Gut ein Drittel der Warenhäuser von Galeria Karstadt Kaufhof ist nach Einschätzung der Sanierer nicht zu retten. "Von den insgesamt 172 Warenhäusern könnten am Ende im Idealfall vielleicht fast zwei Drittel weiter machen", sagte der vorläufige Sachwalter der Warenhauskette, Frank Kebekus, der Wirtschaftswoche. Das würde die Schließung von mindestens 58 Häusern bedeuten.
"Wir haben allen Beteiligten klar gemacht, dass 80 Häuser im Feuer stehen" sagte Kebekus. Doch gebe es für mehr als ein Dutzend dieser Filialen noch Hoffnung. "Wenn es für diese Standorte noch Zugeständnisse von Vermietern und anderen Beteiligten gibt, kann es dort durchaus weiter gehe"", so Kebekus. Andere Filialen seien dagegen selbst durch Zugeständnisse der Vermieter und der Beschäftigten nicht zu retten. "Es gibt Warenhäuser, die sich nicht profitabel betreiben lassen, selbst wenn das Unternehmen keinen Cent Miete zahlen müsste."
Die Corona-Krise habe die Warenhauskette in eine äußerst schwierige Lage gebracht. "Wir gehen von einer Milliarde Umsatzverlust in diesem Jahr aus und rechnen auch nicht damit, dass die Kunden im kommenden Jahr wieder so einkaufen werden wie vor Corona. Das heißt, bis Ende 2022 könnten die Umsatzeinbußen sogar auf insgesamt rund 1,4 Milliarden Euro steigen", sagte der Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz. Der Konzern könne deshalb nur mit harten Einschnitten überleben.
Karstadt gibt es seit 1976 in Memmingen
Im Allgäu bangen zwei Standorte der Warenhauskette um ihre Zukunft - Kempten und Memmingen. Das 1976 eröffnete Karstadt-Gebäude am westlichen Rand der Altstadt ist das einzige Kaufhaus mit großem Warensortiment in Memmingen und ein Anziehungspunkt für viele Menschen aus dem Unterallgäu und dem benachbarten Baden-Württemberg. „Wir hoffen, dass wir nicht dazugehören, wenn Karstadt-Häuser geschlossen werden,“ sagt Mechthild Feldmeier von den Memminger Einzelhändler.
Ähnlich ist die Situation im Norden der Kemptener Altstadt. Dort hatte 1994 Kaufhof die Horten-Filiale übernommen. Das Warenhaus ist großer Frequenzbringer für das nördliche Ende der Fußgängerzone und deshalb besonders wichtig für das Quartier. Vor allem seit 2004 im Süden der Altstadt die Einkauf-Mall Forum Allgäu eröffnet hat. Deshalb sagt Niklas Ringeisen, Geschäftsführer des Kemptener City Managements: „Wir beobachten die Situation bei Galeria-Kaufhof mit Sorge.“ Es wäre schlimm, wenn diese tragende Säule der Einkaufsstadt Kempten wegbrechen würde.