluss von Fridays for Future nicht wie zunächst geplant bei einer Demonstration in Hannover auftreten.

Die Musikerin Ronja Maltzahn trägt Dreadlocks - und darf deswegen nach einem Entschluss von Fridays for Future nicht wie zunächst geplant bei einer Demonstration in Hannover auftreten.

Bild: Zuzanna Badziong, dpa

Die Musikerin Ronja Maltzahn trägt Dreadlocks - und darf deswegen nach einem Entschluss von Fridays for Future nicht wie zunächst geplant bei einer Demonstration in Hannover auftreten.

Bild: Zuzanna Badziong, dpa

Musikerin Ronja Maltzahn darf wegen ihrer Dreadlocks nicht bei einer Fridays-For-Future-Demo in Hannover auftreten. Das sagen Allgäuer FFF-Ortsverbände dazu.
25.03.2022 | Stand: 08:00 Uhr

Nach einem Entschluss von Fridays for Future darf die weiße Musikerin Ronja Maltzahn (28) wegen ihrer Dreadlocks nicht wie zunächst geplant bei einer Demonstration in Hannover auftreten. Die Hannoveraner Ortsgruppe der Klimaschutzbewegung sagte einen Auftritt der Künstlerin an diesem Freitag in der Innenstadt ab.

Dreadlocks: So begründet Fridays for Future die Absage

Die Begründung der Aktivisten, warum man Maltzahn abgesagt hatte: Dreadlocks seien in den USA ein Widerstandssymbol der Bürgerrechtsbewegung schwarzer Menschen geworden. "Wenn eine weiße Person also Dreadlocks trägt, dann handelt es sich um kulturelle Aneignung, da wir als weiße Menschen uns aufgrund unserer Privilegien nicht mit der Geschichte oder dem kollektiven Trauma der Unterdrückung auseinandersetzen müssen."

Fridays for Future Hannover erklärte zu der Absage, es sei der Gruppe wichtig, "BiPoC’s (Schwarze, indigene und People of Color) Raum innerhalb der Klimagerechtigkeitsbewegung zu geben", der ihnen bis jetzt nicht genug eingeräumt worden sei, aber schon häufig eingefordert wurde. Dies müsse konsequent passieren, "weil das Auftreten einer weißen Person mit Dreadlocks auf unserer Bühne für BiPoC’s den Eindruck erwecken kann, dass diese Bewegung für sie keinen Safer Space darstellt" - also keine geschützte Umgebung ohne Diskriminierung biete. "Deshalb haben wir uns dazu entschieden, Ronja Maltzahn abzusagen."

Das sagt der Ortsverband Füssen/Pfronten dazu: "Unangemessen und falsch"

Michelle Derbach, Hauptorganisatorin von Fridays for Future Füssen/Pfronten sagt: "Wir stehen für Antidiskriminierung und Antirassismus und halten auch deshalb die Absage des Auftritts von Ronja Maltzahn für unangemessen und falsch." Die Begründung der Fridays for Future in Hannover für die Absage von Ronja Maltzahn sei sehr irritierend. Die verantwortlichen Aktivisten der FFF-Hannover sollten sich selbst am Kopf fassen für diese engstirnige Aussage. Dieses Statement sei nicht nur selbst diskriminierend und rassistisch für die betroffene Person, sondern verunglimpfe auch die Fridays for Future Bewegung im gesamten Bundesgebiet.

Kultur lebe von Vielfalt, Offenheit und gegenseitigen Einflüssen, sagt Derbach. "Es gibt viele Personen auch innerhalb der Fridays-for-Future-Bewegung die Dreadlocks tragen oder getragen haben" - wie etwa Carola Rackete oder auch Derbach selbst. "Wir sind enttäuscht, dass diese engstirnig wirkende Entscheidung einen Schatten über Hannovers Engagement für Vielfalt und Klimaschutz wirft." Der Ortsverband wolle sich "für die engstirnige Aktion der Fridays for Future Hannover bei Ronja Maltzahn entschuldigen".

FFF-Sonthofen: Kommentieren nicht die Entscheidungen anderer lokaler Gruppen

"Fridays for Future setzen sich für Klimagerechtigkeit ein - das beinhaltet auch Gleichberechtigung, Antirassismus und Antidiskriminierung", heißt es von der Ortsgruppe Sonthofen auf Anfrage unserer Redaktion. "Allerdings kommentieren wir nicht die Entscheidungen anderer lokaler FFF-Gruppen, sondern engagieren uns mit voller Kraft für Klimagerechtigkeit."

Am Freitag gebe es in Deutschland Aktionen in über 300 Orten. "Wir können daher nicht ganz nachvollziehen, warum sich die Berichterstattung nur auf das Randthema einer einzelnen Gruppe konzentriert und nicht auf die Klimakatastrophe als eine der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts", heißt es in der Antwort weiter.

FFF Immenstadt: Kritisieren Art und Weise der Absage

"Die inhaltlichen Gründe der Ablehnung wollen wir gar nicht erst bewerten", sagt Fabian Simion, Sprecher von Fridays for Future Immenstadt. Dafür gebe es keine richtige Positionierung zum aktuellen Zeitpunkt. "Was wir aber scharf kritisieren, ist die Art und Weise, wie die Sängerin abgesagt wurde." Dafür habe sich die Ortsgruppe Hannover schon entschuldigt.

Simion und die Ortsgruppe finden, "dass wir uns zu Zeiten, in welchen ein von fossilen Energien finanzierter Krieg stattfindet, auf die großen Themen fokussieren müssen wie Frieden und Klimagerechtigkeit". Darum gingen Fridays for Future am Freitag auf die Straßen unter dem Motto #PeaceAndJustice.

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