Magisch im Sonnenlicht glitzernd präsentierte sich das verschneite Allgäu auch noch am Samstag. Während die einen am Morgen fleißig Straßen schippten oder das Eis von den Autos kratzten, tobten die Kinder im kniehohen Schnee. Schneebälle flogen, die ersten Schneemänner wurden gebaut oder „Engele“-Abdrücke in die weiße Pracht gezaubert. Winterparadies Allgäu.
Für den ersten Moment schien es so. Doch es gibt auch Schattenseiten. Dazu zählen zahlreiche Unfälle auf den Straßen und eine gestiegene Lawinengefahr. Wie es am Wochenende weitergeht mit dem Wetter und welche Freizeitaktivitäten möglich sind, lesen Sie in unserem Überblick.
- Bergwacht warnt: „Von Touren in die Hochlagen raten wir dringend ab“, sagt Raphael Müller von der Bergwacht Hinterstein. Die Lawinengefahr sei definitiv gegeben, warnt er. Dieser Hinweis ist umso wichtiger, als der Bayerische Lawinenwarndienst noch keinen täglichen Lagebericht veröffentlicht. Speziell für auswärtige Tagesausflügler, betont Müller: Der als Fotomotiv beliebte Schrecksee bei Hinterstein liegt in den Hochlagen. Warnend äußert sich auch sein Kollege Urban Blanz von der Bergwacht Bad Hindelang: Gerade südseitig an Grashängen könnten bei nun steigenden Temperaturen Lawinen abgehen. Wer unbedingt wandern will, sollte dies in niederen Lagen bis 1300 Meter tun. Wichtig für die Tourenplanung sei eine wintergerechte Ausrüstung. Zudem müsse die früh einsetzende Dunkelheit berücksichtigt werden und die deutlich größere Anstrengung beim Schneestapfen im Vergleich zu einer Sommertour. Eine leichte Winterwanderung auf nicht präpariertem Weg ist zum Beispiel von Bolsterlang (Kreis Oberallgäu) über das Sonnenplateau nach Hirtenstein möglich.
Wo kann man im Allgäu schon Langlaufen?
- Skifahren und Skilanglauf: „Ab ins Schneevergnügen“, heißt es am Samstag ab 9 Uhr im bei Familien beliebten Skigebiet Eschach bei Buchenberg im Oberallgäu. Dort verzeichnen die Betreiber eine Schneedecke von 30 bis 40 Zentimetern. Auch die Liftanlagen in Sinswang bei Oberstaufen sind geöffnet. Höher gelegene Skigebiete sind aktuell noch geschlossen. Nächstes Wochenende soll es im Skigebiet Grasgehren am Riedbergpass losgehen. Bei den Bergbahnen Oberstdorf Kleinwalsertal heißt es. „Wir werden voraussichtlich am 6. Dezember in die Wintersaison starten.“ Bei der Alpspitzbahn in Nesselwang ist der Pisten-Start am 13. Dezember geplant. Aktuell läuft bei schönem Wetter dort der Alpen-Coaster. Am Hahnenkamm in Reutte (Tirol) ist das Skiopening auf den 30. November terminiert. Auch Langläufer müssen sich gedulden. „Noch liegt nicht genug Schnee und der Boden ist noch nicht ausreichend gefroren, um Loipen zu spuren“, hieß es beispielsweise bei den Hörnerdörfern, zu denen auch die höchstgelegene Gemeinde des Allgäus, Balderschwang, gehört. Auch im Tannheimer Tal sind noch keine Loipen gespurt.
- Tipps von der Polizei: Die Polizei war seit Donnerstagabend gefordert. Der starke Schneefall führte bis Freitagmittag zu über 200 witterungsbedingten Einsätzen in der Region. Es kam zu zahlreichen Unfällen. Insgesamt wurden 15 Menschen verletzt und es entstand ein Sachschaden in Höhe von 400.000 Euro. Trotz der winterlichen Verhältnisse waren einzelne Autofahrer noch mit Sommerreifen unterwegs. So auch ein Mann in Kempten, teilt die Polizei mit. Als er auf die Gefahren hingewiesen wurde, zeigte er sich uneinsichtig. Der Mann durfte nicht weiterfahren. Wer jetzt unterwegs ist, sollte vor der Fahrt das Auto von Schnee und Eis befreien, rät die Polizei. „Ein Guckloch reicht nicht aus“, betont Polizeisprecher Martin Hämmerle. Die Fahrzeuge müssten komplett frei sein, ansonsten drohe ein Bußgeld. Das Spritzwasser sollte stets aufgefüllt, Eiskratzer und Besen griffbereit sein. Während der Fahrt gilt es, genügend Abstand zu anderen Fahrzeugen zu halten. Immer wieder komme es vor, dass die Polizei Autofahrer anhalte, die auch bei Minusgraden in kurzer Hose und Flip-Flops unterwegs sind. Vor allem im Winter rät die Polizei zu festem Schuhwerk. Auch Mütze und Handschuhe sollten im Auto bereitliegen. Nicht nur um selbst nicht zu frieren, sondern auch, um anderen bei Unfällen helfen zu können.
Wie lange bleibt der Schnee in Bayern und im Allgäu liegen?
- Wie lange bleibt der Schnee liegen? Die Wetterstation am Nebelhorn zeigte am Freitagmittag eine Schneehöhe von 80 Zentimetern. Doch bei dem Wintereinbruch handelt es sich nur um ein kurzes Intermezzo, sagt Meteorologe Dr. Guido Woltz vom Deutschen Wetterdienst. „Die weiße Pracht wird kräftig wegschmelzen.“ Und das spätestens am Sonntag. Denn dann werden vor allem in den Hochlagen milde Temperaturen erwartet. 15 Grad soll es im Tal werden. Grund für den Wetterumschwung in der Region ist laut Woltz ein Orkantief nordwestlich von Island.
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