Begehrt ist das „Süße Mädel“ als sexuelles Spielzeug für den Herrn aus gutem Haus im Wien des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. Doch wehe, wenn die junge Dame aus einfachen Verhältnissen plötzlich Paroli bietet. „Ah, was, deine Frau macht’s sicher nicht anders als du“, sagt das süße Mädel dem Gatten nach dem Liebesakt frei ins Gesicht. Und der kontert empört: „Du, das verbiet ich mir. Solche Bemerkungen.“ Die Doppelmoral seiner Zeitgenossen hat Arthur Schnitzler vor 120 Jahren in seinem Theaterstück „Reigen“ auf den Punkt gebracht: Zehnmal zeigt er über gesellschaftliche Schranken hinweg Paare beim Fremdgehen, wie sie sich auf den gemeinsamen Sex zubewegen und wieder auseinanderdriften. Ein zeitloses Thema also, das danach schreit, immer wieder neu auf die Bühne gebracht zu werden. Für kontroverses Aufsehen sorgten zuletzt unter anderem und eine Neubearbeitung von zehn Autoren bei den Salzburger Festspielen 2022. Nun hat sich das Landestheater Schwaben dem Skandalstück von einst angenommen – auf eine mitunter arg überdrehte, komische Art und Weise.
Skandalstück-Premiere